Nebenwerte-Fonds Mehrwert durch Stockpicking
Ein Blick auf deutsche Nebenwerte kann sich durchaus lohnen – dies beweist beispielsweise die Frankfurter Investmentgesellschaft Lupus Alpha. Wir haben mit Portfoliomanager Björn Glück über dieses Anlagesegment gesprochen.
Björn Glück: Die genannten Themen hatten durchaus Einfluss auf die Aktienmärkte, es war alles in allem ein volatiles Jahr. Man muss aber sagen, dass sich die Nebenwerte insgesamt robuster zeigten als die Large Caps. Der SDax und der tecDax sind in der Jahresbetrachtung besser als der MDax, welcher wiederum besser dasteht als der Dax. Bei einigen noch kleiner kapitalisierten Aktien war die Performance dieses Jahr sogar noch beeindruckender. Das bedeutet, dass mancher Anleger in den volatilen Phasen schnell Geld aus dem Markt genommen hat, aber nicht den Plan hatte, sich langfristig von Aktien abzuwenden. Deshalb blieben diese Anleger dann bei den kleineren Werten, denn hier lohnt sich ein schnelles Kaufen und Verkaufen meist nicht.
Welche Titel haben Sie in den vergangenen Monaten besonders überzeugt?
United Internet und Sixt mit den tollen Quartalszahlen sowie MTU Aero Engines durch ihre Message vom CMD, dass wir auch 2016 mit Ergebniswachstum rechnen können.
Im Portfolio Ihres Nebenwerte-Fonds Lupus Alpha Smaller German Champions finden sich aktuell über 80 Aktien, darunter etwa Zalando, Zooplus, Airbus oder auch Sixt. Wie und nach welchen Kriterien wählen Sie die Unternehmen aus?
Wir sind Stock-Picker, das heißt, wir kaufen Aktien, die wir für unterbewertet halten und nicht, weil wir in einen bestimmten Sektor oder ein bestimmtes Thema investieren wollen. Wir schauen uns möglichst viele Aktien an und führen sehr viele Meetings mit Unternehmen durch. Wir generieren dadurch recht viele Ideen. Die Unternehmen, die wir wählen, sollten möglichst günstig auf absoluter und relativer Basis sein, über ein Geschäftsmodell verfügen, das langfristig tragbar ist, hohe Markteintrittsbarrieren besitzen und Wachstum sowie steigende Margen vorzeigen können. Selbstverständlich wäre das ein ideales Unternehmen, das in dieser Kombination eher selten zu finden ist. Die Aktien müssen aber in jedem Fall ein positives Chance/Risiko-Profil aufweisen.
Haben Nebenwerte gegenüber DAX-Titeln bestimmte Vorzüge?
Sie sind natürlich kleiner und deshalb oftmals fokussierter. Sie haben dadurch meist klarere Trends in Umsatz- und Gewinnwachstum. Wenn es eine positive Entwicklung gibt, hält diese meist länger an. Größerer Firmen sind meist diversifizierter, dadurch ist es aber auch schwieriger, substantiell höheres Wachstum als das Wirtschaftswachstum generell zu erreichen. Oft haben wir bei kleineren Firmen auch effizientere Prozesse und Verwaltungen. Studien zufolge verfügen die kleineren Unternehmen im Schnitt auch über eine bessere Corporate Governance. Dazu kommt die Übernahme-Chance.
Ihr Ziel ist es, die Benchmark (bestehend aus MDAX- und SDAX) langfristig in der Wertentwicklung zu übertreffen. Welche Performance konnten Sie für Ihre Anleger erwirtschaften?
Im Schnitt schaffen wir mehr als drei Prozent Alpha, also Mehrrendite pro Jahr seit Auflage, und das schon seit 15 Jahren. Am aktuellen Rand haben wir das eher ausgebaut; die letzten beiden Jahre haben wir mehr als fünf Prozent pro Jahr erzielt.
Wie sieht Ihre Prognose für das kommende Jahr aus – wie werden sich die Small und Mid Caps in Deutschland entwickeln?
Es wird wieder ein volatiles Jahr werden, meiner Meinung nach. Aber ich bin wie immer der festen Überzeugung, dass man durch Stock-Picking erheblichen Mehrwert erzielen kann, gerade in solchen Phasen. Dadurch sollte insgesamt für den Fonds auch nächstes Jahr eine absolut positive Rendite erwirtschaftet werden. Ich glaube weder, daß die Märkte generell abstürzen, noch dass sie nochmal solch ein starkes Jahr wiederholen. Aber es wird einige Aktien geben, die gut performen werden. Man muss versuchen, diese im Portfolio zu haben.
Herr Glück, vielen Dank für dieses Interview!