Bei so viel geballter Schwellenländerkompetenz im Haus war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, diese zu bündeln. Ende April vergangenen Jahres war es so weit: Der Fondsanbieter Franklin Templeton brachte einen Mischfonds mit Anlagefokus Schwellenländer auf den Markt. Die Idee: Mit einem Mix aus Aktien und Anleihen sollen Anleger nervenschonender in die Emerging Markets einsteigen können als über ein meist sehr schwankungsanfälliges reines Aktienportfolio. Zwei ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet kümmern sich um die richtige Mischung im Fonds. Für die Aktienauswahl ist Mark Mobius zuständig, mit über 40 Jahren Erfahrung einer der profiliertesten Emerging-Markets-Investoren. Um die Rentenseite kümmert sich Michael Hasenstab. Er managte als einer der Ersten einen Anleihefonds für Schwellenländer und gilt als einer der besten Bondinvestoren.

Franklin Templeton war im vergangenen Jahr nicht die einzige Fondsgesellschaft, die mit einem Emerging-Markets-Mischfonds auf den Markt kam. Andere große Anbieter wie Barings, Pimco, ACM Bernstein und JP Morgan Asset Management starteten ebenfalls derartige Mixprodukte. €uro am Sonntag hat sich die noch junge Anlageklasse angesehen und ein erstes Fazit gezogen. Das Ergebnis: Im Durchschnitt lieferten die Fonds ordentliche Ergebnisse und konnten die Erwartungen erfüllen. So zeigt beispielsweise der Templeton-Mischfonds, dass die Kombination von Aktien und Zinspapieren tatsächlich zu einem ausgeglicheneren Anlageergebnis führen kann. Seit Auflage gewann der Emerging Markets Balanced knapp sieben Prozent. Für denselben Zeitraum verbucht der Templeton Emerging Markets Fund, der reine Aktienfonds von Mark Mobius, ein Minus von rund fünf Prozent auf Eurobasis.

Zum großen Teil ist dies den starken Kurseinbrüchen bei Schwellenländeraktien im zweiten Halbjahr 2011 geschuldet. Dem steht die ziemlich stabile Entwicklung auf der Anleiheseite entgegen. Der von Hasenstab gemanagte Templeton Emerging Markets Bond Fund legte von Ende April 2011 bis heute in Euro gerechnet um rund 20 Prozent zu. Anleihen können in einem Schwellenländerportfolio je nach Marktlage also nicht nur für Stabilität, sondern auch für ordentliche Rendite sorgen. Generell zählt der Templeton-Mischfonds aber zu den eher aktienlastigen Produkten. Mobius und Hasenstab dürfen die Aktienquote auf maximal 75 Prozent hochfahren. Aktuell halten sie rund 60 Prozent in Aktien, 30 Prozent in Bonds und knapp zehn Prozent in Cash.

Einen Monat vor Franklin Templeton ging auch die französische Fondsboutique Carmignac mit einer Schwellenländerversion ihres erfolgreichen Mischfonds Patrimoine an den Start. Genau wie beim Vorbild haben die Fondsmanager Charles Zerah und Simon Pickard auch beim Carmignac Emerging Patrimoine große Freiheiten beim Investieren. Grundsätzlich dürfen sie die Aktienquote zwischen null und 50 Prozent variieren. Derzeit ist der Fonds aber eher defensiv aufgestellt: Zerah und Pickard halten nur zu knapp 15 Prozent Aktien. Auf der Zinsseite investieren sie vornehmlich in Lokalwährungsanleihen, um auch von Währungsaufwertungen zu profitieren. Seit dem Start am 31. März 2011 legte der Mischfonds um knapp neun Prozent zu. In puncto Beliebtheit profitiert er vom guten Ruf des Carmignac-Klassikers Patrimoine. Mittlerweile ist die Schwellenländerversion auf ein Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro angewachsen.

Hohem Wachstum auf der Spur
Mit einem Dachfonds geht Eckhard Sauren das Thema Emerging-Markets-Mix an. In seinem Sauren Emerging Markets Balanced (ISIN: LU 058 022 403 7), der seit Juli 2011 auf dem Markt ist, mischt er 40 Prozent Aktienfonds mit 40 Prozent Rentenfonds und 20 Prozent Absolute-Return-Fonds. Seit Auflage hat sein Portfolio rund vier Prozent gewonnen. Im Hinblick auf die weltwirtschaftliche Entwicklung ist der Schwellenländermix der Fonds durchaus sinnvoll. Die Wachstumsaussichten für die Industrieländer haben sich angesichts überschuldeter Staatshaushalte massiv eingetrübt. Dagegen werden in den Schwellenländern auch über die kommenden Jahre Wachstumsraten von fünf Prozent und mehr erwartet. Zugleich sind in den vergangenen Jahren die Anleihemärkte der Emerging Markets immer attraktiver geworden. Die Bonität und damit das Rating vieler Schwellenländer hat sich deutlich verbessert. Und zum Teil bieten die Staatsanleihen dieser Nationen höhere Sicherheiten als die der Industrieländer, da die Staatshaushalte nicht unter hohen Schuldenbergen leiden.

Sehr stark auf solche volkswirtschaftlichen Daten achtet bei seinen Schwellenländerinvestments auch Omar Abu Rashed, Manager des UniRak Emerging Markets. Abu Rashed ist fast schon ein Veteran in der Sparte der Emerging-Markets-Mischfonds. Sein Fonds hat bereits eine etwas längere Historie vorzuweisen. Im Oktober 2008 brachte ihn der Fondsanbieter Union Investment auf den Markt. Als erster Schwellenländermischfonds wurde das Portfolio kürzlich vom Finanzen Verlag (in dem auch €uro am Sonntag erscheint) und dem Analysehaus FondsConsult bewertet. Gleich auf Anhieb schaffte Abu Rashed den Sprung auf FondsNote 2. Die Wertentwicklung über die vergangenen vier Jahre kann sich sehen lassen: Seit Auflage gewann der Fonds rund 47 Prozent an Wert. Auch Abu Rashed hat bei der Portfoliozusammenstellung große Freiheiten. Theoretisch kann er die Aktienquote zwischen 50 und 100 Prozent steuern. „Doch an das obere Ende der Quote sind wir bisher noch nie rangegangen“, sagt er. Aktuell hat Rashed den Aktienanteil auf 70 Prozent erhöht und schichtet etwas von defensiven in zyklischere Titel um. Denn die Bewertungsdifferenz zwischen Anleihen und Aktien spreche derzeit klar für Letztere. Zudem stünden auch die volkswirtschaftlichen Daten wieder vor einer Verbesserung. „Die Inflation ist im Rahmen, sodass für die Notenbanken der Schwellenländer auch konjunkturstimulierende Maßnahmen möglich sind.“ Gleichzeitig seien die Verschuldungssituation und die aktuelle Budgetlage der Emerging Markets deutlich besser als in den Industrieländern. Dennoch, so warnt Abu Rashed, seien Schwellenländermischfonds nur für Anleger geeignet, die auch höherere Wertschwankungen aushalten können. Denn davor schützt auch die Kompetenz eines Fondsmanagers nicht in jedem Fall.