FondsDISCOUNT.de: Herr Schüttauf, der Brexit zeigt erste Kollateralschäden: Aus Sorge vor sinkenden Immobilienpreisen in Großbritannien wollen immer mehr Anleger ihre Fondsanteile zurückgeben, inzwischen haben mehrere britische Immobilienfonds geschlossen – die Anleger kommen vorerst nicht mehr an ihr Geld. Das weckt Erinnerungen an die Finanzkrise, während der ebenfalls zahlreiche Immobilienfonds eingefroren wurden. Wie bewerten Sie die Situation?
Mario Schüttauf: Die Situation ist, erstens, mit jener von 2008 nicht zu vergleichen, und, zweitens, warne ich dringend davor, britische und deutsche Immobilienfonds in einen Topf zu werfen. Zunächst einmal wurden, anders als bei den britischen Produkten, die gesetzlichen Regelungen hinsichtlich der Rückgabemöglichkeiten bei den deutschen offenen Immobilienpublikumsfonds nach der Finanzkrise 2008 geändert. Die tägliche Rückgabemöglichkeit gilt nur noch für Altanleger und dies auch beschränkt auf bis zu 30.000 Euro pro Halbjahr. Für Neuanleger sind seit der Einführung des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) im Juli 2013 ein zweijährige Mindesthaltedauer sowie eine einjährige Kündigungsfrist einzuhalten. Zudem sind die betroffenen britischen Fonds fast ausschließlich in Großbritannien investiert. Die deutschen Fonds wie der hausInvest jedoch geographisch breit diversifiziert und damit weniger anfällig für mögliche wirtschaftliche Auswirkungen.

Ihr global anlegender Immobilienfonds hausInvest (ISIN: DE0009807016) ist zu 25 Prozent in Großbritannien investiert und wäre von Wertverlusten am dortigen Immobilienmarkt ebenfalls betroffen. Müssen sich Ihre Anleger jetzt Sorgen machen?
Unsere Anleger müssen sich keine Sorgen machen. Erstens, sind unsere Immobilien ohnehin sehr konservativ bewertet, was uns als langfristig orientierten Investor unabhängiger von kurzfristigen Preisausschlägen – nach oben oder unten – macht. Zweitens, haben wir uns mit Investments in London in den letzten drei bis vier Jahren angesichts der dortigen Preisrallye zurückgehalten. Jetzt zu erwartende Preisrückgänge sehen wir daher auch als Zeichen einer gewissen Marktnormalisierung an und begreifen sie eher als Chance für Investment-Opportunitäten.

Hierzulande ist das Interesse an Immobilienfonds weiterhin sehr hoch – viele Gesellschaften haben die Anteilkäufe für ihre Fonds inzwischen ausgesetzt bzw. nehmen neues Geld nur noch an, wenn konkrete Investitionsobjekte zum Kauf anstehen. Planen Sie für den hausInvest ebenfalls eine solche Begrenzung?
hausInvest nimmt weiterhin neues Geld an und eine temporäre Aussetzung der Anteilscheinausgabe ist gegenwärtig nicht geplant. Die Liquiditätsquote beträgt aktuell gut steuerbare 20 Prozent; damit haben wir die gesetzlich mögliche Maximalhöhe von 49 Prozent nicht mal zur Hälfte ausgeschöpft. Die verfügbaren Mittel setzen wir vor allem für Neu- und Bestandsinvestitionen ein. Beispielhaft seien der neue Hotel- und Wohnturm auf dem ehemaligen AfE-Areal in Frankfurt, der Erwerb des Hotels 11 Howard in New York oder die Erweiterung des Shopping-Centers Westfield London genannt; alleine in Letzteres investieren wir rund 380 Millionen Euro. Darüber hinaus nutzen wir die verfügbare Liquidität für die konsequente Ablösung von Fremdfinanzierungen. Deren Anteil am Fondsvolumen reduzierte sich innerhalb eines Jahres von 20 auf derzeit nur noch 10 Prozent; gesetzlich möglich wären maximal 30 Prozent. Ein zusätzlicher Beleg für die gute Verfassung des Fonds ist nicht zuletzt seine Performance: Die aktuelle Jahresrendite (berechnet nach BVI-Methode) von 2,4 Prozent kann sich im hartnäckigen Niedrigzinsumfeld sehen lassen.

Wie gehen Sie bei der Auswahl Ihrer Objekte vor? Gerade in den gefragten Lagen sind ja kaum noch Immobilien zu annehmbaren Preisen zu finden….
Wir investieren ausschließlich in hochwertige Objekte in Top-Lagen mit guten Wertentwicklungspotenzial - so genannte Core-Immobilien. Sicherlich, die Preise haben an einzelnen Standorten in den letzten Jahren merklich angezogen. Aber erstens, verfügen wir über exzellente Marktzugänge durch eigene Netzwerke oder strategische Partnerschaften. Und zweitens, minimieren die breite geografische Verteilung der Immobilien und die optimale Aufteilung des Portfolios nach Größenklassen sowie Hauptnutzungsarten solche marktseitigen Risiken. Eine ausgewogene Verteilung der Investitionen auf verschiedene Immobilienarten und eine Vielzahl von Mietern aus unterschiedlichen Wirtschaftssektoren erhöht zudem die Unabhängigkeit gegenüber konjunkturellen Schwankungen innerhalb bestimmter Wirtschaftsbranchen.

Sollten sich Anleger angesichts des herrschenden Preisniveaus künftig auf Renditeeinbußen einstellen?
Das sehe ich derzeit nicht, unter anderem weil unsere Immobilien jetzt schon sehr konservativ bewertet sind.

Herr Schüttauf, vielen Dank für dieses Interview!

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