Der Degussa Bank Nachhaltigkeitsfonds Akzentuiert (ISIN: DE000A2QK5P8) ist ein globaler Aktienfonds mit Schwerpunkt auf Anlagen nach ESG-Kriterien. Um den steuerlichen Bedingungen eines reinen Aktienfonds zu genügen, müssen stets mindestens 51 Prozent des Fondsvermögens in Aktien allokiert sein. Vom Anlageuniversum werden Unternehmen ausgeschlossen, die biologische, chemische und atomare Waffen produzieren, sowie Produzenten von Streumunitionen und Antipersonenminen. Außerdem werden Unternehmen ausgeschlossen, die jeweils mehr als fünf Prozent des Umsatzes entweder mit Tabak, Kohle, Öl oder mit konventionellen Waffen sowie mit militärischen Waffen und Ausrüstung erzielen.


Nach den Ausschlusskriterien erfolgt eine Selektion der Werte nach dem Best-in-Class-Verfahren in Bezug auf ihr ESG-Rating sowie einer Fundamentalanalyse. Das heißt, es werden nicht ausschließlich direkt nachhaltige Unternehmen selektiert, sondern auch solche, die innerhalb ihrer Branche eine führende Stellung im Bereich ESG-Integration einnehmen. Damit verfolgt der Fonds keine Strategie nach Artikel 9 der Offenlegungsverordnung, sondern stellt ein gemischtes Portfolio aus direkten Nachhaltigkeitsaktien wie zum Beispiel Windkraftbauer Orsted, aber auch Unternehmen aus anderen Industrien zusammen. Im Fokus stehen dabei sechs ESG-Kategorien: Umweltmanagement, Öko-Effizienz, Produkte und Dienstleistungen, Gesellschaft und Produktverantwortung, Mitarbeiter und Zulieferer und Corporate Governance und Wirtschaftsethik.


Gerade mit letzterem Punkt trifft der im April 2021 an den Start gegangene Fonds exakt den Nerv der Zeit. Denn immer mehr Anleger stellen sich sehr detailliert die Frage, in welche Geschäftsmodelle in welchen Ländern sie investieren wollen. Dazu zählen dann Betrachtungen zu den Top-down-Faktoren, also äußere Einflüsse wie Inflation, Korruption und politische Stabilität bzw. Instabilität. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine rückt dieses Thema ganz nach vorne auf die Agenda: Auf einmal wurde die Governance eines Unternehmens sehr wichtig, vor allem wenn es um die Frage der Geschäfte mit und in Russland geht. Schnell war eine „List of Shame“ jener Unternehmen erstellt, die am business as usual festhalten wollten und unter Druck gesetzt wurden – was nicht ohne Folgen für den Börsenkurs blieb.


Es ist stark anzunehmen, das gerade Governance-Themen in Zukunft mehr Bedeutung innerhalb der ESG-Bewertung erhalten werden als bislang. Die unlängst geleakten Informationen zu den Umerziehungslagern für Uiguren in China dürften zukünftig ebenso zunehmende Beachtung finden wie politische Entwicklungen im Mittleren Osten oder den Staaten Lateinamerikas. Arbeitsbedingungen, soziale Standards, Korruptionseindämmung, Bildungsmöglichkeiten und weitere Aspekte werden von immer mehr Investoren in deren Investitionsentscheidungen einbezogen. Genau an dieser Stelle hat sich der Degussa-Fonds positioniert. Und dies erfolgreich, wie die Mittelzuflüsse im ersten Jahr beweisen, denn das Fondsvolumen beträgt bereits mehr als 20 Millionen Euro. Dieser innovative Ansatz und die gute Performance haben dem Angebot auch die Nominierung für die Fonds-Awards der größten europäischen Ratingagentur Scope eingebracht.


Der Fonds setzt sich also zu mindestens 51 Prozent aus börsennotierten Aktien zusammen, die unter Nachhaltigkeitsaspekten ausgewählt werden. Zum Zweck der Diversifikation wird in sämtliche Sektoren nach Beachtung der genannten Ausschlusskriterien investiert. Die Investmentpolitik basiert auf einer Kombination der ESG-Bewertung und einer Fundamentalanalyse. Dabei umfasst das Anlageuniversum die Märkte Europa, Nordamerika und Asien. Das hat auch ganz praktische Gründe, denn nur in diesen Regionen gibt es auch hinreichend aussagekräftige Informationen zu den ESG-Leistungen der Unternehmen, während andernorts die Informationslage häufig dünn und nicht überprüfbar ist. Daraus ergibt sich, dass der Fonds zwar prinzipiell global investieren kann, im Grunde aber viele Regionen nicht betrachtet werden. Damit entfällt die Auswahl einer Benchmark, weil zum Beispiel die entsprechenden MSCI-Indizes eben alle Aktien umfassen. Es ist ferner auch nicht das Ziel des Fonds, einen Index nachzubilden. Das Fondsmanagement hat damit bei der Auswahl der Unternehmen, der Regionen, der Aktiensektoren und deren Gewichtung im Portfolio weitgehend freie Hand.


