Ethische Grundsätze für das Handeln an den Kapitalmärkten - dieser Gedanke haben das Südwind Institut (Südwind wurde von ChristInnen der ökumenischen Basisbewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gegründet) und das Hilfswerk „Brot für die Welt“ 2010 zum Anlass genommen, um zusammen mit Union Investment, der Bank für Kirche und Diakonie und der GLS Bank diesen nachhaltigen Fonds (ISIN: LU0458538880) aufzulegen, dessen Finanzanlagen neben sozialen und ökologischen auch entwicklungspolitische Kriterien berücksichtigt.


Sehr strenge Grundsätze und Ausschlusskriterien


Dafür wurden klare Investitionsvorgaben formuliert. Die Orientierung daran könne bei Anlageentscheidungen einen wichtigen Beitrag zur zukunftsfähigen Gestaltung der Weltwirtschaft leisten, sind die Urheber überzeugt. Aus diesem Grund hat Brot für die Welt gemeinsam mit dem Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene Kriterien für eine ethische Geldanlage entwickelt, die sich an den Grundsätzen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen orientieren. An diesen Kriterien hat der FairWorldFonds sein Anlageuniversum ausgerichtet. imug, die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Rating-­Agentur, übernimmt die Bewertung von Titeln für das Anlageuniversum auf Grundlage der vorgegeben Kriterien – womit Kohle, Erdöl und Atomkraft ebenso wie Massentierhaltung, Bergbau und herkömmliche Autos und natürlich Geschäftsmodelle wie Pornographie oder Waffen in jeglichem Zusammenhang ausgeschlossen sind. Staaten, die systematische Menschenrechtsverletzungen zu verantworten haben, werden ebenso grundsätzlich ausgeschlossen wie Unternehmen, die gegen die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO verstoßen. Zu den Ausschlusskriterien zählen außerdem systematische Korruption sowie die Erzeugung und der Vertrieb von gentechnisch verändertem Saatgut


Der FairWorldFonds wird eng durch zwei Gremien begleitet. Dabei handelt es sich zum einen um den Kriterienausschuss und zum anderen um den Anlageausschuss. Der Kriterienausschuss ist das Organ, das die Nachhaltigkeitskriterien verantwortet und über die Festlegung des Anlageuniversums des FairWorldFonds entscheidet. Die Analyse des Anlageuniversums nach ökologischen, sozialen und entwicklungspolitischen Kriterien erfolgt auf der Grundlage von Unternehmens- und Länderratings und nach Vorgaben des Ausschusses. Dem Kriterienausschuss gehören Entwicklungs- und Finanzfachleute mit kirchlich-karitativem Hintergrund an. Der Anlageausschuss besteht aus Vertretern der Union Investment Gruppe, der Bank für Kirche und Diakonie, der GLS Bank sowie aus einem Vertreter des Diakonischen Werks der EKD, Aktion Brot für die Welt. Er ist beratender Gesprächspartner für das Fondsmanagement in Themen der finanziellen und strategischen Ausrichtung des Fonds.


Derzeit ohne Mikrofinanz im Portfolio


Der FairWorldFonds hat einen starken entwicklungspolitischen Ansatz. Er investiert auch in Ländern des globalen Südens. Mit einem Volumen von 1,442 Milliarden Euro (Stand 30.11.2020) gehört der FairWorldFonds zu den größten hiesigen Nachhaltigkeitsfonds. Das Fondsvermögen wird grundsätzlich global in verzinsliche Wertpapiere, Aktien sowie bis zu 10 Prozent in Mikrofinanzfonds angelegt. Derzeit befinden sich allerdings keine Mikrofinanzfonds im Portfolio. Vielmehr ist das Portfolio, das sich auf Jahresbilanz im Plus befindet, sehr defensiv aufgestellt. Bei den zehn größten Aktienpositionen zum 30.11.20 finden sich zum Beispiel keine Überraschungen: Applied Materials Inc., Union Pacific Corporation, bioMerieux (ein französischer Diagnostikkonzern), SAP, Molina Healthcare, Marriott International, Coloplast, Legrand,  EssilorLuxottica und Svenska Cellulosa finden sich in vielen anderen deutschen Portfolios.


Bei den Anleihen sieht es ähnlich aus, hier ist ein 1,25% Greenbond aus Chile die einzige relativ exotische Wahl. Insgesamt ist das Anleiheportfolio mit einer Duration von 5 Jahren und acht Monaten und dem Durchschnittsranking von AA- ebenfalls sehr defensiv positioniert. Derzeit machen Anleihen 66,4% des Fondsportfolios aus, Aktien 26,5%. Der Liquiditätsanteil von mehr als 7% unterstreicht, dass das Management das Pulver derzeit trocken hält. Im Kommentar zum Halbjahresbericht weist das Management auf die vielfältigen Risiken wie den Brexit hin. Die besondere Vorsicht begründet sich aber im Wissen, dass gerade benachteiligte Länder mit fragilem Gesundheitssystem besonders unter der Pandemie leiden – mit deutlich stärkeren Auswirkungen auf die Wirtschaft. In der jüngsten verfügbaren Aufstellung finden sich noch einige Investments in Indien sowie in Südamerika mit Brasilien, Uruguay und Chile sowie Südafrika und Ghana in Afrika. Diese Engagements machen zusammen aber nur einen einstelligen Bereich im Portfolio aus.


Fazit


Der Fonds hat sich seit der Auflegung vor zehn Jahren kontinuierlich gut entwickelt, derzeit liegt die Netto-Wertentwicklung bei mehr als 4% p.a. Damit zeigt sich erneut, dass auch mit verantwortlichem Investieren gute Renditen erzielt werden können. Vom ethisch-nachhaltigen Ansatz her zählt der Fonds zu den striktesten Vertretern seiner Klasse mit viel Fachwissen im Hintergrund. Angst vor Greenwashing muss beim FairWorldFonds wirklich niemand haben, womit das Angebot erste Wahl für alle risikoaversen Anleger ist, die bei der Nachhaltigkeit absolut null Kompromiss eingehen wollen.