Am 10. März dieses Jahres trat die Level-I-Verordnung der Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) in Kraft: Es besteht seitdem eine Offenlegungspflicht zum Thema Nachhaltigkeit, sowohl auf Produkt- als auch auf Unternehmensebene. Dies soll der Problematik des Greenwashing entgegenwirken: der Praxis, den Begriff der Nachhaltigkeit für die Vermarktung der eigenen Produkte zu nutzen, ohne dabei nachhaltig zu sein.


Was seit März 2021 für alle Pflicht ist, hat der Global Challenges Index (GCX), der von der Börse Hannover in Zusammenarbeit mit dem Responsible-Investment-Bereich der Institutional Shareholder Services (ISS ESG) initiiert wurde, schon seit der Gründung 2007 als Ziel. Er geht aber noch einen Schritt weiter: Unternehmen, die in den Index aufgenommen werden, müssen ihre Nachhaltigkeitspolitik nicht nur offenlegen, sondern strenge und konsequente Leistungskriterien erfüllen. Der GCX umfasst 50 internationale Aktien von besonders nachhaltigen Unternehmen. Er ist ausgerichtet auf sieben globale Herausforderungen:



  • die Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels

  • die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser

  • die Beendigung der Entwaldung und die Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft

  • den Erhalt der Artenvielfalt

  • den Umgang mit der Bevölkerungsentwicklung

  • die Bekämpfung der Armut

  • die Unterstützung verantwortungsvoller Führungsstrukturen (Governance)


Die Auswahl der 50 Positionen erfolgt nach einem Zwei-Stufen-Modell. Im ersten Schritt werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die nicht den sozialen und ökologischen Standards genügen, die Bestandteil des Research-Universums von ISS ESG sind. Kategorisch ausgeschlossen werden dabei Unternehmen, die gegen bestimmte Ausschlusskriterien (auch Negativkriterien genannt) verstoßen. Zu diesen Kriterien gehören neben dem Einsatz oder der Unterstützung von Atomenergie, Pestiziden und fossilen Brennstoffen beispielsweise auch Investitionen in Glücksspiel, Alkohol, Tabak und Pornographie sowie kontroverse Geschäftspraktiken Menschenrechts- und Arbeitsrechtskontroversen.


In der zweiten Stufe wählen die Börse Hannover und ISS ESG aus den übrigen Unternehmen 50 aus, die substanzielle Beiträge zur Bewältigung der globalen Herausforderungen leisten. Wie diese aussehen, kann – je nach Branche – ganz unterschiedlich aussehen. Als Beispiele für solcherlei Beiträge nennt die Börse Hannover nachhaltige Forst- und Fischereiwirtschaft, Erhalt und Ausbau der gesellschaftlichen Akzeptanz und Reputation oder Steigerung der Energieeffizienz und Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen. Durch eine finanztechnische Analyse wird dann noch sichergestellt, dass diese Unternehmen der Mindestanforderung an eine Marktkapitalisierung – 100 Millionen Euro – genügen. Die Zusammensetzung des GCX wird halbjährlich geprüft; Unternehmen, die den Ansprüchen nicht mehr genügen, werden ausgetauscht.


Bei der Entwicklung des Konzepts, der Definition der Negativ- und Positivkriterien sowie bei der Identifikation geeigneter Titel erhalten die Börse Hannover und ISS ESG Unterstützung durch einen unabhängigen Beirat. Dieser setzt sich zusammen aus sieben Experten aus unterschiedlichen Einrichtungen und Organisationen wie Universitäten, Verbänden, Vereinen und der Kirche.


Investmentfonds auf den GCX


Der Index ist Beweis dafür, dass sich Nachhaltigkeit und Rendite nicht gegenseitig ausschließen – im Schnitt hat sich der GCX seit 2007 deutlich besser entwickelt als beispielsweise der DAX. Diesen Erfolg machen sich einige Finanzprodukte zunutze: Derzeit sind auf den GCX fünf Produkte aufgelegt: der WI Global Challenges Index-Fonds (DE000A1T7561), der PRIMA – Global Challenges A (LU0254565053), der SUPERIOR 6 – Global Challenges (AT0000A0AA78), der Geneon Global Challenges Select (DE000A0Q8HL1) und der GENEON Nachhaltige Aktien (DE000A2PS2N3).


Obwohl sie sich alle am GCX orientieren, unterscheiden sich die Ansätze, die diese Fonds verfolgen, voneinander. Der GENEON Nachhaltige Aktien setzt sich laut Fondsbeschreibung zu mindestens 51 Prozent aus Aktien aus dem GCX zusammen, beim Geneon Global Challenges Select sind es mindestens 75 Prozent, während der SUPERIOR – Global Challenges keine Prozentzahl festlegt, in seinem aber Portfolio lediglich „überwiegend Aktien und gleichwertige Wertpapiere von Unternehmen, die im Global Challenges Index enthalten sind“, hält. Transparenter agieren der WI Global Challenges Index-Fonds und der PRIMA – Global Challenges A, die sich ausschließlich aus Aktien bedienen, die im Index enthalten sind. Schaut man sich die Wertentwicklung über die vergangenen fünf Jahre an, scheint diese Strategie aufzugehen: Dort liegt der WI Global Challenges Index-Fonds ganz vorn (der GENEON Nachhaltige Aktien wurde erst im Januar vergangenen Jahres aufgelegt und fällt somit aus der Fünf-Jahreswertentwicklung raus).


Die Pressestimmen zum FNG-zertifizierten Fonds der Warburg Invest AG sind durchweg positiv: Der ecoreporter betitelte ihn im November des vergangenen Jahres der als „Nachhaltigkeitsbesten“ im Vergleich mit anderen Index-Fonds und ETFs und Stiftung Warentest stufte ihn als einen der drei besten nachhaltigen Indexfonds ein. Auch Morningstar verlieh dem Fonds fünf Globen im Rahmen des Nachhaltigkeits-Ratings des renommierten Analysehauses – zusätzlich zu einer Risiko-Rendite-Bewertung von fünf Sternen.


Zum Chartvergleich der genannten Fonds: