An den Börsen ging es in dieser ersten Handelswoche des neuen Jahres fröhlich nach oben. Das DAX-Ziel dieses Anstieges lag bei 10.675 Punkten und wurde nahezu erreicht. Das Allzeithoch vom Frühjahr 2015 von rund 12.400 Punkten wäre das nächste Fernziel. Sollte auch diese Marke übersprungen werden, könnte ein schneller Anstieg um weitere 2.000 Punkte folgen. Die Erwartungen vieler Investoren sind – zumindest für die erste Jahreshälfte 2017 – durchaus positiv. Kurzfristig ist der Markt allerdings deutlich überhitzt. Die große wichtige Marke ist jetzt der ehemalige Ausbruchsbereich zwischen 10.800 und 10.400 Punkten.

Der übergeordnete Trend ist derzeit klar nach oben gerichtet. Zwischenzeitlich fallende Kurse werden von vielen Käufern dankbar genutzt. Dies sollte auch erst einmal so bleiben, es sei denn, die (teils länger bekannten) Problemfelder brechen sich wieder Bahn. Zunächst dürften jedoch die positiven Aspekte dominieren. So erwartet man von der neuen Trump-Regierung eine große Unterstützung für die US-Wirtschaft. Repatriierung ist eines der Stichwörter, begünstigt durch besonders attraktive Steuersätze von wenigen Prozent im Falle einer Rückholung großer Kapitalsummen amerikanischer Unternehmen in die USA. Hinzu kämen unter anderem Steuersenkungen für Unternehmen, die in den USA aktiv sind und Infrastrukturinvestitionen in größerem Stil. Dies alles würde sich auch für die Unternehmensbewertungen an den Börsen entsprechend positiv auswirken, weil damit natürlich die Nettogewinne deutlich ansteigen würden.

Außerdem hofft man auf eine politische Annäherung zwischen den USA und Russland, was sich auch ökonomisch entspannend auswirkt, etwa durch eine Reduzierung beziehungsweise Aufhebung der Sanktionen. Alles in allem sind das für die Wirtschaft sehr gute Zeichen.

Dass die Wallstreet mit Trump – entgegen der ursprünglichen Unkenrufe – keinerlei Probleme hat, zeigt sich im explosionsartigen Anstieg der Bankaktien wie beispielsweise Goldman Sachs. Das wundert auch nicht, wenn man sich die jüngsten Personalentscheidungen des gewählten Präsidenten vor die ungläubig geriebenen Augen führt. Da wird der amtierende Präsident von Goldman Sachs zum Chefstrategen berufen und ein hochrangiger Anwalt der Bank soll künftig die SEC leiten, mithin jene Behörde, die die Geschäfte von Goldman Sachs und Co. beaufsichtigen soll. Wem hier ein Gleichnis von Bock und Gärtner einfällt, ist damit sicherlich nicht alleine.

Die Bankaktien sind fast ausschließlich für die Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate verantwortlich. Das ohnehin stark gewichtete Segment „Banken“ im Dow Jones hat im letzten Jahr 29 Prozent zugelegt.

Die Kehrseite des erwarteten US-Booms: Noch mehr Gefahren für China
Die Kehrseite der Medaille: Was gut im Sinne von „Make America great again“ ist, ist natürlich schlecht für die anderen. Im zweiten Halbjahr dürften die Risiken und Gefahren insbesondere rund um das Thema China wieder in den Vordergrund treten. Zum einen würde eine anziehende US-Wirtschaft zu weiter steigender Inflation und in der Folge zu rascheren Zinserhöhungen in den USA führen, die wiederum den Dollar weiter befestigen würden. Die Probleme für China würden sich dadurch noch weiter vergrößern, da noch mehr Kapital aus China abgezogen wird. Die Situation im Reich der Mitte ist unter anderem mit Blick auf die sehr hohe Verschuldung und die überaus weit verzweigten Schneeballsysteme bereits jetzt sehr gefährlich.

China reagiert in diesen Tagen darauf und verschärft erneut die Kapitalkontrollen. Dadurch sollen weniger Dollar das Land verlassen, im Gegenteil: Die Bevölkerung wird aufgerufen, Dollar zu verkaufen und in Yuan umzutauschen. Schon seit Dienstag erklimmt der Interbankenzins immer neue Höhen und ist zuletzt sogar regelrecht explodiert. Der Zinssatz, den chinesische Banken untereinander verlangen, wenn sie sich (über Nacht) Geld leihen, schoss bis auf 45 (!) Prozent. Diese Situation hatten wir übrigens auch schon im Januar 2016.

Was sind die Hintergründe? Der Yuan beginnt gegenüber dem US-Dollar zu steigen. Dabei müsste er bei einem starken Kapitalabfluss in Richtung US-Dollar doch eigentlich fallen. Der Grund für den steigenden Yuan liegt in den massiven Interventionen der chinesischen Notenbank mit dem Ziel, den Abzug von US-Dollar aus China zu verhindern, indem man die Nachfrage nach Yuan (künstlich) steigert. Dadurch wird den Banken in China Kapital in heimischer Währung entzogen. Die Märkte trocknen aus. Dadurch sehen sich die Banken gezwungen, Dollar zu verkaufen um Yuan zu erhalten. Dementsprechend explodieren die Interbankenzinsen. Nach wie vor sehen wir also eine hoch explosive Situation im chinesischen Finanzsektor, bei Chinas Währung und im chinesischen Schuldensektor. Hier lauern auch die größten Gefahren für dieses Jahr und darüber hinaus, die sich mit steigenden US-Zinsen dramatisch erhöhen werden. Ein (strohfeuerartiger) Boom, der zunächst einmal in den ersten Monaten 2017 durch Trump und seine Maßnahmen erwartet wird, kann in der Folge zu ganz großen Problemen bei den Schwellenländern führen, allen voran für China. In diesem Spannungsfeld werden wir uns in diesem Jahr im Wesentlichen bewegen.