Der Fonds investiert ausschließlich in Unternehmen, die Verfahrensweisen einer guten Unternehmensführung aufzeigen. Es wird erwartet, dass die Unternehmen einen Unternehmensführungskodex im Einklang mit den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften veröffentlichen, in dem sie mindestens soliden Managementstrukturen, eine ordentliche Beziehung zu Arbeitnehmern, Vergütung von Mitarbeitern sowie der Einhaltung der Steuervorschriften ausweisen. Insgesamt bewirbt der Fonds somit ökologische und soziale Merkmale im Sinne des Artikel 8 der Offenlegungs-Verordnung. Der Fonds darf Optionen nicht nur zur Absicherung, sondern auch zur Erzielung von Mehrerträgen einsetzen. Und er besitzt die Möglichkeit, externe Expertise durch Investitionen in andere Fonds einzukaufen. Wenn man so will ein „Dachfonds embedded-Konzept“, das auf zehn Prozent des Vermögens begrenzt ist. Die Zielfonds müssen offene in- und ausländische Investmentvermögen sein. Degussa wählt die zu erwerbenden Zielfonds entweder nach den Anlagebestimmungen oder nach dem Anlageschwerpunkt dieser Zielfonds oder nach dem letzten Jahres- oder Halbjahresbericht der Zielfonds aus.


Blick in das Portfolio


Der Blick in das Portfolio zeigt, dass der Fonds derzeit für einen Aktienfonds eher defensiv positioniert ist, da gut 16 Prozent Liquidität vorgehalten werden. Hier hält das Management also das Pulver trocken bis klarer zu sehen ist, welche Branchen und Sektoren Momentum aufnehmen. Auffällig weiterhin: Obwohl Asien neben Nordamerika und Europa zu den Schwerpunkten zählt findet sich bis auf einige japanische Titel derzeit kein Engagement in dieser Region. Hier kommt die Governance-Vorsicht zum Beispiel gegenüber chinesischen Titeln zum Tragen. Der Schwerpunkt liegt aktuell eindeutig auf Europa mit Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien. Versorger, Informationstechnologie und Kommunikationsunternehmen führen die Liste der Branchen an.


Die Durchsicht der größten Positionen bringt sowohl bekannte Unternehmen als auch hierzulande seltener ausgewählte Titel zum Vorschein. Größte Einzelposition ist aktuell Red Eléctrica de España (REE). Dabei handelt es sich um den nationalen Übertragungsnetzbetreiber in Spanien. Hauptaktionär ist mit 20 Prozent der spanische Staat. Red Electrica ist für den Betrieb des Höchstspannungsnetzes zuständig. Neben Spanien ist das Unternehmen auch in Südamerika aktiv. Zusätzlich zu den Stromtrassen betreibt Red Electrica auch ein umfangreiches Glasfasernetz. Severn Trent PLC aus Großbritannien zählt hierzulande ebenfalls zu den weniger bekannten Titeln. Als öffentlicher Wasserversorger gegründet und dann privatisiert, sind die Briten heute auch in der Wasseraufbereitung und Müllentsorgung und -recycling tätig. Ebenfalls in den Top Ten findet sich Murata Manufacturing Co. Ltd. Dabei handelt es sich um einen der weltgrößten Hersteller von Elektronikkomponenten mit Sitz in Japan.


Neben diesen seltener anzutreffenden Titeln in deutschen Fonds finden sich auch eine Reihe einschlägiger Titel, zum Teil mit direktem Nachhaltigkeitsbezug wie Windturbinenhersteller Orsted und mit gutem ESG-Ranking versehene Titel wie Henkel, Deutsche Telekom, ST Micro oder Sanofi.


Fazit


Das neue Fondskonzept bereichert den Kurszettel um ein Angebot mit verstärkter Governance-Ausrichtung und ist somit zur richtigen Zeit am richtigen Ort.