Der ETF-Markt steht vor einem enormen Wandel: Das eigentliche Prinzip ist simpel – die Wertentwicklung eines Index, wie etwa der Dax, wird exakt nachgezeichnet. Aufgrund der Orientierung an einen bestimmten Wert kommen ETFs ohne Fondsmanager aus und werden daher auch passive Fonds genannt.

Das Interesse ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: Mitte der 2000-Jahre waren rund 600 Milliarden Dollar in ETFs (Exchange Traded Funds = börsengehandelte Indexfonds) investiert, heute sind es mehr als 3000 Milliarden Dollar. Das entspricht einer Steigerung von 400 Prozent. Blackrock ist mit iShares der weltweit größte ETF-Anbieter.

Zahlreiche Fondsgesellschaften drängen nun ebenfalls auf diesen Markt. Doch viele neue ETFs haben – bis auf den Namen – überhaupt nichts mehr mit dem ursprünglichen Gedanken der Indexfonds zu tun. Die FAZ nennt sie in einem Beitrag unter dem Titel „Mogelpackung“ sogar Pseudo-ETFs. Sie sind teuer und undurchsichtig statt billig und transparent. Vor allem stellen sie aber in Aussicht, dass sie besser abschneiden könnten als der Markt. Das ist aber bei einer strengen Indexnachzeichnung schlicht nicht möglich.

Bei den Pseudo-ETFs handelt sich um sogenannte Multi-Faktor-ETFs. Die Emittenten suchen sich Untergruppen von Aktien, die sich alle durch eine bestimmte Eigenschaft (dem Faktor) voneinander unterscheiden, etwa Value-, Size- oder Low-Vola-Aktien. Die Fondsgesellschaften entscheiden nun, welches Gewicht welche Gruppe im ETF einnehmen soll. „Multi-Faktor-ETF sind komplexe Finanzprodukte“ zitiert die FAZ Ali Masarwah vom Fondsanalysehaus Morningstar.

„Spaghetti-Kanone“
Um den drei Billionen Dollar schweren ETF-Markt bedienen zu können, werden die Fondsanbieter kreativer: Es gibt mittlerweile zahlreiche Nischen-Produkte für Investoren, die auf Mikrothemen wie Drohnen, Videospiele, 3D-Druck oder die Generation der Milliennials setzten.

Die Financial Times zitiert den Leiter der ETF-Recherche von Morningstar, Ben Johnson, der den Ansatz, auf möglichst viele kleine Nischen zu setzen, „Spaghetti-Kanone“ nennt. Alle wichtigen Klassen seien bereits mit ETFs besetzt, es sei „als werfe man jetzt Spaghetti an die Wand und schaut, was kleben bleibt.“

„Die Industrie wurde zum Opfer ihres eigenen Erfolgs“ zitiert die FT Lee Kranefuss, den ehemaligen Gründer des iShares-ETF-Geschäfts von Blackrock. „Und die Hindernisse für den Erfolg sind hoch.“ Ein weiterer Branchenriese, Vanguard-Chef Bill McNabb, sagt, das Tempo der neuen ETF-Einführungen sei aus dem Ruder gelaufen. „Das ist wie in den 1980-Jahren mit den Investmentfonds. Nicht für alle Fonds fand das ein gutes Ende“.

Seit Ende 2014 wurden jeden Tag weltweit durchschnittlich vier ETFs gestartet. Ein Beispiel: Im Juni hat Junus Capital gleich vier thematische ETFs gegründet, mit jeweils der Fokussierung auf Bio-Lebensmittel, Altenpflege, Fettleibigkeit und Gesundheit/Fitness, meldet CNN.

Zahlreiche ETFs überleben nicht
Zu Jahresbeginn gab der US-Anbieter Global X einen ETF aus, der in „gesellschaftlich bewusste Unternehmen“ investiert. Bereits davor gab es von diesem Anbieter Indexfonds zum Thema Lithium-Batterien oder „katholische Werte“, der den Anlagerichtlinien der US-Konferenz der katholischen Bischöfe folgt. Der ETF von Global X mit der größten medialen Aufmerksamkeit ist jedoch einer, der auf die „steigende Kaufkraft und die individuellen Vorlieben“ der amerikanischen Millennials setzt – also die Generation der zwischen den Jahren 1980 und 2000 Geborenen.

