FondsDISCOUNT.de: Mischfonds – seit einiger Zeit je nach Ausrichtung auch unter den Bezeichnungen Multi-Asset-Fonds oder Vermögensverwaltende Fonds bekannt – werden immer wieder als „Muss“ für jedes Depot empfohlen, sie gelten geradezu als „Alleskönner“. Worin liegen die besonderen Vorzüge dieser Investments?
Sandra Crowl: Anleger suchen global nach attraktiven risikobereinigten Renditen, setzen auf Sparmöglichkeiten mit Zinseszins und streben nach der Steigerung von Erträgen. Über Anlagen in einzelnen Märkten und Anlageklassen können zwar kurzfristig Gewinne erzielt werden, jedoch bestehen höhere Risiken als bei Anlagen in Multi-Asset-Produkten. Anlagen in Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkten hingegen bieten diversifizierte Performancemöglichkeiten. Diese Anlageklassen, in unterschiedlichen Regionen, können sehr asynchron sein, wobei ein erfahrener Investor mit globaler Ausrichtung, der entsprechende Erfahrungswerte in allen Anlagemärkten danach bestrebt ist, in Segmente mit dem größten Potential zu investieren und diejenigen meiden will, die sich im Abschwung befinden. Der Schlüssel liegt in aktivem Management – der Allokation der richtigen Mischung in geeignete geographische Gebiete. Auf diese Weise wird die Performance – mit dem Ziel, der Talsohle im Zyklus einer jeden Anlageklasse zu entkommen, – gleichmäßig über den Anlagehorizont verteilt.

Der vermögensverwaltende Ansatz gilt als Königsdisziplin im Fondsmanagement. Wie sehen die besonderen Herausforderungen aus?
Globales Multi-Asset-Management erfordert spezielles Know-how der Märkte der Industrie- und Schwellenländer. Die Fähigkeit zur Interpretation von Fundamentaldaten unter Berücksichtung politischer und sozialer Aspekte ist wesentlich, um das globale Anlageuniversum zu verstehen. Multi-Asset-Manager müssen Gelegenheiten erkennen können, doch ebenso wichtig ist auch die Notwendigkeit, Risiken zu mindern. Risiken können auf unbeständige makroökonomische Bedingungen, länder- oder unternehmensspezifische Kreditrisiken, Wechselkursvolatilität und verschlechterte Marktliquidität zurückzuführen sein. Das Jahr 2015 ist ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren.

Sind Multi-Asset-Fonds teurer als reine Aktien- oder Rentenfonds? Schließlich muss das Management verschiedenste Assetklassen berücksichtigen, dies lässt auf einen höheren Analyseaufwand schließen…
Die Höhe der Transaktionskosten fällt weltweit unterschiedlich aus. Kosten für Aktien sind höher als für Anleihen, und in Industrieländern sind Transaktionen in der Regel günstiger als in Schwellenländern. Multi-Asset-Fondsmanager müssen diese Diskrepanzen berücksichtigen. Für aktiv verwaltete Fonds, die sich zur Maximierung der Performance auf das Know-how eines Portfoliomanagers stützen und nicht an einer Benchmark oder einer festen Mischung von Anlageklassen festhalten, würden als Preis für die erzielten höheren Renditen in der Regel auch höhere Gebühren anfallen als für Fonds, deren Portfoliomanager nach indexähnlichen Renditen streben und keine aktive Verwaltung einsetzen.

Wie ist es um das Risiko-Ertragsprofil von Multi-Asset-Fonds bestellt?
Mittels Diversifizierung sollten gut verwaltete Multi-Asset-Fonds eine niedrigere Volatilität aufweisen als reine Aktienfonds.

Worauf achten Sie beim Assetmanagement, könnten Sie Ihre spezifische Strategie kurz erklären?
Carmignac ist seit 1989 Vorreiter auf dem Gebiet der Verwaltung von Multi-Asset-Fonds. Als unabhängiges Unternehmen mit nur einem Geschäftsschwerpunkt, nämlich der Verwaltung von Fonds für unsere Anleger, ist es uns möglich, einen uneingeschränkten und benchmarkunabhängigen Anlageansatz aufrechtzuerhalten. Durch die Synthese aus unserem makroökonomischen Top-down-Know-how und einem soliden, auf Fundamentaldaten beruhenden Bottom-up-Auswahlprozess können wir Anlagethemen erkennen, die für eine langfristige Anlage geeignet sind. Das Know-how des Fondsverwaltungsteams führen wir in unserem Multi-Asset-Ansatz zusammen, um so die jeweiligen Fähigkeiten anlageklassenübergreifend optimal zu nutzen und wechselseitig die Entwicklung von Ideen zu fördern. Sorgfältiges Risikomanagement bildet den Kern unseres Anlageprozesses, dessen Ziel darin besteht, mittels eines aktiven Risikomanagementansatzes durch Talsohlen verursachte Verluste zu minimieren, ohne dabei den Wunsch unserer Kunden nach Kapitalerhalt aus den Augen zu lassen.

Für den Fall dass die Aktien- und Anleihenmärkte unter Druck geraten – worin läge dann der Mehrwert Ihres Fonds?
Das Multi-Asset-Portfolio Carmignac Patrimoine verfügt über einen 26-jährigen Track Record und ist sehr geübt darin, das Risikolevel seiner Anlagen in Anleihen und Aktien jeweils an das gewünschte Risikoprofil anzupassen. In Baissephasen der Anleihenmärkte kann der Fonds seine Zinsduration auf eine modifizierte Duration von -4 Punkten senken, um so eine bessere Performance zu erzielen, wenn die Preise auf den Anleihenmärkten fallen. In Baissephasen der Aktienmärkte kann der Portfoliomanager das Aktienrisiko auf 0% senken. Dies erreicht er entweder durch die Absicherung mit Derivaten, die Reduzierung der Stücke der gehaltenen Aktien oder durch eine Mischung beider Strategien. Auch das Währungsrisiko kann angepasst werden, um die mögliche Volatilität von Wechselkursschwankungen zu senken, die sich negativ auf die Performance auswirken würden.

Vielen Dank für das Interview!

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