Technologiefonds? Zählen mittlerweile zu den modernen Klassikern. FANG-Werte? Kaum ein großer Aktienfonds kommt noch an Facebook, Amazon & Co. vorbei. Die großen Standardwerte? Dürfte fast jeder in Form von Fonds oder ETFs im Depot haben. Also alles beim Alten lassen, bloß keine Experimente? Anleger, die ihr Depot etwas kreativer gestalten möchten, dabei aber auch – gerade jetzt in Corona-Zeiten – nicht auf Renditechancen verzichten wollen, finden mit sogenannten Themen- oder Nischenfonds interessante Anlagemöglichkeiten, die frischen Wind in die Vermögensaufstellung bringen können.


Was können Nischenfonds leisten, was nicht?


Grundsätzlich sind Nischenfonds immer als Ergänzung zu einem möglichst breit aufgestellten Depot zu betrachten. Die eingangs beispielhaft genannten Segmente haben also definitiv ihre Berechtigung und liefern einen wichtigen Beitrag zum Chancen-Risiko-Profil eines Portfolios. Exotischere Unternehmen, Geschäftsmodelle oder sogar ganze Branchen werden über die großen Fonds allerdings in der Regel nicht abgedeckt. Hier kommen die meist etwas kleinvolumigeren Nischenfonds in Spiel: Sie sind konzeptionell enger gefasst und bieten Zugang zu Themenbereichen, die ansonsten nur über Einzelwerte erschlossen werden können. Diese Zuspitzung reglementiert aber zugleich auch ihre Einsatzmöglichkeiten: Setzt man mit einem Themenfonds auf das falsche Pferd, sprich: leidet beispielsweise eine bestimmte Branche unter wirtschaftlichen Einbrüchen, schlägt sich das ungebremst im Fonds nieder. Daher sollte man bei der Auswahl eines Nischenfonds immer die Nachhaltigkeit des Investitionskonzepts im Auge behalten: Profitiert der spezielle Bereich nur im Moment von bestimmten Gegebenheiten, die sich aber schnell ändern können? Oder steckt dahinter eine langfristige Entwicklung oder gar ein Megatrend? Dann kann sich das Investment durchaus lohnen.


Trotz Corona: Interessante Exoten im Überblick


Ein gesellschaftlicher Trend, den sich Anleger zunutze machen können, ist etwa das Thema Haustiere und Tiergesundheit. Vor Jahren noch belächelt, hat sich diese Sparte mittlerweile zu einem Milliardenmarkt entwickelt. Allein in Deutschland sollen rund 35 Millionen Haustiere leben – Zierfische und Terrarientiere nicht mitgezählt. Da die flauschigen Mitbewohner zugleich immer mehr zum Partnerersatz oder zumindest respektierten Familienmitglied werden, geben auch immer mehr Menschen Geld für deren Pflege, Unterhaltung und Gesundheit aus. „Schätzungen von Grand View Research zufolge wird der globale Markt für Haustierpflege, der 2016 ein Volumen von gut 130 Milliarden US-Dollar hatte, bis 2025 im Schnitt um knapp fünf Prozent pro Jahr auf über 200 Milliarden Dollar wachsen“, fasst der Assetmanager Allianz Global Investors zusammen, der mit Fondsmanager Andreas Fruschki an der Spitze Anfang 2019 den Aktienfonds Allianz Pet and Animal Wellbeing (ISIN: LU1931535857) aufgelegt hat. „Die Unternehmen, in die der Fonds investiert, sind insbesondere in zwei Bereichen tätig: Güter und Dienstleistungen rund um Tiere sowie Tiergesundheit“, erklärte Fruschki damals sein Investitionskonzept gegenüber FondsDISCOUNT.de. Damit deckt der Fond alle Bereiche rund ums Haustier ab, von Futtermitteln und deren Vertrieb bis hin zu veterinärmedizinischen Produkten. Mittlerweile umfasst der Aktienfonds rund 195 Millionen Euro und konnte auch bis jetzt in der Coronkrise beweisen, dass Haustiere weiterhin eine gewichtige Rolle im Markt spielen.


Ebenfalls durch eine bislang sehr robuste Performance kann der im September 2008 aufgelegte Aktienfonds Pictet – Timber (ISIN: LU0340558237) überzeugen. Der Themenfonds widmet sich ganz dem nachhaltigen Rohstoff Holz. Erfahrene Anleger kennen Holzinvestments bereits durch sogenannte Waldfonds oder entsprechende Direktanlagemöglichkeiten, über die an der Bewirtschaftung von Plantagen Geld verdient werden kann. Allerdings sind hier in der Regel lange Mindestlaufzeiten – aus den Setzlingen müssen erst erntereife Bäume werden – und oftmals exotischere Standorte einzukalkulieren. Die Themenfondsexperten bei Pictet haben hingegen mit ihrem Holz-Fonds eine flexiblere Anlagemöglichkeit geschaffen. Hierfür wurden rund 200 große, börsennotierte Forstunternehmen identifiziert, an deren Waldbesitz Anleger partizipieren können. Der Fonds legt „in Aktien von Unternehmen an, die entlang der Wertschöpfungskette der Forstwirtschaft tätig sind, etwa im Bereich Aufforstung und Bewirtschaftung bzw. Fertigung oder Vertrieb von Holzprodukten“, heißt es in der Anlagestrategie. Die Forstunternehmen sitzen überwiegend in den USA und in Kanada, aber auch China und die Schwellenländer kommen als Investitionsstandorte in Frage.


Ein weiterer Exot ist der 2018 aufgelegte Candriam Equities L Oncology Impact (ISIN: LU1864481467), der das dynamische Entwicklungsfeld der Krebsforschung investierbar macht. Die Suche nach oder die Verbesserung von Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen ist eine der globalen Herausforderungen der Healthcare- und Pharmabranche.  Im Portfolio des Aktienfonds finden sich vorwiegend Unternehmen, die sich mit der Diagnose, der Bestimmung und der Therapie von Krebserkrankungen beschäftigen. Dazu gehören Unternehmen mit Innovationen in den Bereichen Chirurgie, Strahlentherapie und Onkologika. Das Interesse an dem Oncology-Fonds ist enorm, das Fondsvolumen liegt aktuell bei über einer Milliarde US-Dollar – ein für einen Nischenfonds bereits beachtlicher Wert.  


Fazit: Nischenfonds bieten Zugänge zu vielversprechenden Marktsegmenten, die ansonsten nur schwer bzw. mit hohem Zeit- und Kapitalaufwand über Einzelwerte investierbar sind. Bei der Auswahl sollte die Tragfähigkeit der Idee und bei ausreichender Historie die bisherige Arbeit des Fondsmanagements geprüft werden. Ansonsten sind die Exoten gut geeignet, auch persönlich präferierte Themen mit ins Depot zu holen und somit sein Kapital ganz gezielt zu investieren.


Zum Chartvergleich der genannten Fonds.