Deutsche Asset Management vergrößert den ETF-Friedhof und vergräbt 14 Indexfonds, die keinen Gefallen bei den Anlegern gefunden haben. Die bereits im September für tot erklärten ETFs investierten hauptsächlich auf dem Rentenmarkt und in Derivate, um aggressiv für oder gegen japanische, deutsche oder US-Staatsanleihen wetten zu können. Seit 2011 konnten sie zusammen aber nur 108 Millionen US-Dollar von Investoren einsammeln – zu wenig, beschloss die Gesellschaft, denn ETFs sind auf hohe Kapitalflüsse angewiesen, um für die Emittentin einen Gewinn abzuwerfen.

Das ist kein Einzelfall. Einer Meldung der Rating-Agentur Morningstar zufolge wurden im laufenden Jahr 108 ETFs liquidiert – das ist Rekord, in den 18 Jahren davor bis 1998 beträgt die Zahl der Fondsauflösungen 568. „Viele Emittenten haben in den vergangenen fünf Jahren viele neue ETF-Produkte an die Wand geklatscht und vieles davon blieb einfach nicht kleben“, sagt der Morningstar-Chef Ben Johnson in einem Bericht der FT. Er erwartet, dass die Zahl der ETF-Auflösungen in den kommenden Jahren weiter steigen wird, weil auch die Produkte in den vergangenen Jahren analog immer zahlreicher wurden. Allein BlackRock musste in den letzten zwei Jahren 28 Fonds der passiven Marke iShares aufgeben. In den Jahren bis 2013 waren es nur vier.

Das Lebensende eines ETFs unterscheidet sich von dem eines aktiv gemanagten Fonds. Aktive Manager kennen Ihre Investoren und können die Information schnell verbreiten. Bei der schnellen Handelbarkeit der ETFs ist das etwas anders. Die Emittenten müssen umständlich die Börsen informieren, wenn ein Indexfonds aufgelöst werden soll, die Börsen wiederum informieren die Broker und Market Maker und am Ende der Informationskette steht der Einzelinvestor, zu dem das investierte Kapital seinen Weg finden muss.

Auch die meist gehandelten ETFs können mit den stärksten aktiven Fonds nicht mithalten

Gebühren entscheiden über das Überleben von ETFs
ETF-Anbieter geben ihren Produkten in der Regel ein bis drei Jahre, um genügend Investoren anzuziehen. Dabei geht es einerseits darum, wie viel Geld der ETF einsammelt und andererseits, wie häufig der passive Fonds gehandelt wird. Entscheidend für die Überlebensrate sind oftmals die Gebühren. Während niedrige Gebühren Investoren einen günstigen Einstieg in den Kapitalmarkt ermöglichen, können sie für den Indexfonds schnell das Aus bedeuten. Denn die Verwaltungs- und Handelskosten sowie Börsengebühren bedrohen die Profitabilität des ETF. Daher sollten Privatanleger nicht nur auf die Gebühren schielen, sondern auch auf das Fondsvolumen.

Als Faustregel gelten 100 Millionen US-Dollar als ein Volumen, bei dem die Emittentin mit dem ETF Gewinne einfährt, auch ETFs mit einem Volumen von 50 Millionen können überleben. Noch kleinere ETFs überleben meist nur dann, wenn die ausgebende Gesellschaft mit dem Produkt eine Sparte als Teil einer Palette unterschiedlicher passiver Investmentfonds abdecken will.

Die Kreativität der ETF-Anbieter kennt kaum Grenzen. Sie locken Investoren mit Drohnen-ETFs, mit Nischeninvestments wie der Videospiel-Industrie oder der 3D-Druck-Technologie. Die Konzepte muten manchmal nicht ganz schlüssig an: Zum Beispiel gibt es einen ETF von Janus Capital, der sich ausschließlich auf den „Kampf gegen die Fettleibigkeit“ konzentriert und in Unternehmen investiert, die in der Lebensmittel- und Gesundheits- und Fitness-Industrie aktiv sind.

Solche Produkte können einzelne Bevölkerungsgruppen direkt ansprechen. Sie können aber auch dazu führen, dass der Totengräber auf dem ETF-Friedhof in den kommenden Jahren noch etwas mehr zu tun bekommt.

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