Nachhaltigkeitsfonds – da mag für viele Marktteilnehmer ein bestimmtes Investitionsschema mitschwingen: Unternehmen der nachhaltigen Energieerzeugung wie Hersteller von Photovoltaikanlagen oder Windrädern, vielleicht Wasseraufbereiter oder Recycler und spezialisierte Software-Anbieter für Steuerungsaufgaben. Ja, diese üblichen Verdächtigen finden sich im Portfolio des Fonds – aber darüber hinaus noch viele weitere hervorragende Investmentideen. Darunter eine Reihe hierzulande noch weniger bekannter Titel, obwohl der WI Global Challenges Index-Fonds (ISIN: DE000A1T7561), der auf dem Global Challenges Index (GCX) der Börse Hannover basiert, ausschließlich in europäische Aktien und solche der G7-Länder investiert. Doch auch in diesem Investment-Universum lassen sich immer wieder interessante und vor allem aussichtsreiche Titel entdecken.


Der 2007 aufgelegte Index umfasst 50 besonders nachhaltige und verantwortungsbewusst handelnde Unternehmen. Alle sechs Monate wird die Auswahl der Fondsunternehmen überprüft; bislang gab es in der Assessment-Runde aber allenfalls minimale Veränderungen. Das spricht für die Qualität des mehrstufigen Auswahlverfahrens. Fondsmanager Jens Pludra bildet die Zusammensetzung des Index nahezu 1:1 ab und nutzt dabei einen gewissen Spielraum in der Gewichtung der Einzeltitel, um Trankaktionskosten zu minimieren und damit die Rendite zu verbessern. Im Folgenden stellen wir drei Titel vor, die außerhalb des Mainstreams liegen, aber die Herangehensweise und Qualität des Investitionsansatzes des Sondervermögens unterstreichen.


Befesa S.A.


Befesa ist wohl deshalb dem breiten Publikum eher weniger bekannt, da es Recycling ausschließlich im B2B-Bereich betreibt. Das Unternehmen bietet der Stahl- und Aluminiumindustrie nachhaltige Lösungen an: Gefährliche Rückstände, die in den Wertschöpfungsketten von Sekundärstahl- und Aluminiumherstellern anfallen, werden von Befesa aufbereitet und recycelt. Befesa konzentriert sich vor allem auf das Recycling von gefährlichen Rückständen wie Rohstahlstaub oder Salzschlacken. Das mittlerweile in Luxemburg beheimatete Unternehmen geht auf die Recyclingsparte der seinerzeitigen Metallgesellschaft zurück. Nach Eigentümerwechseln und Zukäufen brachte Finanzinvestor Triton den Spezialisten für Metallrecycling 2018 an die Börse. Inzwischen ist Befesa im M-Dax notiert.


Die Kapazität der derzeit 23 eigenen Recyclingwerke beträgt aktuell jährlich 2,5 Millionen Tonnen, in der Hauptsache für Stahl und Aluminium, aber auch für Metalle wie Zink. Ziel des Fonds bzw. der Index-Verantwortlichen ist es, nicht nur nachhaltige, sondern auch wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen zu selektieren. 2021 realisierte Befesa einen Gewinnsprung. Die Aktionäre – und somit auch der Fonds – profitierten von einer erhöhten Dividende. Im ersten Quartal 2022 setzte sich die Aufwärtsentwicklung fort, das EBITDA legte um 25 Prozent zu. Das soll so weitergehen: Der aktuelle Fünf-Jahres-Plan sieht Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro als Basis für weiteres Wachstum mit zweistelligen jährlichen Zuwachsraten beim EBITDA vor. Eine Akquisition in den USA und zwei neue Werke in China werden sich schon dieses Jahr in den Zahlen niederschlagen. Ein Werk produziert und vermarktet bereits Wälzoxid mit hoher Auslastung, ein zweites in Henan wurde im zweiten Quartal angefahren. Befesa gibt für 2022 ein Wachstumsziel von elf bis 37 Prozent als Indikation an, was auf ein Ergebnis um drei Euro pro Aktie hinausläuft.