Je ausgefallener das Thema des ETFs, desto weniger diversifiziert ist der Fonds in der Regel. Ganze 40 Prozent des Fettleibigkeits-ETF von Janus Capital sind alleine in der deutschen Fresenius Medical Care und im dänischen Gesundheitsriesen Novo Nordisk investiert. So wundert es auch nicht, dass mehr als 500 ETFs seit der Gründung der Branche bereits wieder Geschichte sind. Das meldet Morningstar und vermutet weitere Schließungen in den kommenden Jahren.

Die Marktentwicklung macht es für Anleger ziemlich unmöglich, den Durchblick zu bewahren. Die neuen ETFs bilden durch die Aktienauswahl nur noch bestimmte Ausschnitte des Marktes ab, womit sie wiederum die Wette eingehen, dass ihr Ausschnitt sich besser entwickelt als der Markt als Gesamtes. Der Markt soll also geschlagen werden. Mit der ursprünglichen Idee des passiven Anlegens haben diese ETFs nichts mehr zu tun.

Mit gemanagten Fonds kann man – selbst bei geringerem Risiko – deutlich höhere Erträge erzielen als ETFs, und es gibt genügend Fonds, die den Index sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig schlagen. Das ist beim MSCI World Index zwar schwieriger als etwa beim Dax. Doch auch hier gibt es zahlreiche Beispiele für erfolgreiche global agierende aktive Fonds.

Ein Überblick
Der ETF iShare Core MCSI World (ISIN: IE00B4L5Y983) aus dem Hause Blackrock bildet den MSCI World Index möglichst genau ab – ist also einer der „klassischen“ ETFs. Der Fonds investiert nur in ein Portfolio von Aktienwerten, das sich aus den Wertpapieren zusammensetzt, die den MSCI World Index abbilden. Der Index beinhaltet Aktien von ungefähr 1700 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Der iShare Core MCSI hat in den vergangenen fünf Jahren eine Wertentwicklung von 46,27 Prozent eingefahren.

Weitaus erfolgreicher ist dagegen der aktive Fonds Oyster World Opportunities (ISIN: LU0069163508), der ebenfalls weltweit in Aktien investiert. Der Fonds setzt vor allem auf US-Titel (etwa 40,30 Prozent des Portfolios). In den vergangenen fünf Jahren wurde eine Wertsteigerung von hervorragenden 70,79 Prozent erzielt.

Mit einer Fünf-Jahres-Wertentwicklung von 68,82 Prozent liegt der Morgan Stanley INVF Global Opportunity Fund (ISIN: LU0552385295) knapp dahinter. Das Portfolio setzt auf Titel aus Nordamerika (46,25 Prozent), Asien (24.83 Prozent) und Europa (10,88 Prozent).

Der Pictet – Securtiy-P (ISIN: LU0256846139) schlägt den passiven iShares ebenfalls im Fünf-Jahres-Vergleich und kann 55,68 Prozent Wertsteigerung vorweisen. Hierzu investiert der Fonds weltweit mindestens zwei Drittel seines Vermögens in Aktien von Gesellschaften, die zur Gewährleistung der „Unversehrtheit, Gesundheit und Freiheit beitragen“ – gleichgültig ob es sich um Einzelunternehmen, Wirtschaftsunternehmen oder politische Gesellschaften handelt. Fast 70 Prozent des Portfolios umfasst US-Titel.

Die niedrigen Kosten werden oftmals als das Argument für ETFs angeführt. Doch aufgrund der Sonderkonditionen, die Sie über FondsDISCOUNT.de erhalten – egal ob Sparplan oder Einmalanlage – sind gemanagte Fonds in zahlreichen Fällen günstiger zu erwerben als ETFs. Ein Vergleich lohnt sich.

Aktiv schlägt passiv
Fonds ISINFormPerformance 5 JahreVolatilität 5 Jahre
iShare Core MCSI World IE00B4L5Y983passiv46,27 %13,19 %
Oyster World Opportunities LU0069163508aktiv70,79 %10,72 %
Morgan Stanley INVF Global Opportunity FundLU0552385295aktiv68,82 %17,28 %
Pictet – Securtiy-P LU0256846139aktiv55,68 %13,62 %
Quelle: FWW