Die Fondsboutique Catana setzt mit ihrem Ende Juni aufgelegten Fonds „Catana Big Data“ (ISIN: DE000A2AGM42) auf ein innovatives Portfolio-Management. Catana-Chef Holger Knauer erklärt im Interview, warum das Fehlen von Emotionen auf den Finanzmärkten förderlich sein kann und warum die Künstliche Intelligenz auf Events reagieren kann, bevor diese überhaut eintreten.

FondsDISOCUNT.de: Ist Künstliche Intelligenz die Lösung für die Zukunft, weil sie emotionslos arbeitet?

Holger Knauer: Es ist richtig, dass uns die einzigartige Kombination von Big Data und Künstlicher Intelligenz ermöglicht, ohne Emotionen unseren Portfolio-Management-Prozess erfolgreich umzusetzen. Finanzmärkte werden neben ökonomischen Fakten auch stark von Emotionen getrieben. Denken Sie beispielsweise an Trends. Die Künstliche Intelligenz kann auch diese erkennen und es entsprechend in die Entscheidung einbeziehen. Richtig ist aber auch: wir als Portfolio-Manager geben die Leitplanken vor, in denen agiert wird, fahren zusätzlich ein hartes Risikomanagement und treffen letztendlich die Anlageentscheidung. Sicherlich wird jedoch Künstliche Intelligenz in der Zukunft an den Finanzmärkten eine viel größere Rolle spielen, als dies bisher der Fall ist.

Sie setzen auch auf die Analyse von Social-Media-Daten. Was erfahren Sie über die Märkte via Facebook, Twitter und Co.?

Es ist richtig, dass wir für den Fonds neben traditionellen redaktionellen Nachrichten und Research-Analysen auch Daten aus Social Media nutzen, bei denen Nutzer ihre Meinung zu Finanzmärkten im Allgemeinen und Aktien im Besonderen austauschen. Diese User verfolgen die Märkte intensiv und geben Informationen und Einschätzungen wieder, die in Kombination mit anderen Daten eine Prognose für die zukünftige Entwicklung an den Märkten geben können. Inzwischen ist es so, dass diese sogenannten Nutzer-generierten Inhalte die Anzahl an traditionellen Nachrichten deutlich übersteigen und so allein durch die schiere Masse eine nicht mehr zu ignorierende Datenquelle darstellen.

Das Sammeln dieser enormen Menge an Daten dürfte schon eine Mammut-Aufgabe sein. Wie werden diese Daten ausgewertet?

Da haben Sie Recht. Im ersten Schritt müssen die Nachrichten eingesammelt und über das sogenannte „Natural Language Processing“ verstanden werden. Schon hier kommt es auf Feinheiten an, wie das eindeutige Zuordnen von Gattungen und Wörtern oder das Verständnis für doppelte Verneinungen, etc. Catana Capital kooperiert hier mit dem Datenspezialisten StockPulse GmbH. Jedoch ist der erste Schritt hierbei nicht die größte Herausforderung, vielmehr entstehen die großen Datenmengen bei der Verarbeitung und Filterung der relevanten Daten. Die jeweilige Nachricht wird einer Quelle zugeordnet und damit kann das Signal in der Richtung und in der Stärke kategorisiert werden.

Wie wird unter Berücksichtigung der Daten das Portfolio erstellt? Und aus wie vielen Titeln besteht es aktuell?

Wichtig ist: wenn wir ein Signal erhalten, wird dieses nicht automatisch umgesetzt. Vielmehr prüft das System selbstständig, ob unter den aktuellen Marktgegebenheiten – etwa Charttechnik, Rohstoffpreise, Währungskurse – in der Vergangenheit eine Handelsmöglichkeit mit einem guten Chance-/Risiko-Verhältnis bei einem solchen Signal bestand. Nur dann wird eine Anlageentscheidung getroffen. Dies wird durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz laufend überprüft und das System lernt so mit jeder Entscheidung dazu. Unser fokussiertes Portfolio besteht in der Regel aus weniger als 20 Positionen aus dem DAX 30-Index. Allerdings kann der Catana Big Data Fonds auch zu 100 % in Cash investiert sein, wenn wir keine erfolgsversprechenden Signale erhalten.

Vertrauen Sie Künstlicher Intelligenz mehr als Analysten?

Die Meinung der Analysten fließt auch in unsere Signale mit ein, ist aber eben nur ein Teil davon. Wir werten mehr als fünf Datensätze in der Sekunde in Echtzeit aus und überprüfen zudem mit unserer Datenbank was in der Vergangenheit passiert ist. Das können Sie nur mittels Big Data und Künstlicher Intelligenz, der Mensch kann dies nicht mehr bewältigen. Big-Data-basierte Handelsstrategien sind daher aufgrund der Kombination von Millionen Meinungen und Nachrichten traditionellen Anlageformen überlegen. Dieser innovative Ansatz kann auch in einem herausfordernden Umfeld hervorragende Ergebnisse erzielen, einen hohen Diversifikationseffekt bieten und hilft die Risiken sowie die Abhängigkeit von den volatilen Kapitalmärkten einzugrenzen.

Was passiert, wenn Big Data doch einmal einen Fehler machen sollte?

Natürlich ist unser System nicht unfehlbar und Trades können wir bei jedem anderen Vermögensverwaltungsansatz auch in die falsche Richtung laufen. Dafür haben wir einen stringenten Risikomanagementprozess implementiert bei dem wir durch geeignete Stopp Loss-Mechanismen dafür Sorge tragen, dass Verluste begrenzt werden. Zudem gibt es im Portfolio klare Regeln, welche maximalen Gewichtungen in Einzeltiteln sowie in Long- und Short-Positionen eingegangen werden dürfen. Darüber hinaus überwachen wir laufend mit unseren sogenannten „Sentiment-Triggern“, wie sich die Stimmungen zu übergreifenden Themen wie Gold, Öl oder EUR/USD etc. verändern. Solche Veränderungen führen bei uns teilweise zu einer Neuausrichtung des Portfolios – häufig vor dem Eintreten des tatsächlichen Events! Zudem haben die Möglichkeit zu Phasen besonderer Marktunsicherheit – etwa den Brexit – auch bis zu 100 Prozent in Cash zu halten.

In einem weiteren Interview mit FinanceNewsTV spricht Holger Knauer ausführlich über die Chancen von Big Data: