Am 13. Juli geschah historisches: Zum ersten Mal in der Geschichte bietet der deutsche Staat Investoren eine zehnjährige Bundesanleihe an, die nominal keine Zinsen abwirft – als überhaupt erstes Land der Eurozone. Das Papier mit einer Laufzeit bis August 2026 ist mit einem Zinskupon von 0,00 Prozent ausgeschrieben. Bis zu fünf Milliarden Euro sollte die am Mittwoch versteigerte Anleihe der Staatskasse einbringen. Schlussendlich gaben 29 Banken Gebote ab. Sie erhielten Anleihen im Wert von insgesamt vier Milliarden Euro, teilte die Finanzagentur mit. Die Durchschnittsrendite lag bei minus 0,05 Prozent.

Bei kürzeren Laufzeiten ist die Null-Rendite bereits Usus: die fünfjährige Bundesanleihe wurde Anfang 2015 mit einem Kupon von null Prozent versehen, die zweijährige bereits im Mai 2012. Noch im Januar 2016, als die vorige Tranche der zehnjährigen Bundesanleihe begeben wurde, konnten Investoren diese noch mit einem Kupon von 0,5 Prozent erwerben. Die Einführung eines negativen Zinskupons schließt die Finanzagentur aus. Ein Vergleich: Im Jahr 1981 lag der Zinskupon für zehnjährige Bundesanleihen auf seinem Rekordhoch: 10,75 Prozent.

Mit der neu begebenen Anleihe werden die Auswirkungen des EZB-Kaufprogramms immer deutlicher. Am Sekundärmarkt sind die Renditen von älteren deutschen zehnjährigen Bundesanleihen schon rund um den Brexit-Schock in den Minusbereich gerutscht: Am 6. Juni erreichte sie ein Rekordtief von minus 0,204 Prozent.

„Sichere Häfen“
Die EZB sorgt für die Turbulenzen, weil sie im großen Stil Staatsanleihen aufkauft und so die Zinsen drückt. Die einst „sicheren Häfen“ für Anleger, wie Anleihen, Cash und Edelmetalle, sind äußerst begehrt. Die Investoren nehmen die Negativrenditen in Kauf, weil zumindest das in Deutschland angelegte Geld gegen Totalausfälle geschützt sein sollte. Die Bundesanleihen gelten als quasi risikoloses Investment, weil Deutschland von allen Ratingagenturen mit der höchsten Bonitätsstufe bewertet wird. Doch das Verhalten der EZB ändert die Spielregeln: Weltweit übersteigt das Volumen von Bonds im negativen Bereich bereits die 10-Billionen-Dollar-Marke.

Die Entwicklung bringt vor allem Versicherungen und Rentenfonds unter Druck. Die aktuellen Kurse könnten für Anlegern der perfekte Einstieg sein, denn die Performance der vergangenen fünf Jahren zeigt bei zahlreichen Produkten solide Wertsteigerungen (siehe Chart).

Der „Allianz Euro Rentenfonds“ (ISIN: DE0008475047) investiert hauptsächlich in verzinsliche Wertpapiere, die über eine gute Bonität verfügen und von Emittenten aus Industriestaaten stammen. Diese Wertpapiere haben eine durchschnittliche Restlaufzeit zwischen 3 und 9 Jahren. Etwa 90 Prozent des Portfolios machen Staatsanleihen aus. Für die vergangenen fünf Jahre kann der Fonds eine Wertsteigerung von 43 Prozent verzeichnen (Stand: 13. Juli 2016; Quelle: Edisoft).

Ein weiterer Rentenfonds, der allerdings ausschließlich in Staatsanleihen von EU-Mitgliedstaaten investiert, ist der „3 Banken Staatsanleihen-Fonds“ (ISIN: AT0000615364). Der Staatsanleihen-Fonds hat seit 2011 eine Wertsteigerung von knapp 20 Prozent vorzuweisen (Stand: 13. Juli 2016; Quelle: Edisoft). Hier wird vorwiegend das mittelfristige Laufzeitsegment von rund 5 bis 7 Jahren abgedeckt.

Doch auch Mischfonds haben trotz aller Turbulenzen gerne deutsche Staatsanleihen im Depot. Unterm Strich würden die Vorteile überwiegen, so die Walser Privatbank. Deutsche Staatsanleihen sind daher auch Bestandteil des mehrfach ausgezeichneten Mischfonds Walser Portfolio German Select (ISIN: LU0181454132). Jeweils zu Jahresbeginn wird das Fondsvermögen zur Hälfte in deutsche Aktien und deutsche Bundesanleihen investiert. Der Fonds überzeugt mit einer soliden Wertsteigerung von knapp 17 Prozent seit 2011 (Stand: 13. Juli 2016; Quelle: Edisoft).