FondsDISCOUNT.de: Herr Liebe, wenn es um Themenfonds geht, ist Ihr Haus eine der ersten Adressen: Seit den 1990er Jahren machen Sie spannende Anlagethemen bequem im Fondsmantel investierbar. Wie schafft es denn ein solcher inhaltlicher Fokus, von Ihnen in einem Investmentfonds umgesetzt zu werden? Oder anders gefragt: Was qualifiziert ein Thema für einen Pictet-Themenfonds?


Walter Liebe: Für uns muss ein Anlagethema stets durch langfristige Wachstumslinien, so genannte Megatrends, unterstützt werden. Sie bilden das langfristige Rückgrat für den kontinuierlichen Bedeutungsgewinn eines Anlagethemas. Dann ist es unbedingt nötig, dass es ausreichend börsennotierte Gesellschaften gibt, um das Thema diversifiziert abbilden zu können. Auch achten wir darauf, dass es in einem Themenportfolio nur geringe Überschneidungen mit herkömmlichen globalen Aktienindizes gibt, denn diese bilden häufig vergangene Gewinner ab und weniger die Profiteure der Zukunft. Schließlich kann ein Anlagethema nur erfolgreich sein, wenn wir über längere Zeiträume höhere Renditen erwarten als mit herkömmlichen Portfolios.


Die Idee, benchmarkunabhängig in langfristige Investmentthemen bzw. Megatrends zu investieren, findet immer mehr Anhänger. Was macht denn einen guten Themenfonds aus, worauf sollte man als Anleger achten?


Ein guter Themenfonds zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht zu eng definiert ist. Sie werden aus unserem Hause keine Mikrothemen-Fonds finden, denn ein Anlagethema verändert sich im Zeitablauf immer wieder. Hier ist es wichtig, verschiedene Unterthemen spielen zu können, um einen solchen Fonds erfolgreich durch Konjunktur- und Börsenzyklen zu navigieren.


Hinter Ihrer Asset Management-Sparte steht die Pictet-Gruppe, eine seit 1805 in Genf angesiedelte Vermögensverwaltung und Privatbank. Das klingt nach viel Tradition und Erfahrungswissen. Wie sind Ihre Themenfonds intern organisiert? Wird jeder Fonds von einem eigenen Team betreut und wie sichern Sie die erforderliche fachliche Expertise in den jeweiligen Bereichen?


Richtig. Pictet Asset Management ist der Teil der Pictet-Gruppe, der institutionelle Anlagelösungen und Investmentfonds anbietet. Hier verbinden sich Tradition und Innovationsfähigkeit. Seit 1995 1995 haben wir unter Beweis gestellt, immer wieder Pionier bei neuen Themenfonds sein zu können, indem wir das langfristige Potenzial früh erkannten. Wir haben als inhabergeführte Bank den Luxus, den Fonds Zeit zur Entfaltung geben zu können, was manchmal einige Jahre dauert, nicht nur im Themenbereich.


Jeder unserer Themenfonds wird von einem spezialisierten Anlageteam verwaltet, das sich ausschließlich auf dieses eine Thema konzentriert, und das häufig über viele Jahre. Dadurch werden die Themen-Fondsmanager zu absoluten Experten in ihrem Gebiet. Mittlerweile ist daraus ein Team von über 40 Investmentspezialisten geworden, die Themenfonds im Volumen von fast 70 Mrd. Usd verwalten.


Dies zeigt zugleich, dass das Management von Themenfonds doch sehr anspruchsvoll ist. So mancher Fonds auf dem Markt konnte hier nicht mithalten, setzte auf das falsche Pferd oder stieß schlicht bei den Anlegern auf kein Interesse. Ein Urgestein aus Ihrem Hause ist der Pictet – Water (ISIN: LU0104884860), der seit Auflage im Jahr 2000 auf das Mega-Thema Wasserwirtschaft setzt. Hier war die Nachfrage sogar so groß, dass Sie 2017 ein Soft Closing verhängt haben. Was war die Zielsetzung hinter dieser Maßnahme und besteht Hoffnung, dass in absehbarer Zeit auch wieder neue Anleger einsteigen können?


Es ist ein toller Erfolg, dass uns die Anleger im Pictet-Water Fonds so nachhaltig ihr Vertrauen geschenkt haben. Gleichzeitig besitzt der Schutz der Interessen bestehender Anleger für Pictet Asset Management seit jeher absolute Priorität. Daher müssen wir unsere Strategien fortlaufend dahingehend überprüfen, ob sie bei steigendem Fondsvolumen noch effizient zu managen sind. Jede Strategie hat eine Grenze, ab der die Handlungsfähigkeit der Fondsmanager bei der Umsetzung ihrer Ideen eingeschränkt wird. Hier gehen wir konsequent vor und reduzieren die Mittelzuflüsse.