Neben dem umweltrelevanten Geschäftsmodell überzeugt das Unternehmen ESG-Anleger auch durch ein umfassendes Arbeitsschutzprogramm für die Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren gab es keinen tödlichen Arbeitsunfall, obschon die Unfallrate im Branchendurchschnitt liegt. Befesa ist stark in der Forschung und Entwicklung von Rückgewinnungsprozessen engagiert, die weniger umweltschädliche Stoffe bedingen oder ausstoßen, außerdem ist die Verringerung des Wasserverbrauchs wichtiges Ziel. Insgesamt ist Befesa ein klassischer Transformer, der eine Branche, die heute Teil von Umweltproblemen ist, zum Anbieter für Lösungen dieser Probleme umwandeln möchte.


BillerudKorsnäs AB


BillerudKorsnäs AB ist ein schwedisches Unternehmen, das an der Stockholmer Börse sowie der NASDAQ notiert ist. Die Herstellung von Papier und Wellpappenrohstoffen auf Basis von Zellstoff bildet das grundlegende Geschäftsmodell, organisiert in die Bereiche Packaging Paper, Consumer Board und Corrugated Solutions. Packaging Paper umfasst Kraft- und Sackpapiere sowie funktionelle Lösungen für viele Anwendungen wie etwa Verpackungen für Nahrungsmittel, industrielle Zwecke, medizinische Anwendungen und Tragetaschen. Das Geschäftsfeld verkauft auch den Überschuss an Zellstoff, den BillerudKorsnäs nicht in der eigenen Produktion verwendet. Der Geschäftsbereich Consumer Board entwickelt und vermarktet Kartonverpackungen für Getränke, Joghurt, gekühlte und gefrorene Lebensmittel und andere Konsumgüter. Das Segment Corrugated Solutions bietet leichte Verpackungsmaterialien aus Wellpappe, die dennoch fest genug für einen sicheren Transport sind. Das Unternehmen bietet in diesem Bereich auch Beratungsdienstleistungen für Verpackungsoptimierung und effiziente Logistikströme. Das Geschäftsfeld umfasst auch die Arbeit der Tochterfirma Paccess, eine Firma, die Verpackungslösungen für Markeninhaber bietet. Die BillerudKornäs AB verfügt über fünf Produktionsstandorte in Nordeuropa und UK sowie aktuell in den USA.


Für den Global Challenges Index ist der Wert interessant, weil Billerud die Verpackungsindustrie deutlich nachhaltiger macht und als Treiber dieser Entwicklung von First-Mover-Vorteilen profitiert. Billerud AB entstand 2001 aus dem Zusammenschluss mehrerer Papierfabriken, 2012 folgte der Zusammenschluss mit Korsnäs AB. Im vergangenen Jahr akquirierte das Unternehmen den US-amerikanischen Papierhersteller Verso Corporation. BillerudKorsnäs zählt zu den weltweit führenden Papierkonzernen. Die wichtigsten Märkte sind Europa, Asien und Nordamerika. Die Produktionskapazitäten belaufen sich auf 1,4 Millionen Tonnen Papier und Pappen.


Billerund ist aus mehreren Gründen geeignet für einen ESG-Fonds. Zunächst einmal bietet sich Papier als Ersatz für Kunststoffverpackungen an. Der schwedische Konzern ist hier aktiv und Wegbereiter, mit innovativen Lösungen Kunden den Umstieg zu erleichtern. Dabei wird neuer Zellstoff ausschließlich aus zertifizierten Holzwaren in den Kreislauf eingeführt. Gleichwohl sehen die Verantwortlichen des Index auch noch viel Verbesserungspotenzial, zum Beispiel durch den verbesserten Einsatz von Recyclingpapier in die Produktion hochwertiger Verpackungen. Auch die Beachtung der Recyclingfähigkeit und -effizienz der hergestellten Verpackungen könnte durchaus optimiert werden, so die Analysten. Der Papierhersteller verfolgt einen klar kommunizierten Plan, die Umweltauswirkungen der eigenen Produktion zu minimieren und dabei vor allem den Energieverbrauch zu senken. Nachhaltige Lieferketten und Life-Cycle-Betrachtungen der eigenen Produkte und Lösungen wiederum gehörten zu den Stärken des Unternehmens. Genau beobachtet wird die Beachtung von Arbeitsschutzmaßnahmen, nachdem es zu Unfällen gekommen war und die schwedische Regierung eine Strafe ausgesprochen hatte. Wirtschaftlich ist Billerud erfolgreich mit geringer Verschuldung und langjähriger Dividendenhistorie. Das erste Halbjahr 2022 war das beste seit Unternehmensgründung mit Verdreifachung des Gewinns pro Aktie.


