Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, glaubt nicht an eine schnelle Zinswende in den USA. Die Vereinigten Staaten seien strukturell gar nicht auf eine Zinswende vorbereitet. Seit 2008 habe es keine Strukturreformen gegeben, sagte Hellmeyer in einem Interview mit dem Sender Wirtschaft TV (siehe Videobeitrag am Ende des Artikels).

Im Gegensatz zu der Wirtschaft in Europa, die in den vergangenen Jahren schmerzhafte Strukturreformen unternommen habe, sei die „kreditgetriebene Wirtschaft“ in den USA nicht nachhaltig. Irgendwann komme man an die Grenze der Bonität, so Hellmeyer. In den USA würden bereits im Automobilsektor und im Hypothekensektor die Kreditstandards gesenkt. Das war zuletzt 2007 zu sehen, kurz bevor die Subprimekrise zahlreiche Banken weltweit in die Knie gezwungen hat.

Andere Ökonomen sehen in der Entwicklung des Arbeitsmarktes in den USA einen Indikator, dass Fed-Chefin Janet Yellen die Zinsen tatsächlich schon bei der nächsten Sitzung am 16. Und 17. September anheben könnte. Damit würden sich die Kredite in den USA schlagartig verteuern. In dieser Phase werde eine Zinswende in den USA eine „nachhaltige, negative, makroökonomische konjunkturelle Wirkung“ mit sich bringen, so Hellmeyer.

Selbst wenn die Fed die Zinsen um 0,5 Prozent anheben würde, bestehe die Gefahr, dass sie danach wieder einen „Rückzieher“ machen müsse. Vielmehr glaubt Hellmeyer an eine Neuauflage des Quantitatve Easing (QE4) zum Ende des Jahres. Auch in den USA würden Rufe nach neuen Milliarden für den Wirtschaftskreislauf lauter.

Zudem sieht Hellmeyer in der Abwertung des chinesischen Yuan durch die Peoples Bank of China eine direkte Aktion gegen das Finanzzentrum in London, New York und Washington.