Anleger sehen sich schon seit geraumer Zeit vor ein schwerwiegendes Problem gestellt: Die niedrigen Zinsen machen es schwer, lukrativ Geld am Anleihenmarkt zu investieren. Der „Anlagenotstand“ bringt Alternativen ins Spiel. Für Anleger, die an regelmäßigen Ausschüttungen interessiert sind, gehören dividendenstarke Aktien dazu.


Natürlich sind beide Anlageklassen nur beschränkt miteinander vergleichbar. Zwar schwanken auch bei börsennotierten Anleihen die Kurse, teils sogar stark wie zum Beispiel das Segment der Mittelstandsanleihen gezeigt hat, doch am Aktienmarkt herrschen insgesamt deutlich größere Schwankungsbreiten. Egal wie hoch Dividendenzahlungen der Unternehmen also ausfallen: Risikofrei sind Dividendenaktien nicht.


Dennoch erfreuen sich die Titel steigender Beliebtheit. Das hat vielfältige Gründe. So sind die steigenden Rekord-Dividendensummen der Unternehmen und damit auch Rekorddividenden je Aktie ein gutes Argument. Die Titel gelten zudem als defensive Anlageklasse im Aktienuniversum. Hohe Dividendenzahlungen federn Kursrisiken ab, vor allem wenn das jeweilige Unternehmen ein insgesamt stabiles, eher defensives Geschäft betreibt, das zugleich einigermaßen hohe und stetige Dividendenzahlungen ermöglicht. Hier herrscht eine gewisse Sicherheit – etwas, das die Börsen vor allem in turbulenten Phasen oder in Zeiten niedriger Zinsen schätzen. Zusätzlich bestehen die Chancen auf Kursgewinne. Studien zeigen nicht zuletzt deshalb, dass Dividendentitel langfristig Renditevorteile für den Anleger sichern können.


Längst haben auch Unternehmen, Finanzdienstleister, aber auch Börsenbetreiber begriffen, dass Dividenden bei vielen Anlegern einen hohen Stellenwert genießen. So hat die Deutsche Börse AG bereits im Jahr 2005 einen Aktienindex eingeführt, der sich speziell dividendenstarken „Blue Chips“ widmet: Der „DivDAX“ umfasst die 15 dividendenstärksten Aktien, die zugleich auch im DAX, dem wichtigsten Aktienindex der Frankfurter Börse, gelistet sind. Die Zusammensetzung des Index umfasste bei Redaktionsschluss unter anderem Papiere wie den Versicherungskonzern Allianz, die Deutsche Telekom oder den Immobilienkonzern Vonovia. Zahlreiche Zertifikate und indexorientierte Fonds bilden den Index ab.


Wer sich mit Dividendenaktien beschäftigt, sollte allerdings einige Punkte beachten. So sorgt zum Beispiel der Dividendenabschlag immer wieder für Irritationen. Hierzu kommt es am ersten Börsentag nach der Hauptversammlung des Unternehmens, das die Dividende auszahlt. International kann der Ausschüttungsrhythmus übrigens von der hierzulande üblichen jährlichen Zahlung abweichen. So sind zum Beispiel im angelsächsischen Raum Quartalsdividenden keine Seltenheit. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Anteilseignern zudem an, statt einer Auszahlung der Dividende auf ihr Bankkonto eine sogenannte Stockdividende zu beziehen, sprich in Höhe der Dividendensumme zusätzliche Aktien in ihr Depot eingebucht zu bekommen.


Gerade bei Aktien mit einer hohen Dividendenrendite fällt der Abschlag groß aus, denn die tatsächlich ausgezahlte Dividende wird vom Aktienkurs abgeschlagen. So schüttete zum Beispiel im Juli dieses Jahres die Münchener Beteiligungsgesellschaft Mutares eine Dividende in Höhe von 1,00 Euro je Aktie aus. Bei einem Schlusskurs am Tag der Hauptversammlung von 11,70 Euro ließ der Dividendenabschlag die Aktie am Folgetag natürlich optisch deutlich günstiger aussehen. Mit 10,85 Euro und einem Kurszusatz „ex Dividende“ wurde der Handel am Tag darauf aufgenommen. Da die Aktionäre aber wenige Tage später 1,00 Euro je Aktie auf ihr Bankkonto gutgeschrieben bekamen, war natürlich kein tatsächlicher Wertverlust vorhanden.


Steuerlich müssen Anleger allerdings aufpassen, insbesondere wenn Freibeträge überschritten werden. Dividenden sind – wie auch Zinszahlungen und andere Kapitalerträge – steuerpflichtige Einnahmen. Ihre Höhe wird mit dem jeweiligen Freibetrag verrechnet. Wird dieser überschritten, erfolgt eine Besteuerung der Dividenden über die Abgeltungssteuer. Das senkt die Dividendensumme, die tatsächlich auf dem Konto des Anlegers landet.


Anleger müssen zudem aufpassen: Dividenden sind bei vielen Unternehmen nicht nachhaltig hoch, sondern gewinnabhängig. Hinzu kommen Sondersituationen: So treffen Unternehmen zum Beispiel häufig die Entscheidung, Gewinne aus Verkäufen von Beteiligungen oder Unternehmensbereichen als Sonderdividende auszuzahlen – die fällt dann natürlich nur einmalig an. So kürzt sich die Dividendenrendite bisweilen aufgrund von Sonderfaktoren oder einem schlechten Geschäftsjahr ganz natürlich, ohne dass die Steuer zuschlägt.


Nicht zuletzt sollten Anleger auch darauf achten, dass die Dividendenrendite nicht nur rechnerisch hoch ist, weil der Aktienkurs des Unternehmens seit der letzten Dividendenzahlung stark gefallen ist – zum Beispiel aufgrund schlechter Zahlen und Geschäftsaussichten.

Dividendenfonds als Alternative zu Einzeltiteln


Wem solche Researchaktivitäten zu aufwändig sind oder sein Geld auf eine ganze Reihe von Aktien streuen will, geht den Umweg über Fonds, die einen Schwerpunkt auf Dividendenaktien haben. Im Zehnjahresvergleich schneidet vor allem der M&G Global Dividend Fund A EUR (ISIN: GB00B39R2S49) mit einem Plus von mehr als 150 Prozent stark ab. Strategie des Fonds ist es, eine höhere Dividendenrendite als beim FTSE World Index zu erzielen. Es wird weltweit angelegt, Schwerpunkt im Fondsportfolio sind aber – wenig überraschend – Aktien vom US-Markt, gefolgt vom britischen Markt. Weitere Vertreter aus dem Bereich sind unter anderem der DWS Top Dividende LD (ISIN: DE0009848119) und der DJE - Dividende & Substanz P (EUR) (ISIN: LU0159550150), die in der regionalen Zusammensetzung etwas stärkere Schwerpunkte in Europa setzen – das gilt vor allem für den DJE-Fonds, in dem deutsche Aktien aktuell sogar höher als US-Werte gewichtet sind. Zudem orientiert sich der DJE-Fonds nicht rein an Dividendentiteln, sondern sucht auch nach Value-Aktien mit starker Substanz.