In Europa setzt sich die Niedrigzinspolitik weiter fort. Die Europäische Zentralbank belässt den Zins auf null und kauft im großen Stil Staats- und Unternehmensanleihen. Sie treibt deren Kurse damit in die Höhe und die Renditen in den Keller. So ist es bereits seit Jahren und die Anleger am Rentenmarkt haben sich an die Doktrin von EZB-Chef Mario Draghi gewöhnt, der alles tun will, was in seiner Macht steht, um den Euro zu retten und das Inflationsziel von nahezu zwei Prozent zu erreichen.


Diese Geldpolitik in Europa besteht nun schon seit fast zehn Jahren. Doch in den USA wurde in der vergangenen Woche eine Trendwende eingeleitet. Die US-Zentralbank Fed kündigte an, die in den Jahren nach der Krise aufgeblähte Bilanz der Notenbank allmählich abbauen zu wollen. Die auslaufenden Anleihen im Portfolio der Bank werden also nicht mehr durch neue Anleihen ersetzt. Damit zieht sich der wichtigste Akteur aus dem Rentenmarkt zurück, was folgenschwere Auswirkungen nach sich ziehen kann.


„Wir sind für die Rentenmärkte an einem Wendepunkt angekommen, was die Liquidität betrifft“, sagt Gergely Majoros, Chief Financial Analyst und Mitglied des Investment-Komitees beim französischen Asset Manager Carmignac im Gespräch mit FondsDISCOUNT.de. „Wir befinden uns in der Phase der Normalisierung, der Reduktion der Liquidität, da muss man etwas vorsichtiger sein.“ Die hohen Bewertungen seien nicht mehr aufrecht zu erhalten.


Weniger Liquidität bedeutet, dass die Anleihenkurse fallen werden, wenn die Zentralbank in den USA nicht mehr einspringt und Anleihen zu überteuerten Kursen kauft. Die Fed muss sich also vorsichtig aus dem Markt zurückziehen, damit die Kurse auf dem Rentenmarkt nicht schlagartig einbrechen. Allen Anzeichen zufolge sind die Märkte an ihrem Höhepunkt der Liquidität angekommen. „Das haben wir noch nie erlebt und dieses Risiko muss man managen“, sagt Majoros.


Europa wird zu einem Kontinent der Chancen


Dieses Szenario ist auch auf Europa übertragbar, doch im Gegensatz zu den USA beobachtet der Kapitalmarktexperte von Carmignac auf dem alten Kontinent noch positive Entwicklungen: „Das Wachstum hat sich von den USA in den Rest der Welt verlagert, insbesondere nach Europa. Der Aufschwung ist breit und synchron aufgestellt und betrifft die meisten Länder. Die Dynamik ist deutlich besser als in den USA“, sagt Majoros.



Die langfristigen Inflationserwartungen hätten sich stabilisiert. Der Markt erwartet dauerhaft und nachhaltig, dass es wieder Inflation gibt. Auch das politische Risiko ist gesunken. Nach den Wahlen in Frankreich und Europa sind mit Emmanuel Macron und Angela Merkel zwei Staats-Chefs an der Macht, die Europa gemeinsam stark machen wollen. „Diese Indikatoren schlagen sich noch nicht in den Anleiherenditen wieder“, bemerkt Majoros. „Das passt nicht zusammen.“


Für Majoros liegt das an der „Selbstgefälligkeit“ der Märkte, die nicht an die Normalisierung der EZB Geldpolitik glauben wollen. Im Wirtschaftszyklus sind die USA Europa ein bis zwei Jahre voraus.


Die Reduzierung der Liquidität und der makroökonomische Aufschwung in Europa passen nicht zusammen. „Wir behalten die Verkaufsoptionen bei deutschen Bundesanleihen, weil jeder Zeit eine Korrektur erfolgen kann“, sagt Majoros.


Das Marktumfeld für Renteninvestitionen gestaltet sich also schwierig. „Es ist schwer in Europa überhaupt Rendite hinzubekommen“. Beim Carmignac Sécurité (ISIN: FR0010149120) wurde die modifizierte Duration bereits im Vorfeld deutlich gesenkt und liegt derzeit bei -55 Basispunkten (Mehr zum Begriff der modifizierten Duration finden Sie in unserem Interview mit Gergely Majoros). Der Fonds hält zudem derzeit 24 Prozent Cash oder cashähnliche Positionen. Das Kreditrisiko wurde reduziert und die Gewichtung an den Kreditmärkten ausgeweitet. Kurzlaufende Anleihen im Investmentgrade-Bereich werden nachgekauft. Bei Finanztiteln hat Carmignac Gewinne mitgenommen. „Wir sind extrem vorsichtig aufgestellt“, sagt Majoros.


Doch es gibt auch noch genügend Chancen für Performance auf den Rentenmärkten. Rendite findet Carmignac vor allem noch in der europäischen Peripherie. Seit 2016 gibt es einen Spread zwischen den Anleihen in Italien und Spanien. „Die Spreadausweitung macht Peripherie selektiv wieder interessant“, so der Finanzmarktexperte.


Auch die Emerging Markets sind weiterhin sehr attraktiv. Doch hier müsse man selektiv vorgehen, da es sich dabei um ein sehr heterogenes Feld handele. „In den Schwellenländern sehen wir positive Fundamentaldaten, die Regierung haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht. Das sieht man an der stabilen Leistungsbilanz. Reformen sehen wir auch in Brasilien und deswegen möchten wir diese Chancen mitnehmen“, so Majoros.


Während Anleger mit dem Carmignac Sécurité (ISIN: FR0010149120) ein eher defensiven Rentenfonds investieren können, um damit auf Kapitalerhalt zu setzen, bietet der französische Asset Manager mit dem Carmignac Portfolio Unconstrained Global Bond (ISIN: LU0336083497) noch einen Rentenfonds, der sich keine Restriktionen bei der Anlagestrategie setzt und weltweit investiert.


Auch beim Unconstrained Global Bond wurde die modifizierrte Duration deutlich gesenkt. Der Fonds investiert in Staatsanleihen in Spanien, Italien, Portugal und Griechenland sowie in Unternehmensanleihen und sonstige Anleihen. Auch Schwellenländeranleihen sind im Fonds enthalten, z. B. aus Brasilien, Argentinien, Mexiko sowie vereinzelt auch Tschechien, Indonesien und Ungarn.


Die Verkaufspositionen des Carmignac Portfolio Global Unconstrained Bond liegen in den USA, Australien, Großbritannien, Schweiz, Frankreich und Deutschland. „Wir warten auf eine Zeit, in der wir das Geld besser ausgeben können, als bei diesen hohen Bewertungen“, sagt Majoros. „Wir bevorzugen strukturell den Euro gegenüber dem Dollar, aber nicht weil das Momentum besser ist, sondern wir sehen strukturelle Veränderungen, die dazu führen können, dass der Euro weiter an Wert gewinnen kann.“ Auch die geopolitische Situation sei besser als in den USA.


Europa wandelt sich von einem Risiko- zu einem Chancenkontinent.