Die EZB ist auf großer Einkauf-Tour: Seit Oktober 2014 hat die Notenbank Anleihen für 1080 Milliarden Euro gekauft. Jeden Monat kommen weitere Wertpapiere in Höhe von 80 Milliarden Euro dazu, bis mindestens März nächsten Jahres soll das Anleihenkaufprogramm gehen. Das Problem: Ab 2017 wird es keine geeigneten Bundesanleihen mehr auf dem Markt geben, meldet der Fondsanbieters und Anleihen-Spezialist Bantleon.

„Bislang hat die EZB stets betont, dass die Umsetzung der Anleihenkäufe reibungslos abläuft. Mittlerweile pfeifen es jedoch die Spatzen von den Dächern: Bei Bundesanleihen wird die Notenbank über kurz oder lang in die Bredouille geraten. Nach unserer Einschätzung sind – unter den gegebenen Bedingungen – spätestens Anfang 2017 keine ,QE-fähigen‘ Bundesanleihen mehr verfügbar“, heißt es in der Analyse.

Deutschland macht zu wenig Schulden
Grund für den Engpass sind die strengen Regeln, die sich die EZB für das Programm selbst auferlegt hat: Die Käufe richten sich nach den Ländergewichten, die nach dem Anteil des jeweiligen Staates am Eigenkapital der EZB gewichtet werden. Deutschland ist mit einer Quote von 26 Prozent Spitzenreiter, gefolgt von Frankreich (20 Prozent)und Italien (17,5 Prozent). Aufgrund des Länderschlüssels muss die EZB daher von Deutschland die meisten Bonds einkaufen.

Der Druck wird zusätzlich erhöht, weil aufgrund der vergleichsweise geringen Verschuldung Deutschlands nur wenige Bunds im Umlauf sind: Nur 16 Prozent aller Euro-Staatsanleihen sind aus Deutschland. Das Ungleichgewicht zwischen der Nachfrage durch die EZB und dem vorhandenen Angebot ist laut Bantleon in keinem anderen Land so groß wie in Deutschland. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Ländern macht Deutschland derzeit auch keine neuen Schulden – was die Verknappung verstärkt.

Weitere Ausschlusskriterien für Anleihen-Käufe: Die Rendite der Anleihe darf nicht unter dem Einlagesatz der EZB liegen (aktuell -0,4 Prozent). Die Laufzeit der Renditen soll zwischen 2 und 30 Jahren liegen und es dürfen nur 33 Prozent einer Emission und eines Emittenten aufgekauft werden.

Angebot verknappt sich
Derzeit liegen 60 Prozent der Bundesanleihen unter diesem Wert und sind so für das QE-Programm unbrauchbar. Das bringt die Bundesbank als Käufer in Schwierigkeiten. In den 16 Monaten, in denen das EZB-Programm läuft, hat die Bundesbank Bunds im Wert von 208 Milliarden Euro aufgekauft, bei gleichbleibendem Tempo sind im März 2017 rund 315 Milliarden Euro erreicht.

Bundesanleihen im Wert von 800 Milliarden Euro sind derzeit im Umlauf. Mit der 33-Prozent-Grenze pro Emittent dürften laut EZB-Regeln die Anleihenkäufe der Bundesbank die Höhe von 264 Milliarden Euro eigentlich nicht überschreiten. Das von der EZB selbst gesetzte Zielkontingent von 330 Milliarden Euro für deutsche Staatsanleihen ist also nicht erreichbar, ohne die eigenen Regeln zu brechen. Zwar könnte die EZB auch deutsche Länderanleihen kaufen, doch die Mindestrendite von -0,4 Prozent schränkt das Angebot deutlich ein.

Es ist durchaus denkbar, dass die EZB ihre eigenen Regeln auflockern wird, laut Bantleon wäre die Aufhebung der Mindestrendite die effektivste Maßnahme, allerdings auch die politisch umstrittenste: Die Verluste für die Bundesbank wären vorprogrammiert.