Geld wächst nicht auf Bäumen. Oder etwa doch? Die Rinde des Maulbeerbaums wurde im China des 7. Jahrhunderts zur Herstellung der ersten Geldscheine verwendet – die ersten Zertifikate, die gegen echte Münzen einzutauschen waren. Schon bald ließ das Herrscherhaus zu viele Geldscheine drucken, um Kriege zu finanzieren. Die Menge des Papiergeldes überstieg den Wert der vorhandenen Münzen – die Inflation war geboren.


Das folgende Modell wurde aus China exportiert und kam fortan immer wieder in der Weltgeschichte vor: Eine Regierung will Krieg, hat kein Geld, lässt Geld drucken, um den Krieg doch finanzieren zu können, Inflation tritt ein. Und wer zahlt das alles? Die Bürger – mit dem Geld, das nichts mehr wert ist. Dr. Mark Mobius erklärt in seinem Buch Die Wahrheit über Inflation von den Chinesen bis zu den Griechen, wie in Schulden geratene Herrscher immer wieder Währungen zu ihrem Vorteil manipulierten.


„Die Zuflucht politischer und wirtschaftlicher Opportunisten“


Der „Indiana Jones der Märkte“, wie Mobius auch genannt wird, veranschaulicht mit seinem Werk nicht nur, wie einfach es sich Regierungen mit dem Gelddrucken gemacht haben, sondern erklärt auch wie der Kaufkraftverlust ganz natürlich entsteht. Unter anderem lässt er zahlreiche Experten, Politiker und Ökonomen in Form von Zitaten zu Wort kommen.


So sagte etwa der Schriftsteller Ernest Hemingway, der Kriegsreporter war: „Das erste Patentrezept für eine schlecht geführte Nation ist die Inflation der Währung; das zweite ist Krieg; beide erzeugen einen vorübergehenden Wohlstand; beide bringen den permanenten Ruin. Aber beide sind sie die Zuflucht politischer und wirtschaftlicher Opportunisten.“


Inflation scheint ein Mysterium zu sein. Geld ist eine Illusion, könnte man meinen. Was die Inflation aufhält, was sie antreibt, dazu hatte wohl jeder Ökonom der Geschichte seine eigene Meinung. Zahlreiche Modelle wurden erfunden, Theorien entwickelt. Aber sicher konnte sich keiner sein. Denn es gibt vermeintlich kein allgemein gültiges Patent zur Bekämpfung des Geldüberschusses. Zumal auch Verbraucherpreisindizes, die zur Berechnung der Inflation herangezogen werden, fehlerhaft sein können.


Geht es unserer Wirtschaft wirklich gut?


Inflationsstatistiken sind ungenau. Denn sie vergleichen laut Mobius „Äpfel mit Birnen“. Und so gibt es am Ende doch noch Positives zu sagen: Ein Computer kostete vor 30 Jahren mehr als heute – prozentual gemessen am Einkommen. Dafür bekommt der Käufer heute sogar noch viel mehr Rechenleistung für weniger Geld. Technische Innovationen sind das beste Mittel gegen den Geldwertverfall. "Die wunderbare Welt der Deflation" tritt in Kraft.


Die Wahrheit über Inflation ist ein interessantes Werk, das die Geschichte unserer politischen Welt veranschaulicht und erklärt, wie sich Regierungen der Inflation beugen mussten, bis zum Abdanken ihrer Herrscher. Das Schreckgespenst des Kaufkraftschwunds durchleuchtet der Schwellenland-Experte mit seiner herausragenden Expertise. Das Buch ist sowohl den Inflations-Experten als auch dem Laien zu empfehlen.


Mobius Lebensweg


Mark Mobius ist Sohn deutscher und puertorikanischer Eltern und wurde in Hempstead, New York, geboren. Nach seinem Master-Abschluss an der Boston-University, erlangte er den Doktorgrad für Ökonomie und Politikwissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT). In Hongkong gründete Mobius ein Beratungsunternehmen und wurde schließlich Direktor der Wertpapierfirma da Costa. 1983 eröffnete er eine Niederlassung in Taiwan, von der er die Aktivitäten in Schwellenländern, wie Indonesien, Indien, Thailand, Korea und die Philippinen steuerte. Bis 1986 war Mobius Direktor der ersten und größten Investment Management Gesellschaft in Taiwan, bis er schließlich unter Berufung von Sir John Templeton zu Franklin Templeton Investments wechselte. Dort trägt er als Vorsitzender die Verantwortung über die Sparte Emerging Markets.


Bis 2016 verwaltete Mobius 11 Investmentfonds und leitet 15 Büros in Schwellenländern. Unter seinen zahlreichen Fonds befanden sich der Emerging Markets Fund (ISIN: LU0029874905), der in vielversprechende Firmen aus Schwellenländern investiert; den Emerging Markets Smaller Companies (ISIN: LU0300738605), dessen Anlagehorizont im Bereich der Small-Caps angesiedelt ist; und den Emerging Markets Balanced Fund (ISIN: LU0608808167), der als Mischfonds sowohl in Aktien als auch fest und variabel verzinste Schuldverschreibungen von Staaten und Unternehmen investiert. Kürzlich aufgelegt wurde sein ganz eigener Fonds "Mobius Emerging Markets Fund" (ISIN: LU1846739917) seiner neuen Firma "Mobius Capital Partners". Alle vier Fonds sind auf FondsDISCOUNT.de ohne Ausgabeaufschlag erhältlich.


Markus Mobius: "Die Wahrheit über Inflation", FinanzBuch Verlag, August 2019, 240 Seiten, ISBN: 978-3-95972-191-2