Das Gesetzeswerk mit dem Kürzel MiFID II schreibt vor, dass Broker, Banken und Wertpapierhandelshäuser ab dem 1. Januar 2018 gesonderte Rechnungen für Analysen und Research stellen. Damit würde die Richtlinie eine neue Fondsgebühr schaffen, die für Anleger so bislang zumindest nicht offensichtlich war. Müssen sich Fondsanleger also bald über höhere Kosten ärgern?


Bisher werden Forschungs- und Analysekosten in der Regel über Gegengeschäfte finanziert. Dabei vergeben die Asset Manager lukrative Aufträge und Broker oder Investmentbanken gewähren dafür Zugang zu ihrem Datenmaterial. Mit der neuen Finanzmarktrichtlinie ist es nun den einzelnen Fondsgesellschaften überlassen, ob sie die Researchkosten auf die von ihnen verwalteten Fonds umlegen oder selbst übernehmen wollen.


Letzteres trifft auf zahlreiche große Investmenthäuser bzw. Gesellschaften zu, welche schon bislang auf eigene Researchabteilungen zurückgreifen konnten. Hierzu zählt etwa der Fondsriese Allianz Global Investors. Wie der Asset Manager mitteilt, werden die Kosten für das sogenannte Broker-Research für alle Fonds und Kundenmandate, welche unter die MiFID II-Regelung fallen, auf eigene Rechnung genommen und nicht den Anlegern weiter belastet. „Mit der Übernahme der Kosten für Broker-Research wollen wir unsere Kunden entlasten und gleichzeitig unsere Investmentprozesse effizient weiterführen, deren Stärke in globaler Vernetzung und in der internationalen Zusammenarbeit unserer Portfoliomanager und Analysten liegt“, erklärt Tobias C. Pross, Head of EMEA von AllianzGI, den Beschluss in seinem Haus. „Bei regulatorischen Änderungen untersuchen wir immer zuerst, was sie für den Kunden bedeuten – und dann setzen wir als Trusted Advisor die Lösung um, die in seinem besten Interesse liegt.“ Dieser Ansatz decke sich auch mit dem Ansinnen von MiFID II, Interessenkonflikte zu vermeiden. Für Allianz GI sei diese Entscheidung naheliegend, da man ohnehin auf ein starkes hausinternes Researchteam setzen würde und den größten Teil der Analysen selbst erstelle. „Diese Kosten tragen wir seit jeher in unserer G&V-Rechnung“, so Pross.


Auch beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch hat man sich dazu entschieden, auf das hauseigene Researchteam zu setzen und die Ausgaben selbst zu tragen. Das Branchenmagazin Citywire Deutschland zitiert Dirk von Velsen, Vorstand bei Flossbach von Storch, mit der Einschätzung, dass durch die Regelung der Preisdruck auf dem Analyse-Markt zunehme, was letztendlich zu einer Konsolidierung bei den Anbietern führen könnte. Eine solche Entwicklung sei aber nicht unbedingt nachteilig, da das derzeit sehr große Angebot an Researchdienstleistern und Markteinschätzungen nicht zwingend die Voraussetzung für gute Investmententscheidungen liefern würde, so von Velsen weiter.


Weitere Gesellschaften, welche die Kosten auf die eigene Kappe nehmen möchten, sind etwa die Deutsche Asset Management, Blackrock, Franklin Templeton, Aberdeen, Unigestion und der britische Asset Manager J O Hambro Capital Management.


Mehr Transparenz und sogar sinkende Kosten?


Anders hat man sich hingegen beim französischen Vermögensverwalter Carmignac Gestion entschieden, hier will man die Kosten nicht übernehmen. Auch die Fondssparte der Sparkassen, Deka, will die Researchausgaben den Anlegern in Rechnung stellen. Dies sei jedoch nicht mit der Einführung einer zusätzlichen Fondsgebühr gleichzusetzen, sondern bedeute lediglich eine getrennte In-Rechnungstellung. „Die Kosten für Research, die auch heute den Sondervermögen über die Transaktionskosten belastet werden, werden künftig separat und damit transparent ausgewiesen“, so die Aussage der Deka gegenüber FondsDISCOUNT.de. Denn: Researchkosten werden bereits jetzt schon berechnet, allerdings werden diese bislang zusammen mit den Transaktionskosten veranschlagt. Dass die Ausgaben künftig getrennt abgerechnet werden, komme dem Anleger letztlich in Form von mehr Transparenz entgegen. Ausgewiesen wird der Posten dann auf der Jahresabrechnung der Fonds.


Bei Union Investment hatte man zunächst angekündigt, die Kosten ebenfalls den Anlegern in Rechnung zu stellen. Nun sollen die Kosten für externes Research jedoch auf eigene Bücher genommen werden: Diese Entscheidung erfolge nach Abschluss mehrerer hausinterner Projekte, die unter anderem zum Ziel hatten, die zukünftigen Researchkosten zu berechnen, so das Unternehmen. „Unser Ziel war es von Anfang an, dass die Gesamthöhe der zukünftigen Kosten aus Transaktionen und Research den bestehenden Status quo nicht überschreitet. Wir gehen nach unserer Entscheidung daher von einer Reduzierung der Gesamtkosten für unsere Kunden aus“, erklärt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.


Anlegern bleibt vorerst also nur die Möglichkeit, die weitere Entwicklung aufmerksam zu verfolgen. Ebenfalls abzuwarten bleiben die Auswirkungen für den Gesamtmarkt. Denn, im Falle einer Reduzierung der Analyseanbieter, könnte langfristig die Gefahr drohen, dass die den Asset Managern zur Verfügung gestellten Markteinschätzungen sehr gleichläufig werden – denn bei immer weniger Researchdienstleistern würde auch die Vielfalt an Informationen abnehmen und Fehleinschätzungen könnten an Gewicht gewinnen. Damit hätte die Regelung sehr viel weitreichendere Konsequenzen als das vom Gesetzgeber beabsichtigte Mehr an Transparenz.