Emerging Markets und Nachhaltigkeit:  passende Mischung in bewegten Zeiten


Emerging Markets, also Länder und Regionen, die stark wachsen und denen ein wirtschaftlicher Aufholeffekt im Vergleich mit Industriestaaten vorausgesagt wird, sind bei defensiv ausgerichteten Anlegern bislang unterrepräsentiert. Im Wesentlichen sind zwei Gründe dafür auszumachen. Erstens hat die Zurückhaltung mit dem Risiko zu tun, das sich in der Vergangenheit in hoher Volatilität niederschlug, und zweitens waren Emerging Markets-Fonds häufig nicht nur nicht nachhaltig genug, sondern gerade im Rohstoffsektor mit vielen Risiken behaftet (z.B. Kinderarbeit, Korruption etc.). Titel aus Emerging Markets reagieren vor allem ausgeprägt auf Zinsänderungen und Währungsschwankungen, insbesondere wenn Umsätze zu großen Teilen in local currencies anfallen. Andererseits bieten ausgewählte Emerging Markets-Investitionen durch das hohe Wachstumspotenzial auch ansehnliche Chancen. Mit einem strikt nachhaltigen Ansatz bei der Titelselektion will das Management des Candriam Sustainable Equity Emerging Markets (ISIN: (LU1434524093) die Risiken des Genres senken und gleichzeitig alle Chancen nutzen. ESG-Bedenken werden gleichsam en passant auf diese Weise ausgeräumt. Der Ansatz dürfte Volatilitäten glätten, die dennoch nicht auszuschließen sind, weswegen eine Haltedauer von mindestens sechs Jahren eingeplant werden solle, wie es in den Informationen zum Fonds heißt.


Versicherungen auf Gegenseitigkeit besitzen in Europa und gleichermaßen im angelsächsichen Raum (Mutual Company) weite Verbreitung, weil sie eine Nähe zum genossenschaftlichen Gedanken aufweisen. New York Life ist das größte US-Versicherungsunternehmen auf Gegenseitigkeit und zugleich einer der weltweit größten Lebensversicherer. Candriam ist der europäische Asset Manager dieser Versicherung und damit von Haus aus mit besonderer Expertise im Bereich langfristig ausgerichteter defensiver Geldanlage ausgestattet. Dem Gemeinschafts- und Nachhaltigkeitsgedanken folgend setzte Candriam ESG-Kriterien als einer der ersten Asset Manager ein. Bereits 1996 wurde ein ethisches Portfolio zusammengestellt, 2000 kam eine nachhaltige Produktrange auf den Markt, 2006 zählte Candriam zu den Initiatoren und Erstunterzeichnern der UN Principles for Responsible Investments (UNPRI). Ein Jahr zuvor war das erste ESG-Team in der investment-Abteilung gebildet worden.


Selektionsprozess startet mit Nachhaltigkeits-Screening


Emerging Markets werden seit 2017 nachhaltig von Candriam analysiert. „Wir sind der festen Überzeugung, dass diese ESG-Analyse zum einen zu einer besseren Erkennung der potenziellen Risiken beispielsweise in Verbindung mit der Corporate Governance oder dem Risiko von Kontroversen beitragen kann und zum anderen Chance erkennen lässt, die sich aus langfristigen Nachhaltigkeitstrends ergeben“, betont Fondsmanager Jan Boudewijns. Über Ausschlusskriterien hinaus ist das Sondervermögen bestrebt, direkt zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch spezifische Ziele und die Einbindung klimabedingter Indikatoren in die Aktienanalysen beizutragen und eine langfristige positive Wirkung auf Umwelt und Soziales zu entwickeln. Mit dem Sustainable Equity Emerging Markets können Anleger in ein Portfolio investieren, das zu mindestens 75 Prozent Aktien von Unternehmen mit Sitz oder Hauptgeschäftstätigkeit in den Schwellenländern umfasst. Diese Aktien notieren entweder an einer lokalen oder einer internationalen Wertpapierbörse. Die übrigen 15 Prozent werden in Geldmarktinstrumente, Einlagen und/oder Barmittel allokiert.


Das ESG-Screening führt zu einer Liste von derzeit etwa 700 Unternehmen, die Candriam als Anlagekosmos für den Fonds definiert. Als Ziel ist vorgegeben, dass die CO2-Bilanz des Portfolios um mindestens 30 Prozent unter der CO2-Bilanz der Benchmark liegt. Candriam legt sehr offen und nachvollziehbar dar, wie die Werte erhoben und berechnet werden. Neben umfangreichen eigenen Erhebungen arbeitet das Investmenthaus dafür mit einer ganzen Reihe renommierter ESG-Agenturen zusammen. Der Analyse- und Auswahlprozess wird durch aktives Stewardship begleitet, insbesondere durch einen Dialog mit den Unternehmen und – als Anteilinhaber – der Ausübung der Stimmrechte auf Hauptversammlungen. Die ausgewählte Benchmark, in diesem Fall der MSCI Emerging Markets, berücksichtigt Nachhaltigkeitsziele allerdings nicht ausdrücklich. Es gibt keinen Referenzindex zur Climate Transition, keinen auf die Vorgaben des Pariser Abkommens angepassten Index und auch keine sonstige nachhaltige Benchmark, die zum Fonds passt. Damit sind duale Vergleiche natürlich nur begrenzt aussagekräftig – da das Portfolio aber bei vielen Parametern um bis zu 70 Prozent unter dem MSCI-Durchschnitt liegt, zeigt sich, dass es ein großes ESG-Gefälle innerhalb des investierbaren Universums gibt und das Management sehr gezielt die nachhaltigsten Titel selektiert. Damit sollen Chancen genutzt und Risiken minimiert werden. Absolut vorbildlich ist die ESG-Informationsgebung im Factsheet. Dort werden in einer eigenen Sektion eine Vielzahl von Parametern bis hin zur Zahl der Arbeitsunfälle bei den Portfoliounternehmen geteilt.