Hannon Armstrong Sustainable Infrastructure Capital, Inc.


Hannon Armstrong Sustainable Infrastructure Capital Inc. ist im Frühjahr 2021 in den Global Challenges Index aufgenommen worden. Das Unternehmen bietet in Gestalt eines REIT (Real Estate Investment Trust) Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung für die Energiemärkte in den Vereinigten Staaten. Das bedeutet: Das Unternehmen sammelt Kapital von institutionellen Anlegern ein und legt es an in Wind- und Photovoltaikanlagen, Energieeffizienz-Projekte sowie nachhaltige Immobilien und Infrastruktur. Hannon Armstrong geht etwa Kooperationen ein und übernimmt die Wasser- und Energieversorgung für US-Universitäten oder -Behörden. Über Joint Ventures finanziert Hannon Armstrong beispielsweise auch staatlich geförderten nachhaltigen Wohnungsbau. Die Finanzierung von Windkraft- und Solaranlagen zählt zu den Kernkompetenzen des Unternehmens. Es beteiligt sich auch direkt an Grünstromproduzenten. Außerdem kauft Hannon Armstrong Land und verpachtet es, damit darauf Solaranlagen entstehen können.


Bei Hannon Armstrong handelt es sich zum Teil auch um eine Infrastruktur-Aktie im engeren Sinne, denn eine Sparte finanziert gegen Beteiligung an den Einnahmen der Betreiber etwa die Modernisierung von Stromnetzen. Zudem investiert das Unternehmen in die Renaturierung von Feuchtgebieten und Flüssen und verkauft dafür Zertifikate an Unternehmen, die andernorts Gebiete trockenlegen. Nach Analysen der Börse Hamburg-Hannover sind 96 Prozent der Bilanz direkt in nachhaltige Projekte investiert, zudem gebe es keinerlei Kontroversen.


1981 gegründet, verwaltet Hannon Armstrong aktuell ein Vermögen von rund neun Milliarden US-Dollar. Das Gründungsdatum zeigt, dass die Verantwortlichen bereits früh die Notwendigkeit zum Handeln erkannt haben, der Nachhaltigkeitsansatz ist damit also ausgesprochen glaubwürdig. Zudem werden über eine eigene Stiftung Nachhaltigkeitsprojekte direkt gefördert.


Wirtschaftlich ist das Unternehmen auf einem steten Wachstumskurs von sieben bis zehn Prozent im Jahr. Das gilt auch für die Dividende. ISS ESG – die Nachhaltigkeits-Ratingagentur, die für den Index die Einschätzung der Aktien übernimmt – betont, dass die klimabezogene Finanzierung von Hannon Armstrong spürbar weniger risikobehaftet sei als andere Formen der Energiefinanzierung. Bei diesem Investment handelt es sich also um ein lohnendes, kerngrünes Engagement.


Fazit


Der WI Global Challenges Index-Fonds deckt nicht nur die bekannten Nachhaltigkeitsplayer ab, sondern identifiziert auch Transitioner in traditionellen Industrien sowie hierzulande weniger bekannte kerngrüne Unternehmen.


Wertentwicklung im Vergleich zur Peergroup (Aktienfonds All Cap Welt, Fünf-Jahresvergleich)



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