Verliebt, verlobt, verheiratet — egal, zu welchem Anlass, mit einem Diamanten liegt man immer richtig. „Zum Valentinstag werden besonders herzförmig geschliffene Steine als Anhänger nachgefragt“, sagt Philipp Proksch vom Juwelier H.Stern in München. Der gelernte Diamantenschleifer ist Steineexperte bei H.Stern. Wer eine der Filialen des drittgrößten Juweliers der Welt betritt, kommt in eine neue Welt. Eine Schatzkammer. An allen Ecken und Enden funkelt und glitzert es. Gerade Anfang Februar kaufen verliebte, manchmal auch gewissensgeplagte Herren einen Diamanten. In den letzten Monaten beriet Proksch aber auch eine ganz andere Kundschaft. „Allein im Januar waren vier Kunden hier, die Diamanten als reine Geldanlage gekauft haben“, erzählt er. Vier hört sich nach nicht so viel an, doch der Umsatz ist beachtlich. Immerhin kann ein Zweikaräter rund 25 000 Euro kosten, ein Halbkaräter kommt je nach Qualität auch noch auf 4000 Euro. Diamanten gelten ähnlich wie Gold als sichere Wertanlage. Das zeigte sich im Krisenjahr 2008. Für Diamanten gibt es zwar keinen offiziellen Preis, doch die Entwicklung lässt sich trotzdem gut am Diamantenindex ablesen. Dieser wird von Rapaport berechnet, einem maßgeblichen Marktbeobachter in New York. Demnach verlor der Index im Krisenjahr 2008 gerade einmal ein halbes Prozent. 2011 legte der Preisindex für einen zertifizierten Einkaräter in Topqualität um 19 Prozent zu. Halbkaräter brachten es auf eine Preissteigerung von 18 Prozent.

Preistreiber China
Für einen anhaltenden Aufwärtstrend am Diamantenmarkt sprechen sowohl Angebot als auch Nachfrage. Die Lust auf Luxus macht sich besonders in China breit. Dort steigt der Wohlstand und mit ihm die Nachfrage nach den edlen Steinen. Waren es 2005 nur acht Prozent Marktanteil, gingen vergangenes Jahr bereits 25 Prozent der Diamanten nach China. Vor allem zwei Kategorien sind dort gefragt: Kleinbrillanten für die Mittelschicht und große Diamanten für die sehr Reichen. Bereits 2015 wird die Nachfrage aus China, Indien und dem Nahen Osten bei rund 40 Prozent der weltweit geförderten Diamanten liegen, schätzt De Beers. Der frühere Diamantenmonopolist gehört seit 2011 zum Minenkonzern Anglo American. Heute schon liegt China, was die Nachfrage angeht, vor Japan und ist damit die Nummer 2 hinter den USA. Der steigenden Nachfrage steht ein sinkendes Angebot gegenüber. 2007 wurden Rohdiamanten mit einem Gesamtgewicht von 163 Millionen Karat gefördert — umgerechnet sind das 32,6 Tonnen. 2010 waren es nur noch 128 Millionen. Viele Minen arbeiten bereits an ihrer Kapazitätsgrenze oder sind nahezu ausgebeutet. Bis neue Diamantenfelder gefunden sind und der Abbau beginnt, vergehen fünf bis zehn Jahre. Neue Fördertechniken wie etwa das Marine Mining, bei dem der Meeresboden nach Rohdiamanten abgesucht wird, können den Rückgang nicht ausgleichen. Südafrika hat seinen langjährigen 1. Platz als Diamantenförderland an Russland abgegeben. Im Jahr 2010 war Botswana zweitgrößter Förderer, gefolgt von der Republik Kongo, Kanada, Australien und auf Platz 6 Südafrika. Wer in Diamanten investieren will, dem bieten sich zwei Möglichkeiten. An der Börse sind einige Unternehmen notiert, die vom Abbau und dem Verkauf von Diamanten profitieren (siehe Investor-Info). Die meisten Unternehmen haben allerdings mit geringeren Fördermengen zu kämpfen. Höhere Preise führen deshalb nicht unbedingt zu höheren Gewinnen.

