Am 8. November stehen den Amerikanern Wahlen ins Haus und aufgrund der Rolle des Landes als Hegemonialmacht füllt der auf Hochtouren laufende Wahlkampf seit Wochen die Zeitungen und Nachrichtenportale. Diesmal allerdings stehen zwei Kandidaten zur Wahl, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Einzige, was sie eint, ist vermutlich die traurige Tatsache, dass beide eben sehr unbeliebt sind.

Hillary Clinton, trotz aller berechtigter oder unberechtigter Kritik, ist eine Profi-Politikerin, die wohl auch am ehesten für die Fortsetzung der Politik von Barack Obama stehen würde. Sie ist, wie man so schön sagt, main stream und damit sicherlich gut verdaulich für die Kapitalmärkte.

Donald Trump hingegen ist alles andere als ein Profi-Politiker. Er gilt eher als Polit-Clown, der polternd und schimpfend die niederen Instinkte der Menschen anspricht. Trump, dem noch vor wenigen Monaten niemand ernsthafte Chancen eingeräumt hatte, versteht es, die Wähler anzusprechen. Populismus eben. Da sollten wir Europäer jedoch nicht verächtlich über die Amis die Nase rümpfen, sondern uns vor unserer eigenen Haustür umsehen. Für die Kapitalmärkte wäre Trump als Präsident relativ schlecht, da nicht einzuschätzen ist, was überhaupt bzw. wie er welche Agendapunkte umsetzen will und kann. Ob nun seine, höflich als unkonventionell bezeichnete, Steuerpolitik oder seine Außenhandelspolitik – viele dieser Positionen würden potenziell die Wirtschaftsabläufe stark beeinflussen, auch wenn sich kaum abschätzen lässt, auf welche Weise. Doch die Kapitalmärkte sind sehr sensibel, was Unsicherheit angeht, und würden aller Wahrscheinlichkeit nach im Falle eines Sieges von Donald Trump in den Risk-Off-Modus wechseln.

Wie erklärt sich nun, dass Trump mit seiner Wahlkampfparole Make America Great Again so weit gekommen ist? Eine Antwort dürfte eine Umfrage der US-Notenbank aus dem Jahr 2013 zur Finanzsituation der Konsumenten liefern. Diese Umfrage, die aktuell wieder läuft und deren neue Ergebnisse nächstes Frühjahr zu erwarten sind, brachte einige beunruhigende Tatsachen ans Licht. Gemäß dieser Studie hatten die amerikanischen Haushalte aus der unteren Einkommensschicht 2013 weniger Vermögen als noch 2010. Dieselben Daten der US-Notenbank haben auch hervorragende Artikel, unter anderem im Atlantic Magazine, hervorgebracht. The Secret Shame of the Middle-Class Americans weist auf ein Ergebnis dieser Umfrage hin, nach dem 47 % aller US-amerikanischen Haushalte in einer Notsituation nicht in der Lage wären, 400 US-Dollar direkt zur Verfügung zu haben. Sie müssten sich das Geld leihen oder Dinge verkaufen. Ist der amerikanische Traum also ausgeträumt?

Vor 45 Jahren machte die Mittelschicht noch den weitaus größten Teil der amerikanischen Bevölkerung aus (siehe Grafik). Mittlerweile ist diese Bevölkerungsschicht gleich groß wie Unterschicht und Oberschicht zusammen.

Diese und ähnliche Studien zeigen, dass es (vor allem in den USA) eine starke und zunehmende Ungleichverteilung der Einkommen und Vermögen gibt. Dies bringt quasi zwangsläufig ein Erstarken der populistischen Alternativen zu den etablierten Parteien mit sich, die mit ihrer Politik zu dieser sozialpolitisch äußerst ungewollten Verteilungsproblematik geführt haben. Im Fall der USA bedeutet dies, dass Donald Trump hervorragende Chancen hat, im Januar als 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt zu werden. Wie auch immer die Wahlen ausgehen, sollten wir Europäer allerdings sparsam mit unserer Schadenfreude umgehen. 2017 stehen Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Bulgarien, Tschechien und Deutschland an. Wer kann schon sagen, welcher Trump sich da noch hervortun wird?

Gastautoren: Guido Barthels, Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A. und Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG

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