Vor zwei Jahren hat die EZB die Zinsen auf unter null gesetzt. Das Ziel war, dass die europäischen Bürger mehr Geld ausgeben und den Konsum ankurbeln. Zahlreiche Zentralbanken in anderen Staaten haben aus dem gleichen Grund die Zinsen ins Negative gedrückt, um ihre glanzlosen Volkswirtschaften zu stimulieren. Die Ergebnisse geben Ökonomen Grund zum Kopfschütteln, denn – entgegen aller Hoffnungen – sparen die Menschen einfach weiter. Das Wall Street Journal sieht sogar erste Belege, dass die Zinspolitik der EZB fehlgeschlagen ist.

Die jüngsten Wirtschaftsdaten zeigen, dass Verbraucher in Deutschland und Japan jetzt sogar mehr sparen als vor der Zinswende. In Dänemark, der Schweiz und Schweden – drei nicht Euro-Länder mit Negativzinsen – ist die Sparquote auf dem höchsten Stand seit 1995, jenem Jahr in dem die OECD mit der Erhebung dieser Daten begonnen hat. Nicht nur die Verbraucher, auch die Unternehmen in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Japan setzen aufs Sparen.

In Deutschland stiegen die Ersparnisse des verfügbaren Haushaltseinkommens laut OECD auf 9,7 Prozent. Das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2010. Die OECD rechnet sogar mit einem Anstieg auf 10,4 Prozent im kommenden Jahr. Gleichzeitig sinken die Haushaltsausgaben. Auch für Japan prognostiziert die OECD eine höhere Sparquote pro Haushalt, nachdem die japanische Notenbank im Februar Negativzinsen eingeführt hat.

Zweifel an Negativzinsen
Ökonomen weisen auf eine Vielzahl weiterer Störfaktoren hin, die die Politik der Zentralbank beeinflussen: Eine niedrige Inflation lässt Verbraucher mehr Geld zurücklegen, eine ältere Bevölkerung neigt eher zum Sparen und die Zentralbanken haben verabsäumt, ihre Maßnahmen ausreichend zu erklären.

Dennoch gibt es den wachsenden Verdacht, dass ein großer Teil des Problems die Negativzinsen selbst sind. Das Wall Street Journal zitiert Bedenken von Bankern und Ökonomen, dass die Negativzinsen Angst schüren, was die Wachstumsaussichten weiter verschlechtert. Genauso würden die Zentralbanken verabsäumen, mit diesem psychologischen Effekt umzugehen.

„Die Menschen nehmen nur Kredite auf oder Geld aus, wenn sie zuversichtlich in die Zukunft blicken können“, sagt Andrew Sheets, der Chefstratege für anlageklassenübergreifende Investments bei Morgan Stanley dem Magazin. „Indem man mit Negativzinsen Neuland betritt, untergräbt das tatsächlich das Vertrauen“.

Viele Deutsche befürchten tatsächlich, dass die Negativzinsen ihre Rücklagen für schlechte Zeiten bedrohen. Vier von zehn Bürgern nennen die EZB und ihre Niedrigzins-Politik als größte Sorge, wenn es um ihre Ersparnisse geht, so eine Umfrage des Deutschen Spar- und Girokassenverband aus dem vergangenen Herbst.

Ideen gehen aus
Mit den Negativzinsen sind die Zentralbanken ein hohes Risiko eingegangen, damals noch konfrontiert mit der zähen Erholung nach der Finanzkrise. Ob sie ein Erfolg oder ein Flop sind, hat enorme Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Europa und Japan haben mit ihrem umfassenden Anleihen-Kauf bereits versucht, die Wirtschaft anzukurbeln – viel Spielraum, um weiterhin eingreifen zu können, bleibt allerdings nicht mehr übrig. Fed-Chefin Janet Yellen hat bereits angekündigt, dass Negativzinsen bei künftigen Krisen einen Platz in der „Rüstungskammer“ der US-amerikanischen Notenbank finden.

Die Bank of England, immer noch erschüttert vom Brexti-Votum, hat die Zinsen gerade erst auf den niedrigsten Wert in ihrer 322-jährigen Geschichte gedrückt, man wolle Negativzinsen aber vermeiden. Mark Carney, der Chef der Notenbank, sagte, er sei „kein Fan“ einer Politik, die negative Folgen für die Sparer und das Finanzsystem habe.

„Das Signal an die Verbraucher ist, dass irgendetwas schief läuft – es ist eine Krisenmaßnahme“, sagt Carl Hammer, Chef-Währungsstratege bei der schwedischen Bank SEB, dem WSJ.

