Bei der Vielzahl an mittlerweile handelbaren Fonds und ihren unterschiedlichen Bezeichnungen fällt es selbst Experten oft schwer, noch den Überblick zu behalten. So kann es vorkommen, dass ein Fonds in verschiedenen Währungen – meist Euro und US-Dollar – erhältlich ist. Anleger stellen sich in diesem Fall schnell die Frage, ob sie beispielsweise beim Kauf einer Tranche mit der Bezeichnung „USD“ im Namen nicht ein zusätzliches Währungsrisiko eingehen.


Währungsrisiken und -chancen bei Fonds


Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Die in der Tranchenbezeichnung genannte Fondswährung selbst übt keinen Einfluss auf die Fondsperformance in Euro aus, weil die Anteile bereits beim Kauf in Euro in das eigene Depot eingebucht werden. Sollten sie allerdings in der Fremdwährung zugeteilt werden, erfolgt jeweils beim Kauf und Verkauf eine Umrechnung zum jeweiligen Wechselkurs. Dies führt in beiden Fällen in Euro zum gleichen Ergebnis.


Beispiel:


Zwei Anleger kauften am 10.10.2022 den JPM US Growth (ISIN: LU0210536198). Unser erster Anleger erwirbt einen Anteil für 48,66 Euro. Der zweite Anleger entschied sich für einen Fondskauf in US-Dollar. Da der Wechselkurs zum damaligen Zeitpunkt 0,9711 betrug, bezahlte er für einen Anteil 47,25 US-Dollar, wofür ihm allerdings auch 48,66 Euro von seinem Euro-Konto abgebucht wurden.


Ein Jahr später – am 09.10.2023 – erfolgte der Verkauf. Unser erster Anleger erhielt 54,13 Euro und unser zweiter Anleger, der einen Anteil in US-Dollar erwarb, muss nun zum neuen Wechselkurs von 1,0528 in Euro zurücktauschen, sodass er ebenfalls 54,13 Euro gutgeschrieben bekam. Beide Anleger erzielten somit in Euro die gleiche Rendite.






























 

Kaufdatum



Verkaufsdatum


 

10.10.2022



09.10.2023



Kurs in US-Dollar



47,25



56,99



Wechselkurs



0,9711



1,0528



Kurs in Euro



48,66



54,13



Für das Währungsrisiko letztendlich entscheidend sind vielmehr die im jeweiligen Sondervermögen gehalten Investments.


Wenn beispielsweise ein Aktienfonds vorwiegend in den USA investiert und die Unternehmen zudem nur dort aktiv sind, besteht ein Währungsrisiko, aber auch eine -chance hinsichtlich des US-Dollars. Ausschlaggebend ist deshalb, in welchen Währungsräumen sie ihre Umsätze erzielen. So verteilt sich bei großen, international agierenden US-Konzernen das Risiko über verschiedene Währungsräume. So erwirtschaftete Microsoft im Geschäftsjahr 2023 nur 50,4 Prozent seiner Umsätze in den USA und den verbleibenden Teil in weiteren Ländern und Regionen.   


Unser konkretes Beispiel der Aktienfonds JPM US Growth, investiert ausschließlich in US-Unternehmen. Da viele von ihnen jedoch weltweit agieren, verteilen sich die Risiken hier ebenfalls auf verschiedene Währungsräume.


Bei Rentenfonds gibt die Fondswährung selbst auch keinen Hinweis auf das Währungsrisiko, denn es kommt darauf an, in welche Anleihen sie investieren. Häufig kennzeichnet sie in diesem Segment allerdings bereits die gehaltenen Papiere und somit den Währungseinfluss.


Der BNP Paribas US Short Duration Bond - Classic USD (ISIN: LU0012182126) investiert beispielsweise fast ausschließlich in US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit, die in US-Dollar notieren. Somit besteht auch für den Gesamtfonds ein Währungsrisiko, das jedoch – je nach Wechselkursentwicklung – auch eine Chance darstellen kann. Wie es sich in der Vergangenheit ausgewirkt hätte, ist für Anleger immer durch die Betrachtung der historischen Fondsperformance in Euro nachvollziehbar.  


Um ihnen die Angst vor schwankenden Wechselkursen zu nehmen, haben viele Fondsgesellschaften mittlerweile auch währungsgesicherte Fonds aufgelegt. Sie sind vielfach an der Zusatzbezeichnung „Euro Hedged“ erkennbar und sichern permanent die möglichen Währungsschwankungen ab, was allerdings auch zu einer höheren Gesamtkostenquote führen kann. Ein Beispiel dafür ist der Rentenfonds Goldman Sachs Global High Yield Portfolio (ISIN: LU0094488615), der vorwiegend in US-Anleihen investiert, für die somit ein Wechselkursrisiko, aber auch eine -chance besteht.  


