Bis Anfang 2018 war die Welt bei Publity weitgehend in Ordnung. Dann gab es eine Gewinnwarnung, Anleger der Wandelanleihe wurden nervös, ein Plan zur Beruhigung der Investoren ging schief, der Kurs geriet unter Druck. Innerhalb eines Jahres hat die Aktie von Publity fast 70 Prozent verloren. Zum Jahresanfang notierte die Aktie noch bei rund 35 Euro, inzwischen sind Kurse um die 12,50 Euro Alltag bei den Leipzigern. Auch der Kurs der Wandelanleihe gibt deutlich nach. Stand dieser zum Jahreswechsel noch bei 95 Prozent, so notiert das Papier derzeit um die 80 Prozent.


Die Gewinnwarnung hat zwar für das Kursminus bei der Aktie gesorgt, die größere Aufregung gibt es bei der im Scale gelisteten Gesellschaft aktuell jedoch um die Wandelanleihe. Diese hat ein Volumen von 50 Millionen Euro und ist jährlich mit 3,5 Prozent verzinst. Die Laufzeit der Anleihe endet am 17. November 2020. Zu den Anleihebedingungen zählt, dass Publity an die Aktionäre keine Dividende ausschütten darf, die die Marke von 50 Prozent des HGB-Gewinns überschreitet. Für das Jahr 2016 lag der Dividendenvorschlag bei 2,80 Euro. Je Aktie machte Publity damals einen Gewinn von 3,89 Euro.


Einige Anleger sahen in diesem Vorgehen der Immobiliengesellschaft einen Bruch der Anleihebedingungen und kündigten das Papier. Wie viele Anleger so reagierten, ist bisher nicht bekannt. Es dürfte sich aber nicht um Kündigungen im kleinen Volumen handeln, da es aufgrund dieser Reaktionen der Investoren zu vielfältigen Aktivitäten bei Publity kam.


Publity hielt und hält diese Kündigungen für nicht gerechtfertigt. In einem ersten Schritt wollte die Gesellschaft daher im November 2017 die Anleihebedingungen entsprechend ändern, scheiterte aber mit diesem Plan. Auch eine weitere, modifizierte Abstimmung im Dezember 2017 fand keine Mehrheit.


Im Mai 2018 gab es den nächsten Vorstoß von Publity. Die bis 2020 laufende und mit 3,5 Prozent verzinste Anleihe sollte in ein neues Papier umgetauscht werden. Dessen Laufzeit sollte ebenfalls 2020 enden, die Zinsen sollten jedoch auf 7,0 Prozent verdoppelt werden. Zudem gab es noch einige andere Versprechungen. Durch einen solchen Umtausch hätten die Kündigungen laut aktueller Rechtsprechung möglicherweise vermieden werden können. Eine geplante Abstimmung über diesen Plan kam dennoch erst gar nicht zustande, da sich im Vorfeld Widerstand regte. Der Umtauschplan hätte demnach wahrscheinlich nicht die erforderliche Mehrheit gefunden.


Somit gab es wiederum eine Planänderung. Demnach sollten die Gläubiger einen gemeinsamen Vertreter aller Anleihegläubiger wählen. Mit diesem wollte Publity dann ein Konzept zur nachhaltigen Befriedigung der Gesamtsituation ausarbeiten. Über dieses Konzept dürfen die Gläubiger später eventuell abstimmen. Als gemeinsamen Vertreter schlug das Immobilienunternehmen die One Square Advisory Services aus München vor. Tatsächlich hat dieser Vorschlag in der Abstimmung ohne Versammlung eine erforderliche Mehrheit gefunden. Wie viele Anleger sich letztlich für den Vorschlag entschieden haben, teilt das Unternehmen nicht mit. Man betont jedoch, nun mit One Square Verhandlungen über ein tragfähiges Konzept zur Restrukturierung der Anleihe aufzunehmen.


Wie dieses Konzept aussehen kann, was mit der alten Anleihe geschieht, ob ein Umtausch doch realisiert wird, ob eine ganz neue Anleihe aufgelegt wird, ob die Kündigungen rechtswirksam sind oder werden – all dies sind Fragen, die derzeit völlig offen sind. Publity würde sich in der Angelegenheit vermutlich aber nicht so bemühen, wenn nicht Investoren mit einem erheblichen Volumen an der Anleihe ihren Unmut bekundet hätten. Nicht nur diese warten nun auf Antworten aus Leipzig und München. Und auf die endgültigen Zahlen für 2017...