Jahr der Nationalisten?
In den vergangenen Monaten scheint ein Siegeszug der weltweiten Nationalisten gestartet zu sein. Von Duterte auf den Philippinen, über Wilders in Holland, Le Pen in Frankreich, den Brexit und natürlich Trump in den USA geht die längst nicht vollständige Liste. Doch besonders die Tatsache, dass Amerika als das Kernland der Globalisierungsbewegung einen Nationalisten zum Präsidenten wählt, sollte aufhorchen lassen. Es stellt sich die Frage, ob es wirklich ein Siegeszug der Nationalisten ist oder ein Pyrrhussieg für Sündenböcke.

Sollten sich die längst bekannten Probleme des Weltfinanzsystems, die seit Jahren unter der Herrschaft der Globalisierer aufgebaut wurden, ausgerechnet dann Bahn brechen, nachdem die Nationalisten die Macht übernommen haben, wird man die damit verbundenen dramatischen Folgen den Populisten und Nationalisten zurechnen und nicht jenen, die die Mixtur angerührt haben. Damit wäre dem endgültigen Siegeszug der Globalisierung der Weg bereitet. Kaum jemand würde sich dann noch dagegen stellen wollen.

Übernahmekarussell dreht sich immer schneller – bis nur ganz wenige übrig bleiben...
Für 2017 werden nicht nur in der Chemiebranche, wie schon im vergangenen Jahr, Übernahmen im großen Stil erwartet. Hintergrund ist unter anderem das billige Geld der Notenbanken, das allerdings nur den großen Konzernen zur Verfügung steht. Denn nur wer groß genug ist, hat Zugang zu diesem billigen Geld. Die kleineren Unternehmen tun sich dabei nach wie vor schwer, unter anderem wegen der schärferen Anforderungen an die Bankenwelt. Also werden wir auch 2017 den Megatrend von Globalisierung und Monopolisierung sehen. Das bedeutet, dass es kein großes System der freien Marktkräfte mehr gibt, sondern eine Konzentration auf etwa zwei große Spieler je Branche. „The winner takes it all“ lautet das Motto während für die anderen kaum mehr etwas übrig bleibt. Diese werden entweder geschluckt oder gehen Pleite und am Ende stehen Monopole oder Oligopole. Das ist Gift für die freie Marktwirtschaft, Gift für das, was wir eigentlich seit Jahrzehnten befürworten und als richtig funktionierend herausstellen. Monopole und Oligopole sind gefährlich, weil die alleine bestimmen können, wohin die Reise geht. Das führt u.a. auch dazu, dass diese Monopolisten auch nicht mehr investieren müssen, weil sie eben keine Konkurrenz mehr haben.

Dennoch ist genau das der Trend. Die großen Konzerne haben natürlich auch ein Interesse daran, dass das vorangeht. Sogar die immer dichter werdende (Über-)Regulierung liegt durchaus im Interesse der großen Player. Denn diese haben dafür Abteilungen, deren Kosten in einem großen Konzern bequem verwässern. Sie können es sich leisten, all diese Regulierungen, Auflagen und Dokumentationspflichten zu erfüllen. Die kleinen Firmen können das eben nicht. Für die ist das ein großer Kostenfaktor, der sich irgendwann nicht mehr stemmen lässt. Am Ende eines solchen Prozesses bleiben also ganz wenige Unternehmen übrig, die sich die Welt aufteilen – zu Gunsten ihrer Eigner aber ganz sicher nicht zu Gunsten der Gesellschaft!

Goldpreis: Ausbruch voraus?
Der Goldpreis befindet sich in einer charttechnisch interessanten Konstellation. Gerade in den letzten Tagen stieg der Preis des Edelmetalls wieder deutlich über die Marke von 1.150 Dollar pro Feinunze. Aus wellentechnischer Sicht könnte von diesem Niveau ausgehend innerhalb der nächsten 12 bis 24 Monate wieder eine starke Aufwärtsbewegung starten. Dies bliebe jedoch abzuwarten. Immerhin bietet die aktuelle Marktlage einige Gelegenheiten, wieder einen Einstieg zu probieren, und zwar sowohl bei den physischen Edelmetallen als auch den darunter liegenden Minenaktien, die diese Entwicklung gehebelt und von daher mit höherer Dynamik spielen. Zweistellige Kurszuwächse pro Tag sind hier keine Seltenheit. Cashkurs*Gold mag hierfür gerne als Inspiration dienen. Dort präsentieren wir Ihnen stets eine stark fundamental ausgerichtete Analyse der namhaften Bergbauunternehmen. Ein Blick dürfte sich lohnen!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein ruhiges und erholsames Wochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Ihr
Dirk Müller