Die zahlreichen Regulierungen infolge der Finanzkrise haben zur Stabilität des Finanzsystems beigetragen. Doch höhere Eigenkapitalquoten, Finanzmarktvorschriften und niedrige Zinsen haben die Gewinne der Banken auf der ganzen Welt nachhaltig gesenkt. Die sechs größten US-Banken bekommen das nach dem schlechten Börsenstart besonders deutlich zu spüren. Der Ertrag aus dem ersten Quartal beträgt für JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Wells Fargo 98 Milliarden US-Dollar, das sind neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. So niedrig waren die Gewinne der Kreditinstitute zuletzt im Krisenjahr 2011, berichtet die Financial Times und bezieht sich dabei auf Daten des US-Nachrichtendienstes Bloomberg.

Auch drastische Sparmaßnahmen konnten diesem Trend nur wenig entgegensetzen. Für die Investmentbank Goldman Sachs war es das schlechteste erste Quartal seit 2006, obwohl die laufenden Kosten um 29 Prozent reduziert werden konnten. Die Nettoeinnahmen haben sich – ähnlich wie beim Konkurrenten Morgan Stanley – mehr als halbiert. Die Trader und Banker müssen dem Wall Street Journal zufolge mit kleineren Bonuszahlungen rechnen.

Auffällig an den niedrigen Gewinnen ist, dass die Banken mit den größten Investmentabteilungen die größten Schwierigkeiten haben, ihre Gewinne stabil zu halten. Grund dafür war der schwierige Handel im Anleihenmarkt, der infolge schwacher China-Daten und Unsicherheiten über die Geldpolitik in den USA zu Jahresbeginn für Unsicherheit sorgte. Der weltgrößte Asset Manager BlackRock gab vor einigen Tagen bekannt, dass seine Gewinne ebenfalls um 20 Prozent eingebrochen sind. CEO Larry Fink will dem Trend mit Fixed-Income ETFs entgegenwirken.

Weitere Gründe sind die anhaltende Regulierung des Sektors infolge der Finanzkrise sowie ein nachhaltiger Wechsel hin zu elektronischen Handelsplattformen, die den großen Investmentgesellschaften nachhaltigen Schaden zufügen.

Im Umkehrschluss hatten die Bank of America und JPMorgan Chase – die sich mehr auf das klassische Bankengeschäft konzentrieren – weniger Schwierigkeiten zu Jahresbeginn, weil sie den größten Privatkundenstamm aufweisen können. Doch auch im Kreditbereich sind die US-Bürger widerspenstig geworden. Kreditinstitute versuchen daher, über Kreditkarten, Hypotheken, Auto- oder Sachkredite neue Erträge zu erzielen.

Dies sind allerdings kaum nachhaltige Einnahmequellen. Die US-Banken erwarten für das zweite Quartal kaum eine Besserung der Situation. Sie erhöhen daher ihre Rücklagen, um die zu erwartenden Verluste aus dem Energiebereich zu kompensieren. Der niedrige Ölpreis setzt US-Energieunternehmen derzeit zu. Das könnte die Ausfallrate ihrer Kredite erhöhen.

Italienische Banken kämpfen gegen faule Kredite
In Europa sorgt ein anderes Problem für sinkende Einnahmen der Banken. Wenn sich die Wirtschaft in Italien und Europa nicht stärker erholt, dürften italienische Kreditinstitute Schwierigkeiten bekommen. Schätzungen zufolge ist das Volumen notleidender („fauler“) Kredite im Februar auf 220 Milliarden US-Dollar angestiegen. Ein Hedgefonds-Manager beziffert das Gesamtrisiko für die italienischen Banken im Interview mit CNBC jedoch mit 340 Milliarden US-Dollar deutlich höher.

Zu Beginn des Jahres waren auch die Aktien deutscher Kreditinstitute wie der Deutschen Bank eingebrochen. Zahlreiche Skandale und Strafprozesse sowie Zweifel um die Zahlungsfähigkeit der Bank drückten die Stimmung. Die Rating-Agenturen Scope und Moody’s haben ihren Rating-Ausblick deshalb auf „negativ“ herabgesenkt.