Gespannt beobachten Investoren, wie viele Fonds von ihren Asset Managern als Artikel 8 oder 9 und somit als nachhaltig klassifiziert werden. Denn die Nachfrage der Kunden nach diesen Produkten wächst stetig. Zur Erläuterung: Seit März dieses Jahres müssen Kapitalverwaltungsgesellschaften Auskunft darüber geben, in welchem Maß ihre Fonds nachhaltig im Sinne der EU-Taxonomie sind. Dabei unterscheidet die Offenlegungsverordnung zwischen Artikel 8 und 9-Fonds. Während Artikel 9-Fonds ein klar benanntes Nachhaltigkeitsziel – etwa Reduktion von CO2-Emissionen, Verbesserung der Bildung oder Zugangsverbesserung zu sauberen Wasser – benennen müssen, berücksichtigen Artikel 8-Fonds allgemeine ESG-Aspekte im Investmentprozess – etwa durch best-in-class-Ansätze oder über den Einsatz von Ausschlusskriterien.


Die Untersuchung der Ratingagentur zeigt: Von den knapp 12.000 Investmentfonds, die in Deutschland aktuell zum Vertrieb zugelassen sind, ist von den Fondsanbietern derzeit rund jeder fünfte als Artikel 8 Fonds klassifiziert. „Die insgesamt 2.311 Artikel 8-Fonds verwalten mehr als 1.635 Mrd. Euro“ hat Scope errechnet. Auf Artikel 9-Regeln entfallen weitere 410 Fonds. „Das sind rund 3% der gesamten verfügbaren Fonds in Deutschland. Sie verwalten zusammen rund 222 Milliarden Euro.“


Aktienfonds – mehr als jeder vierte Fonds nachhaltig


Von den in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Aktienfonds, derzeit sind es mehr als 5.100, werden 28,1% als nachhaltig klassifiziert. Vor allem Sondervermögen mit Fokus auf europäische Aktien haben hohe Anteile nachhaltiger Fonds: „Aktien Europa“ (30,5%), „Aktien Euroland“ (37,9%) oder auch „Aktien Europa Mid/Small Caps“ (35,3%) lauten die Ausrichtungen mit dem höchsten Nachhaltigkeits-Anteil. Aber auch Fonds-Vergleichsgruppen mit Fokus auf Emerging Markets verfügen über überdurchschnittlich viele Artikel 8 und 9-Fonds – zum Beispiel „Aktien Emerging Markets“ mit 35,5%. Nur vergleichsweise wenige nachhaltige Fonds nach Offenlegungsverordnung hat hingegen die Vergleichsgruppe „Aktien Deutschland“ mit 15,6% aufzuweisen.


Bei den Mischfonds und auch reinen Rentenfonds gibt es ebenfalls ein breites Angebot nachhaltiger Sondervermögen. Bei den Rentenfonds sind laut Scope 25,2% der mehr als 2.800 zugelassenen Produkte nachhaltig im Sinne der Offenlegungsverordnung. Auch hier haben vor allem die europäischen Peergroups überdurchschnittlich viele Artikel 8 und 9-Fonds. Von den mehr als 2.000 Mischfonds ist allerdings weniger als jeder fünfte ein Artikel 8 oder 9-Fonds, (konkret: 17%). Von den acht Mischfonds-Kategorien verfügen Angebote unter dem Schwerpunkt „Mischfonds Europa konservativ“ mit 32,5% über den höchsten Anteil nachhaltiger Fonds. „Mischfonds Global flexibel“ weisen hingegen mit nur 12% den niedrigsten Anteil aus.


Frankreich und nordische Länder führend


Sehr groß sind die Unterschiede, betrachtet man die Herkunftsländer der anbietenden Fondsgesellschaften. Vor allem europäische Adressen verfügen bereits über hohe Anteile nachhaltiger Fonds. Zwei französische Fondsanbieter, Amundi und BNP Pribas, haben bereits eine dreistellige Zahl an nachhaltigen Fonds im Angebot. Mit AXA befindet sich ein weiterer französischer Fondsanbieter unter den Top-5. Das, so Scope, sei kein Zufall. In Frankreich – aber auch in den Niederlanden, Belgien und in einigen skandinavischen Ländern – war Nachhaltigkeit weitaus früher präsent als in anderen europäischen Ländern. Getrieben wurde die frühzeitige Einführung von ESG-Aspekten vor allem durch gesetzliche Vorgaben und Anlagerichtlinien im Rahmen der Altersvorsorge. Dies erklärt das nun breitere Sortiment an Artikel 8 und 9-Fonds von Fondsanbietern aus diesen Ländern.