Kauf über den Juwelier
Wer es sich leisten kann, setzt deshalb direkt auf die Steine. Der Handel spielt sich in New York, London und Antwerpen ab, wo 85 Prozent der weltweit geförderten Rohdiamanten umgesetzt werden. Die Reise nach Belgien können sich private Investoren getrost sparen. Die Diamantenbörse ist nur für Mitglieder mit hervorragender Reputation aus der Branche. „Die Steine, ob roh oder geschliffen, werden dort in großen Tranchen gehandelt und die Geschäfte auch heute noch allein mit Handschlag abgeschlossen“, erklärt Proksch. Privatanleger wenden sich besser an einen Juwelier wie beispielsweise H.Stern, Tiffany oder Cartier. Sie sind an der Diamantenbörse zugelassen und etwaige Zwischenhandelskosten entfallen. Vom Kauf über das Internet rät der Experte ab. Nicht nur, weil die fachmännische Beratung fehle, es gäbe auch zu viele schwarze Schafe. Immer wieder würden Betrüger wertlose Steine an den Mann bringen.

Nicht ohne Zertifikat
Nur ein Experte kann die Echtheit eines Diamanten prüfen. Deshalb hat jeder hochwertige Stein ab 0,3 Karat seinen eigenen Pass, das Zertifikat. Es wird von anerkannten Instituten wie dem GIA Geological Institut of America, IGI International Gemmological Institute, HRD Hoge Raad voor Diamant oder dem Diamant Prüf Labor in Idar-Oberstein ausgestellt. Vor allem das GIA hat den Ruf, nach besonders strengen Qualitätsmaßstäben zu beurteilen. Das Zertifikat hilft auch bei einem späteren Verkauf des Steins, weil es weitere Prüfkosten oder gar Preisabschläge verhindert. Im Zertifikat wird die Qualität des Steins nach den vier Cs zusammengefasst: carat (Karat = 0,2 Gramm), colour (Farbe), clarity (Reinheit) und cut (Schliff). Sie beschreiben, wie schwer ein Stein ist, welche Farbe er hat, ob er Einschlüsse aufweist und wie gut der Schliff ist. Da kein Diamant einem anderen gleicht, werden im Zertifikat auf einer Zeichnung die genauen Stellen der möglichen Einschlüsse aufgezeichnet. Das macht den Stein mit dem Zertifikat unverwechselbar. Alle vier Komponenten zusammen bestimmen die Qualität und damit den Preis des Edelsteins. So gesehen, kann ein Halbkaräter 300 Euro oder aber auch 3000 Euro und mehr kosten. Entscheidend sind die Ausprägungen der vier Cs.

Ob es sich um einen Brillanten handelt, ist übrigens nur eine Frage des Schliffs. Zieren die Oberfläche 57 Facetten, wird aus dem Diamant ein Brillant. Der Fantasie der Schleifer sind keine Grenzen gesetzt. Ob Herz, Birne, viereckig oder Tropfenform, Hauptsache der Schliff ist perfekt. Dann reflektiert der Stein das Licht optimal. Schmucksteine können außergewöhnliche Schliffe haben, um das Design des Schmuckstücks zu unterstreichen. Professionelle Investoren hingegen sind Puristen. Sie bevorzugen den runden Brillantschliff. Alles andere drückt den Preis. Die Steine werden meist in einer verschweißten Plastikbox ausgeliefert, um einen Austausch zu verhindern. Damit lupenreine Steinen nicht verwechselt werden, wird die Zertifikatsnummer häufig per Laser in die Rundiste eintragen, den Rand des Steins, in dem sich die Facetten treffen. Bei H. Stern hat jeder Diamant seinen Steinbrief mit allen wichtigen Angaben. Wenn das speziell gefaltete Papier seitlich geöffnet wird, blinzelt einen der Brillant schon an. Proksch hat Respekt vor den Steinen. Er nimmt sie nur mit einer Pinzette auf, Fingerabdrücke machen sich nicht gut. Wem zum Valentinstag das nötige Kleingeld für einen schönen Diamanten fehlt, der sollte übrigens zu einem Turmalin greifen. Denn Experte Proksch weiß: Die Swimmingpool-blauen Steine sind im Kommen.