Aufgrund der weiter hohen Nachfrage können bestehende Anleger noch kleinere Anpassungen vornehmen – der Fonds ist also nicht komplett geschlossen – aber wir lassen keine großen Zuflüsse mehr zu. Daran wird sich meiner Meinung nach in der näheren Zukunft auch nichts ändern.


Ihren im Jahr 2005 aufgelegten und ebenfalls äußerst beliebten Pictet – Robotics (ISIN: LU1279334210) hat sozusagen dasselbe Schicksal ereilt, auch hier gilt seit 2017 ein Soft Closing und auch der spannende Ansatz Ihres Pictet -Security (ISIN: LU0270904781) ist bis auf Weiteres den Bestandsanlegern vorbehalten. Können Sie uns etwas zum aktuellen Stand der Maßnahmen bzw. eventuellen Wiedereröffnungsplänen sagen?


Die Antwort bei den anderen beiden genannten Themenfonds ist identisch. Wir haben durch die Möglichkeit, kleinere Anpassungen vorzunehmen, die Flexibilität für unsere Kunden aufrecht erhalten, aber auch hier sehen wir aktuell keine Möglichkeit, die Fonds wieder frei zugänglich zu machen.


Kommen wir zu den regulär erhältlichen Fonds, etwa den Pictet – Human (ISIN: LU2247920189), mit Auflage im Jahr 2020 Ihr jüngster Neuzugang. Dahinter steht die Idee, Unternehmen ausfindig zu machen, deren Geschäftsmodell im weitesten Sinn mit dem Thema Selbstverwirklichung zusammenhängt. Das klingt zunächst etwas schwammig. Könnten Sie uns ein paar Beispiele aus dem Fondsportfolio nennen?


Dieses neuartige Anlagethema investiert in Dienstleistungen rund um den Menschen. Damit grenzt er sich deutlich von vielen derzeit erfolgreichen Wachstumsthemen ab. Erstens investieren wir in Services und nicht in Produkte (es ist also keine Markenprodukte-Strategie) und zweitens ist der Pictet-Human Fonds gewissermaßen der Gegenpol zu einer Robotics-Strategie. Die zunehmende Technisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt schafft Freiräume für die Menschen, sich selbst zu verwirklichen. Wir erkennen einen weltweiten Trend – noch verstärkt durch die Corona-Pandemie – dass Menschen bewusster leben und eher bereit sind, in ihr Wohlbefinden zu investieren. Die Kaufbereitschaft ist hoch, was die Zielunternehmen sehr profitabel macht. Beispiele hierfür sind Anbieter von Lernplattformen, Anbieter von Betreuungsdienstleistungen für Kinder oder Senioren, Karriereportale und vieles mehr. Ein sehr breites Anlageuniversum mit klaren Wachstumseigenschaften.


War es Zufall, dass der Fonds ausgerechnet im Corona-Jahr gestartet ist, als viele Menschen plötzlich sehr viel freigesetzte Zeit in Dinge wie persönliche Weiterentwicklung oder auch Selbststudium stecken konnten?


Interessanter Aspekt, aber unsere Anlagethemen werden lange und intensiv recherchiert und vorbereitet, und in diesem Fall waren wir mehrere Jahre mit diesem Projekt befasst bevor wir die Anlagestrategie so formuliert hatten, dass wir es als marktreif ansehen konnten. Es war somit reiner Zufall, dass die Pandemie zwischenzeitlich einsetzte. Aber sie hat für deutlichen Rückenwind bei den Werttreibern gesorgt. Aber ich muss auch betonen, dass das Thema keinesfalls obsolet wird falls die Pandemie hoffentlich irgendwann überwunden dein wird.


Ebenfalls ein sehr gefragtes Zukunftsthema sind Neue Energien. Sie haben Ihren Pictet – Clean Energy (ISIN: LU0280435388) bereits 2007 an den Markt gebracht, damals war der Klimawandel noch nicht so stark im öffentlichen Bewusstsein wie heute. Wenn man so möchte, haben Sie damit schon frühzeitig selbst ein Thema gesetzt. Wie hat sich der Fonds bislang geschlagen, sprich: Hat sich das gute Gewissen der Anleger hier auch in Renditepunkten ausgezahlt?


