Bereits vor dem Putschversuch der vergangenen Wochen musste die Türkei mehrere Anschläge in Istanbul und anderen Städten durch die Terror-Organisation Islamischer Staat verkraften. Innenpolitisch verlor Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan immer mehr den Rückhalt aufgrund seines rücksichtslosen Vorgehens gegen politische Gegner und Journalisten. Am Freitag schließlich versuchte das Militär mit einem Putsch die Macht an sich zu reißen und scheiterte. In der Folge lässt Erdogan mehr als 60.000 Staatsangestellte entlassen oder verhaften und verhängt den Ausnahmezustand für weitere drei Monate – die Türkei kommt einfach nicht zur Ruhe.

Neben den Anschlägen und dem Putschversuch, bei denen hunderte Menschen ihr Leben lassen mussten, sind auch schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für das Land nicht auszuschließen. Die kurzfristigen Auswirkungen auf die Börse waren verheerend. Der Aktienindex der Börse in Istanbul ISE 30 brach infolge des Putschversuchs deutlich ein (siehe Grafik). Die Rating-Agentur S&P stufte die Türkei auf ein Kreditrating von BB herab – zwei Stufen unterhalb des Investment-Grade-Status. Die Herabstufung wird begleitet durch die Begründung, dass die politische Landschaft in der Türkei nach dem Putschversuch auseinander gebrochen sei.

Nach der Herabsetzung des Kreditratings stürzte die türkische Währung mit einem Stand von 3,09 Lira pro US-Dollar auf einen neuen Tiefststand. Für einen Euro gibt es derzeit 3,4 Lira. Die Kursentwicklung belastet in erster Linie Kreditnehmer, die sich im Ausland verschuldet haben. Die FAZ beruft sich auf Ökonomen, die eine Schuldenkrise der türkischen Unternehmen und Privathaushalten nicht für ausgeschlossen halten. Außerdem dürfte die Währungsabwertung die Inflation im Land verschärfen, die mit 7,6 Prozent bereits deutlich über der gemäß Zentralbank optimalen Schwelle von fünf Prozent liegt.

Es ist nicht auszuschließen, dass weiterhin Investmentkapital aus der Türkei abwandert. Das wäre verheerend, denn die Türkei ist auf ausländisches Kapital und Importe angewiesen. Die Wirtschaft soll im laufenden Jahr nur noch um 3,4 Prozent wachsen – zu wenig für ein Land mit einem derart hohen Bevölkerungswachstum. Der Tourismus leidet ebenfalls unter der Terrorbedrohung und dem politischen Regime Erdogans, trägt jedoch nur um vier Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Viel wichtiger ist die Industrie, die etwa ein Viertel des BIPs ausmacht.

Aufgrund der unsicheren politischen Situation halten Unternehmen Investitionen zurück. Diese sind jedoch notwendig, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Um den Standort der Türkei für ausländische Investoren attraktiv zu halten, hält die OECD Investitionen in Bildung für unerlässlich. Doch dazu wird es wohl erst einmal nicht kommen. Denn Staatspräsident Erdogan entließ nach dem Putschversuch mehr als 15.000 Mitarbeiter des Bildungssystems sowie 2.700 Richter, berichtet die SZ. Insofern setzt Erdogan mit seinem Rachefeldzug die Entwicklung der Wirtschaft aufs Spiel und es könnte noch lange dauern, bis sich der Bildungs-Sektor und die Justiz von diesem Schock erholt haben.

Investitionen brechen ein
Es war noch gar nicht so lange her, da galt die Türkei als Musterschüler unter den aufstrebenden Wirtschaftsnationen. Hohes Wirtschaftswachstum dank einer wachsenden Mittelschicht und ein blühender Tourismus führten in den frühen Jahren von Erdogans Herrschaft zu einem wachsenden Wohlstand im Land. Auch bei den Investoren war das Land beliebt. Wer langfristig auf steigende Kurse in der Türkei setzen will, kann das zum Beispiel mit dem aktiv gemanagten UBAM - Turkisch Equity Fonds (ISIN: LU0500237531) oder mit dem passiven Indexfonds von Lyxor UCITS ETF Turkey (ISIN: FR0010326256) tun. Der ETF will die Wertentwicklung des Dow Jones Turkey Titans 20 Index nachbilden, mit dem es seit dem Putschversuch deutlich bergab ging (siehe Chart, rechts).

Mit dem Ausnahmezustand konzentriert sich die Macht in der Türkei auf den Staatspräsidenten, der mit dem Umbau der türkischen Demokratie in ein Präsidialsystem begonnen hat. Die Einschränkung der Gewaltenteilung und die vollständige Kontrolle der politischen Opposition werden auf ausländische Investoren weiterhin abschreckend wirken, denn noch ist nicht abzusehen, ob der Tiefpunkt bereits erreicht ist.