Auch die Unternehmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika erhöhen ihre Barguthaben: „Diese seltsame Politik der negativen Zinsen hat uns nicht motiviert, mehr zu investieren. Im Gegenteil, es ist ein Signal, dass sich die wirtschaftliche Lage nicht verbessert“, zitiert das WSJ Hans-Gerd Wienands, den CFO der Chief Financial Officer der Messer Gruppe, einem heimischen Anbieter von Industriegasen. Das Unternehmen hat seine Investitionssumme auf 12,5 Prozent reduziert. Im Jahr 2010 waren es noch 20 Prozent.

Vorwurf der Marktmanipulation
Anleihen im Wert von 12 Billionen Dollar haben aktuell negative Erträge, meldet die Bank of America Merrill Lynch. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren gab es so gut wie keine ertragslosen Anleihen. Die EZB manipuliere den Markt für Unternehmensanleihen, kritisiert daher auch Carmignac-Topmanager Didier Saint-Georges kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Notenbank würde Investoren ihr Leben erschweren – und nicht einmal ihre eigenen Ziele erreichen.

Seit Anfang Juni hat die EZB ihr Anleihenkaufprogramm auch auf Unternehmensanleihen ausgeweitet. „Das Vorgehen der EZB macht es für uns vollkommen unattraktiv, in europäische Firmenanleihen mit guten Ratingnoten zu investieren“, so Saint-Georges und spricht offen von Marktmanipulation: „Daimer, BMW, BASF – bei all diesen Firmen tritt die EZB als Käufer auf. Das ist die totale Manipulation der Märkte und treibt Investoren weiter in riskante Anlageklassen wie beispielsweise Aktien.“

Der eigentliche Plan der EZB, dass die Unternehmen über die Anleihen billiges Geld bekommen, welches sie investieren und so die Wirtschaft ankurbeln, gehe nicht auf: „Das funktioniert aber nicht, weil es den Unternehmen in Europa an Mut zum Investieren fehlt und sich die Firmen traditionell in viel höherem Maße über Bankkredite finanzieren. Egal, was die Notenbank tut: Die Wirtschaft im Euroraum kommt einfach nicht in Schwung“, so der Topmanager.

Auch für die privaten Verbraucher läuft es nicht rund: Die Zinszahlungen auf Sparkonten sind laut EZB auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 gefallen. In den frühen 1990-Jahren braucht ein deutscher Sparer im Durchschnitt neun Jahre um sein Kapital als Zinsertrag zu verdoppeln. Heute bräuchte man dafür 500 Jahre, so Hans Joachim Reinke, Chef von Union Investment.

Trotz aller Argumente sparen 45 Prozent der Deutschen ihr Geld zu Hause an, anstatt es zur Bank zu bringen. Im Vergleich zum Vorjahr (35 Prozent) ist die Anzahl der Personen, die auf diese Weise Rücklagen bilden, damit um fast ein Drittel gewachsen, so eine Studie der Bank of Scotland von Ende Juli.

Der am häufigsten genannte Grund der „Heimsparer“: Für 44 Prozent von ihnen sorgt ein Bargeldbestand in den eigenen vier Wänden für ein Gefühl von Sicherheit – und zwar fast unabhängig von Alter oder Geschlecht. Ein besonders beliebter Aufbewahrungsort für das Ersparte: Das Sparschwein oder die Spardose.

Sparschwein oder Sparbuch? Weder noch!
Egal ob Sparschwein oder Sparbuch: Laut Experten ist es schlichtweg keine adäquate Altersvorsorge. Thomas Schaufler, der Vorstand der österreichischen Erste Bank, sagt im Interview mit dem Wiener Kurier auf die Frage, ob es Sinn mache, sein Geld auf die Bank zu tragen: „Wenn Deutschland mit seiner Bundesanleihe sogar mit negativer Verzinsung vier Milliarden Euro von Anlegern bekommt, sieht man den ganzen Wahnsinn, den die Europäische Zentralbank mit ihrer Zinspolitik den Anlegern zumutet. Da wäre es sogar besser die vier Milliarden in einen Safe zu legen.“ Bei der Bank werden gezielt Alternativen zum Sparbuch angefragt, da sich dieses zur Vorsorge nicht mehr eigne. Den Kunden empfiehlt er – je nach Risikobereitschaft – einen Mix aus Anleihen und Aktien.

Wer einen Investmentfonds erwerben will, aber keine größere Anlegesumme zur Verfügung hat, für den kann ein Fondssparplan interessant sein. In der Regel ist das ab einer monatlichen Rate von 25 Euro möglich. So lässt sich ganz nebenbei über einen längeren Zeitraum eine beträchtliche Summe ansammeln.

Doch Vorsicht: Bei Banken und Sparkassen gilt üblicherweise jede monatliche Rate als Fondskauf mit den damit verbundenen Gebühren. Über FondsDISCOUNT.de entfallen die branchenüblichen Gebühren wie etwa Ausgabeaufschläge. So kommt Ihnen die Rendite des Fonds in vollem Umfang zugute. Einen Überblick über die beliebtesten Sparplan-Fonds unserer Kunden finden Sie hier.