Besonderheiten


Größere Währungsrisiken als auch -chancen bestehen bei Investitionen in wirtschaftlich schwache Regionen mit hoher Inflation wie beispielsweise Argentinien, Südafrika oder Venezuela. Besonders ausgeprägt sind sie hier bei Rentenfonds, die in Staatsanleihen mit festem Coupon investieren. Sie gleichen den Verlust der Währung in vielen Fällen nicht aus.


Bei Aktienfonds, die in Länder mit hoher Inflation investieren, kann es hingegen vorkommen, dass sie sich trotz der schwachen Währung in Euro gerechnet positiv entwickeln. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Aktien Unternehmensbeteiligungen (Sachwerte) darstellen, während Anleihen zu den Geldwerten gehören. Doch dazu später mehr.  


Währungsrisiken und -chancen bei Beteiligungen und Direktinvestments


Im Bereich der direkten Beteiligungen, wie sie beispielsweise über Alternative Investmentfonds (AIF) möglich sind, ist die Bestimmung des Währungseinflusses häufig eindeutig möglich. Grund dafür ist, dass sie oftmals ausschließlich in einem Land in ausgewählte Objekte wie bestimmte Immobilien investieren. Somit gibt die ausgewiesene Währung in den Eckdaten des AIFs, aber auch beispielsweise der Unternehmensanleihe und sonstiger Vermögensanlagen bereits einen genauen Hinweis auf mögliche Wechselkurschancen und -risiken.


Ein aktuelles Beispiel für den amerikanischen Raum bildet der TSO RE Opportunity II. Durch eine direkte Investition in US-Self-Storage-Zentren ist die Vermögensanlage während der Laufzeit einem Währungsrisiko als auch einer -chance ausgesetzt, die sich je nach Entwicklung des Euro-US-Dollar-Wechselkurses negativ oder positiv auf die Gesamtrendite auswirken können. Doch da Immobilien ähnlich wie Aktien Substanzwerte darstellen, schützen sie in der Regel vor einem Kaufkraftverlust gleich welcher Währung. Somit kommt es hier vor allem auf den Vermietungsstand und die Lage der Immobilien an, die wiederum deren Preisentwicklung beeinflussen.


Handelt es sich hingegen um Anleihen einzelner ausländischer Unternehmen, besteht ein größeres Währungsrisiko beziehungsweise eine -chance. Sie stellen keine Substanzwerte dar, sodass nur der Coupon und die Kurssteigerungen mögliche Wechselkursschwankungen ausgleichen können.


Erwerben Anleger hingegen eine Unternehmensanleihe von einem aus dem Euroraum stammenden Unternehmen wie den VISSOLAR Bonds 2023/2028 von der B4H Brennstoffzelle4Home GmbH, besteht kein Währungseinfluss.


Währungsrisiko bei Krediten


Einen Bereich, in dem sich Währungsrisiken direkt und unmittelbar auswirken, stellen Fremdwährungskredite dar. Hier ist Vorsicht geboten, denn ein scheinbarer Zinsvorteil kann sich aufgrund von Wechselkurssprüngen sehr schnell zu einer Falle entwickeln. So führte beispielsweise die Entkoppelung des Schweizer Frankens vom Euro im Jahr 2015 bei vielen Hausbesitzern und geschlossenen Fonds mit Schweizer Franken-Krediten plötzlich zu hohen Mehrbelastungen.


Fazit


Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die genannte Währung im Namen eines Fonds keinen Rückschluss auf dessen Währungsrisiko zulässt. Entscheidend ist hingegen, in welche Anlagen – beispielsweise Unternehmen, Anleihen, Immobilien – sie investieren, in welcher Region sie ihre Erträge erzielen und ob es sich um Substanz- oder Geldwerte handelt. Um einen schnellen Überblick zu erhalten, können Anleger bei FondsDISCOUNT.de zu jedem Fonds die Anlagestruktur einsehen, die einen genaueren Rückschluss ermöglicht.


Im Beteiligungsbereich, der sich zumeist auf Immobilien, aber auch Container, Schiffe, erneuerbare Energien, Private Equity und Anleihen bestimmter Firmen bezieht, kennzeichnen hingegen bereits die ausgewiesenen Währungen in den Eckdaten und der Standort der Investitionsobjekte das Währungsrisiko.  


Bei allen Anlagen behält somit die alte Börsenweisheit „Verstehe, was Du besitzt“ des Erfolgsinvestors Peter Lynch seine Gültigkeit.