Dieser Fonds ist ein Paradebeispiel dafür, dass Themen sich manchmal erst später entfalten als man es ursprünglich plante. Die aktuelle Kursexplosion von Aktien aus dem Thema Saubere Energien verdeckt etwas den Blick, dass wir in den letzten zehn bis zwölf Jahren auch harte Zeiten durchgemacht haben. Ab der großen Finanzkrise 2008/09 fand eine Konsolidierung in der Wind- und Solarindustrie statt, der fast die gesamte europäische Wind- und Solarbranche zum Opfer gefallen sind. Mittlerweile sind aber die Modulhersteller wieder profitabel, und die Energiewende hat sich zu einem weltweiten Megaprojekt entwickelt. Daher sehen wir seit ca. drei Jahren eine außerordentlich gute Wertentwicklung, aber die Zeit davor war für Anleger schon recht zäh.


Frühzeitig erkannt haben Sie auch das Thema Digitalisierung mit Ihrem 2008 aufgelegten Pictet – Digital (ISIN: LU0340554913), dessen aktuelles Portfolio mit Werten wie Alibaba, Facebook, Tencent oder Paypal alle „modernen Tech-Klassiker“ widerspiegelt. Das Segment gilt allerdings zumindest in Teilen mittlerweile als überhitzt. Wie bewerten Sie die weiteren Aussichten und wie können Sie sich gegen einen potenziellen Crash absichern?


Ganz klar gibt es derzeit Übertreibungen bei der Bewertung vieler Technologieunternehmen. Auch die Sorglosigkeit, mit der (wieder einmal) noch nicht erwiesene Geschäftsmodelle mit Kapital versorgt werden, muss einen nachdenklich stimmen. Allerdings ist der große Unterschied zur Internetblase zur Jahrtauendwende, dass heutzutage bei vielen Anbietern digitaler Geschäftsmodelle richtig Geld verdient wird. Die Gewinnmargen und Wachstumsraten sind weiter enorm hoch. Auch hat sich das Verhalten der Wirtschaftsakteure verändert. Mittlerweile werden technologische Innovationen von Unternehmen und Verbrauchern viel schneller angenommen als früher. Daher ist mir um die Zukunft des Digital-Universums nicht bange. Die Kunst für einen aktiven Fondsmanager besteht nun darin, selektiv zu sein und sich von absurden Bewertungen fernzuhalten. Hier wird die nächste Korrektur zeigen, welcher Manager auch einen Blick für das Konservative behalten hat.


Wie diese Einblicke in Ihre Produktpalette zeigen, entwickeln Themenfonds zum Teil gerade in der Langfristigkeit ihre Stärke. Welche Rolle können Ihre Themenfonds also im Depot übernehmen?


Die Langfristigkeit, mit der sich Anlagethemen entwickeln, machen einen Themenfonds zu einem idealen Langfristinvestment. Wir zögern auch immer wieder, Timingfragen zu einzelnen Themenfonds zu beantworten, weil jedes Thema seine eigenen Zyklen hat. Allerdings muss sich der Anleger darüber bewusst sein, dass ein Themenfonds stets ein globales Aktienportfolio ist, noch dazu häufig eines mit Wachstumseigenschaften. Also wird der Anleger in einer Börsenkorrektur auch Verluste erleiden. Häufig werden Themenfonds von unseren Vertriebspartnern als Zusatzinvestment eingesetzt, aber mit langfristigem Anlagehorizont.


Abschließend würde uns noch interessieren, ob Sie bereits neue Megatrends identifiziert haben und neue Fonds in Planung haben?


Sie können sich vorstellen, dass Pictet Asset Management als Marktführer im thematischen Invstieren ständig Ausschau hält nach neuen Anlagethemen. Aber dies ist kein marketinggetriebener Prozess. Unser Ansatz ist stets investmentseitig getrieben. Sie werden daher keine „Themenfonds-Neuauflage des Monats“ bei uns finden. Auch sorgt die Tatsache, dass wir mittlerweile 15 verschiedene Themenstrategien anbieten, für eine Verlangsamung im Finden neuer Themen, denn wir achten bei der Entwicklung neuer Produkte immer darauf, dass es nur geringe Überschneidungen zu existierenden Themen gibt. Wir arbeiten aktuell an einigen Projekten, das ist aber noch nicht spruchreif.


Herr Liebe, haben Sie vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!


Tipp: Die Pictet-Themenfonds erhalten Sie über FondsDISCOUNT.de ohne den branchenüblichen Ausgabeaufschlag.