Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland können bald irreparable Schäden nach sich ziehen, berichtet der US-amerikanische Nachrichtendienst Stratfor. Wenn die Energiepreise niedrig bleiben und das Wachstum der Weltwirtschaft sich weiter verlangsamt, sind weitere Infrastrukturprojekte in Gefahr, die in der Zukunft für weitere Einnahmen sorgen sollten. So musste das russische Energieunternehmen Rosneft geplante Bohrungen in der arktischen Kara See um sechs Jahre verschieben. Russland ist aber auf die Erschließung seiner natürlichen Ressourcen angewiesen, allein um die aktuellen Fördermengen aufrecht zu erhalten.

Öl und Gas machen knapp die Hälfte aller Exporte Russlands aus. Der gesamte Energiesektor trägt zu 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Bei einem Ölpreis von etwa 60 Dollar pro Barrel könnte Russland Schätzungen zufolge alle Verbindlichkeiten erfüllen. Doch danach sieht es momentan überhaupt nicht aus. Der Preis pro Barrel stürzte innerhalb eines Jahres von über 100 Dollar auf aktuell 49,8 Dollar. Der Überschuss an Öl auf dem Weltmarkt hält die Preise niedrig.

Die Sanktionen infolge der Ukraine-Krise schränken zudem den Handel mit Ländern aus Europa und den USA enorm ein. All das hat zu einem Absturz des Rubels geführt. Der Weltbank zufolge werde die russische Wirtschaft dieses Jahr also 3,8 Prozent schrumpfen. In 2016 soll es – wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern – ein leichtes Wachstum geben. Doch auch das steht noch in den Sternen. Denn Russland führt Krieg in Syrien gegen die Interessen der USA. Aus ökonomischer Perspektive ist das ein weiterer Kostenpunkt für den Kreml. In den Verhandlungen mit den USA über eine Aufhebung der Sanktionen könnte das Thema Syrien aber durchaus eine Rolle spielen.

Auf einer Investoren-Konferenz in Moskau am Dienstag gestand Russlands Präsident Wladimir Putin, dass die Wirtschaft auf dem Tiefpunkt angelangt sei. Allerding fügte er hinzu, dass sich die Wirtschaft bereits an die neuen Rahmenbedingungen angepasst habe. Neue Handelsbeziehungen mit China sind dort entstanden, wo kein Handel mit Europa mehr möglich ist. Die russische Agrarindustrie profitiert von dem Einfuhrverbot von europäischen Nahrungsmitteln. Eine leichte Erholung sei auch auf dem russischen Immobilien- und Automarkt erkennbar.

„Geheime“ Aktienrallye in Russland?
An der Börse in Russland geht es seit dem Tiefpunkt im August langsam wieder bergauf. Auf dem Finanzmarkt gebe es sogar einen „Aktien-Boom“, zitiert das Forbes Magazin Fondsmanager David Herne von der Specialized Research & Investment Group, mit Sitz in Moskau und einem verwalteten Vermögen 500 Millionen Dollar. Das wolle nur niemand wahrhaben, so Herne weiter, denn niemand möchte sein Investment in den Schwellenländern anhand der drohenden Zinserhöhung in den USA und den schwachen Wirtschaftsdaten aus China erhöhen.

Die FondsDISCOUNT.de-Topseller der Russland-Aktienfonds warten auf eine Entspannung der politisch angespannten und wirtschaftlich schwachen Phase in Russland. Ohne Sanktionen, Krieg und Energiepreisen zu Niedrigstpreisen ist Russland ein attraktiver Markt für Investoren (siehe Chartbild, oben).

  • Der DWS Russia Fonds besteht seit 2002 und hat bis zur Finanzkrise an Wert zugelegt. Auch nach einem Einbruch im Jahr 2008 ging es relativ schnell wieder bergauf. Der Fonds investiert in Aktien ausgewählter russischer Unternehmen, die nach Einschätzung des Fondsmanagements gut am Markt positioniert sind und Anlegern Perspektiven liefern. So wird sichergestellt, dass in nachhaltige Geschäftsmodelle investiert wird, die auch im aktuell schwierigen ökonomischen Umfeld bestehen können. Den Hauptteil seines Kapitals investiert der Fonds in Energieunternehmen (ca. 33%), in den Finanzsektor (15%) und in Telekommunikationsdienste (14%). Unter anderem ist der Fonds an Unternehmen wie der Sberbank, Gazprom, Magnit und LukOil beteiligt.

  • Die Anlagestrategie des Lyxor ETF Russia besteht darin, den Dow Jones Rusindex Titan 10 abzubilden. Ziel ist es, innerhalb eines Jahres durchschnittlich nicht mehr als 1 Prozent vom Index abzuweichen. Mehr als die Hälfte des Kapitals (57%) fließt in Energieunternehmen. Finanzwerte nehmen 16 Prozent ein. Weitere Branchen sind Basiskonsumgüter (13) und Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (10%).

  • Der JPMorgan Funds – Russia Fund setzt auf langfristiges Kapitalwachstum. Neben Beteiligungen an Unternehmen in Russland kann der Fonds auch in anderen GUS-Ländern – also die ehemaligen Staaten der Sowjetunion – investieren. Zudem kann auch in Aktien investiert werden, die an der Russian Trading System Stock Exchange und der Moscow Interbank Currency Exchange notiert sind.

Fazit: Das ökonomische Umfeld für Investitionen in Russland ist angesichts der Sanktionen und der niedrigen Energiepreise angespannt. Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass der Tiefpunkt der Wirtschaft bereits erreicht ist und Russland im kommenden Jahr die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen mit den USA aushandelt. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt der Krieg in Syrien, der auch die Beziehungen zwischen Russland und den USA strapaziert.

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Teil 2: Afrika: Investitionen in die Zukunft Afrikas
Teil 3: Indien: Aktienfonds überzeugen mit starker Performance
Teil 4: Russland: Putin: Wirtschaft ist am Tiefpunkt angekommen