Blick ins aktuelle Portfolio: China, Taiwan und Indien bevorzugt


Zum Stichtag Ende Februar diversifiziert sich das Fondsportfolio in 94 Titeln, die zu zwei Dritteln in Asien beheimatet sind: China (24 Prozent), Taiwan (18 Prozent) und Indien (12,5 Prozent) bilden den Hauptanteil. Entsprechend stammen die Aktien der Top Ten ausschließlich aus diesen drei Ländern. Mit Taiwan Semiconductor, Tencent und Infosys bildet ein Technologie-Trio die stärksten Überzeugungen. Den größten Sektor bildet derzeit allerdings Finanzen/Versicherungen. Mit Ping An Insurance, Housing Finance, E-Sun Financial Holding und der Postal Savings Bank of China finden sich gleich vier Titel aus den drei bevorzugten Ländern in den Top Ten. Man erwarte, dass diese Titel vom beginnenden Zinssteigerungszyklus besonders profitieren, begründet dies das Fondsmanagement. Neben den genannten Titeln wurde auch kleinere Positionen in Financials in Brasilien und Südafrika aufgebaut. Generell findet das Fondsmanagement Südafrika und Lateinamerika zunehmend attraktiv.


Elektromobilität, Gesundheit, eCommerce und zentrale Anlagethemen


Das ist die aktuelle Momentaufnahme, denn Candriam hat eine Reihe von Sektoren definiert, die als wachstumsstark in den kommenden Jahren angesehen werden. Themen wie Gesundheit, Elektromobilität und grüne Energieerzeugung zählen ebenso dazu wie alle Player rund um eCommerce und Datensicherheit. In 2021 gehörte zum Beispiel Elektromobilität zu den Schwerpunkten, etwa CATL (Contemporary Amperex Technology) als Batteriehersteller, Lithium-Förderer, Separatoren-Produzenten und Zulieferer wie Hanon-Systems. Deren Gewichtung wurde momentan abgesenkt. Zum Gesundheitsthema nennt Candriam Aier Eye Hospital als einen Top-Pick. Dabei handelt es sich um die größte Kette von Augenkliniken in China, die mehr als 200 Standorte in 30 Provinzen betreibt. In Lateinamerika findet das Management Titel wie die dort führende Online-Plattform Mercado Libre interessant. Das Thema grüne Energieerzeugung findet sich unter anderem mit Xinyi Solar im Portfolio. Dabei handelt es sich um den weltgrößten Hersteller von Flachglas für PV-Module. Investiert wird ausschließlich in etablierte Titel mit einer Marketcap von mindestens 250 Millionen US-Dollar.


Aktuelle Entwicklungen im Fonds infolge des Angriffs auf die Ukraine


Angesichts erwarteter Zinssteigerungen hatte das Management den Fonds ohnehin wesentlich defensiver ausgerichtet als im langjährigen Mittel. Diese Strategie wurde nach dem russischen Angriff zuletzt mit Investitionen in die Bereiche Telekom, Consumer Staples und Healthcare ausgebaut, während Technologie und Halbleiter reduziert wurden. Es wird erwartet, dass die Invasion die ohnehin schon zu beobachtende De-Globalisierung weiter beschleunigen werde. Gleichzeit dürften Rohstoffpreise weiter steigen und Lieferkettenprobleme zunehmen. Weil Candriam die Beschleunigung des Energiewandels erwartet, wurden Investitionen in Renewables getätigt und damit die Untergewichtung des Energiesektors vermindert. Derzeit wird eine höhere Cashposition als üblich vorgehalten, um bei Occasionen investieren zu können. In der Gesamtstrategie des Fonds spielte Russland nie eine wichtige Rolle, einige wenige Titel wurden im Januar verkauft, so dass es keine Auswirkungen auf das Portfolio auf der Einzeltitelebene gibt. Den Effekt der De-Globalisierung adressiert Candriam mit erhöhtem Anteil zyklischer Aktien wie SQM (Lithium/Düngemittel), KGHM (Kupfer), Impala (führender Hersteller Platin/Palladium etc.). Weiterhin wurde auf dem aktuellen Niveau Gold als guter Inflationsschutz eingestuft und ein Goldminenbetreiber in Südafrika ins Portfolio genommen. In der regionalen Ausrichtung bevorzugt das Fondsmanagement nun Länder, die ihren Rohstoffbedarf überwiegend selbst decken können, weswegen Südafrika und Lateinamerika in den Fokus geraten.


Zusammengefasst


Investoren können auf eine potenziell attraktive Einkommensquelle wie Emerging Markets-Investitionen heutzutage kaum mehr verzichten. Der ausgeprägt nachhaltige Ansatz nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung dürfte vielen den Schritt erleichtern, in dieses Segment zu investieren.


 


Wertentwicklung im Vergleich zur Peergroup (Aktienfonds All Cap Emerging Markets, Fünf-Jahresvergleich)



 


 


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