An dieser Stelle werden Investoren allerdings exakt in das Portfolio insbesondere der französischen Fonds blicken müssen, denn von vielen Staaten wie Frankreich wird angestrebt, die EU-Taxonomie so auszugestalten, dass Kernkraft als „nachhaltige Wirtschaftsaktivität“ gilt. Ein Fonds, der zum Beispiel in entsprechende Versorger oder Kraftwerksbauer investiert würde sich also im Einklang mit den Offenlegungs-Vorschriften befinden. Das gilt auch für Unternehmen, die eine attraktive Co2-Bilanz in ihrem Energieverbrauch ausweisen – weil sie auf Atomstrom setzen, dessen decarbonisierende Bilanz bekanntermaßen attraktiv ist. Das stößt auf Widerstand bei vielen Marktteilnehmern, weswegen eine Änderung bei der Bewertung der Kernkraft gefordert wird. So fordert zum Beispiel das Forum nachhaltige Geldanlage nachdrücklich den Ausschluss der Kernkraft: „Die Klassifizierung von Atomkraft als nachhaltige Energieerzeugung gefährdet die Erreichung des Ziels des EU-Aktionsplans Finanzierung Nachhaltigen Wachstums und der EU-Sustainable Finance-Strategie der Umlenkung von Finanzströmen in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten.“


Die zehn größten Anbieter nachhaltiger Fonds haben zusammen 818 Fonds und damit bereits 30% aller Artikel 8 und 9-Fonds in Deutschland im Angebot. In Bezug auf die verwalteten Assets sind es sogar 44%. Die beiden Gesellschaften an der Spitze – Amundi und BNP Paribas AM – verfügen als einzige über eine dreistellige Anzahl an nachhaltigen Fonds und kommen beide aus Frankreich. Auf Rang 3 folgt die erste deutsche Gesellschaft: Allianz Global Investors hat 95 ihrer Fonds als nachhaltig im Sinne der Offenlegungsverordnung klassifiziert. Zusammen verwalten diese Fonds mehr als 105 Mrd. Euro.


Die Top-10 Anbieter mit den meisten Artikel 8 und 9-Fonds sind laut Scope folgendermaßen aufgereiht: Amundi (133), BNP Paribas Asset Management (102), Allianz Global Investors (95), BlackRock (88), AXA (85), Robeco (73), JPMorgan Asset Management (66), DWS (63), Candriam (58) und NN Investment Partners (55).


Den nach Volumen (ca. 9 Mrd. EUR) größte Nachhaltigkeitsfonds, der in Deutschland zugelassen ist, kommt von Nordea. Den Nordea 1 - Global Climate and Environment (ISIN: LU0348926287) haben wir hier vorgestellt. Wie gut die Fonds gelaufen sind zeigt sich an der Tatsache, dass für dieses Sondervermögen derzeit ein Soft Closing initiiert wurde.


Der Pictet-Global Environmental Opportunities (ISIN: LU0503631714) mit einem Volumen von 8,5 Mrd. EUR hingegen ist uneingeschränkt verfügbar. Der Teilfonds legt hauptsächlich in Aktien von Unternehmen an, die im Bereich saubere Energie und sauberes Wasser, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und anderen Bereiche entlang der ökologischen Wertschöpfungskette tätig sind. Der Teilfonds ist global aufgestellt und kann auch in Schwellenländern und in Festlandchina investieren. Der Schwerpunkt liegt im Moment aber eindeutig auf den USA, in die 65% der Mittel allokiert sind. Größte Einzelposition ist Agilent Technologies Inc., Hersteller analytischer Testgeräte. Auch sonst ist das Portfolio sehr technologielastig.


Der Mirova Global Sustainable Equity Fund (ISIN: LU0914729966) weist ein Volumen von ca. 3,2 Mrd. EUR auf. Dieser Fonds setzt sich nicht nur nachhaltige, sondern auch ethische Ziele. Er investiert überwiegend in die für Nachhaltigkeit wichtigen Anlagebereiche Energie, Mobilität, Bauwesen und Städte, Management natürlicher Ressourcen, Konsum, Gesundheitswesen, Informationstechnologie und Finanzen. IT-Technologie (unter anderem Microsoft, Ebay, Adobe) bildet einen Schwerpunkt, große Positionen gibt es au